Realitäten
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Thema der diesjährigen Medientage München lautete „Realities“. Zwei der auf dem dreitätigen Kongress diskutierten Realitäten hat sich unser Gastautor Michael Kayser genauer angeschaut: die Bestandsaufnahme zum Ende des Sammelinkassos im Kabelnetz sowie die Diskussion um die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dazu sprach auch Danilo Höpfner in der neuen Folge des Podcasts „Medien im Visier“ mit dem Telekommunikations- und Medienrechtsexperten Professor Dr. Bernd Holznagel von der Universität Münster.
Werner Ballhaus, Medien- und Tech-Experte vom Beratungshaus PwC, versucht, die jetzige und zukünftige Realität im German Entertainment & Media Outlook 2024-2028 in Zahlen zu fassen. Im Interview erklärt Ballhaus, was hinter den Zahlen steckt und welche Chancen zum Beispiel noch privatfinanzierte Lokalsender haben.
Dass es allem Anschein nach mehrere Realitäten gibt, wird im Gesetzgebungsverfahren zum TK-Netzausbaubeschleunigungsgesetz, dem TK-NABEG, deutlich. Für die einen ist es eine Lachnummer, für die anderen eine Chance, den Glasfaserausbau zu beschleunigen. Nach zahlreichen Einlassungen der Politik haben sich nun vor dem Digitalausschuss des Bundestages mehrere Sachverständige zum TK-NABEG geäußert. Was halten die Experten von dem Gesetz?
Was das Bundesdigitalministerium von seiner Gigabit-Strategie hält, kann man im Fortschrittsbericht des Ministeriums nachlesen. Kurz gesagt: Es läuft nach Ansicht des Ministeriums. Interessant ist hingegen, was nicht im Bericht steht – schließlich erhebt er keinen Anspruch auf die vollständige Darstellung der Realität(en) im Festnetz- und Mobilfunkausbau.
Neuigkeiten vom Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation und Kurzmeldungen runden die Ausgabe ab. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre.
Heinz-Peter Labonte, Herausgeber
Marc Hankmann, Redaktionsleiter
Dr. Jörn Krieger, Redakteur
Ausgabe 134 • November 2024
Inhalt
„Es würde ein Player entstehen, der mit US-Streamern konkurrieren kann“ – PwC-Experte Werner Ballhaus über Erlöse, Wachstum und Chancen im TK- und Mediensektor
Marc Hankmann
Im German Entertainment & Media Outlook 2024-2028 gibt das Beratungsunternehmen PricewaterhousCoopers einen Ausblick auf die künftige Entwicklung des deutschen Medien- und Telekommunikationssektors. Werner Ballhaus ist als Leiter des Bereichs Medien, Technologie und Telekommunikation bei PwC Deutschland für den Outlook verantwortlich. MediaLABcom hat er erklärt, wie es im Streaming-Markt weitergeht, warum der Pay-TV-Bereich schrumpfen wird und welche Chancen privatfinanzierte Lokal- und Regionalsender haben.
TK-NABEG: von der Lachnummer zum Ausbau-Beschleuniger?
Marc Hankmann
Das Gesetz zur Beschleunigung des Ausbaus von Telekommunikationsnetzen (TK-NABEG) ist wahrlich kein Sprinter. Mehrfach stand es auf der Tagesordnungen der Kabinettssitzungen, mehrfach wurde es wieder heruntergenommen. „Nach dem zehnten Mal habe ich aufgehört zu zählen“, sagte CSU-Politiker Hansjörg Durz bei der Bundestagsdebatte zum TK-NABEG am 11. Oktober 2024. Die CDU-Politiker Nadine Schön sprach von einem „Running Gag“. Was kommt da auf den Glasfaserausbau zu? Und: Kommt da überhaupt was?
Konsolidierung im Glasfasermarkt: Unsere Grüne Glasfaser will Infrafibre Germany übernehmen
Dr. Jörn Krieger
Unsere Grüne Glasfaser (UGG) will Infrafibre Germany (IFG) mit ihren Töchtern LEONET, Breitbandversorgung Deutschland (BBV) und Infrafibre Networks übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde jetzt unterzeichnet. Finanzielle Angaben wurden nicht gemacht.
Es geht voran!?! Was im Fortschrittsbericht des BMDV nicht steht
Marc Hankmann
Klappern gehört zum Handwerk und so hört es sich erst einmal sehr gut an, wenn von 100 Maßnahmen 87 umgesetzt sind bzw. werden. Damit klopft sich das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Fortschrittsbericht zu seiner Gigabit-Strategie selbst auf die Schulter.
Klassisches Fernsehen behauptet sich gegen Streaming-Konkurrenz
Dr. Jörn Krieger
Im Jahr 2024 schauen weiterhin 81 Prozent der Deutschen überwiegend, also mehr als die Hälfte ihrer Sehdauer, lineares Fernsehen. Vor drei Jahren lag der Anteil noch bei 83 Prozent und sinkt damit nur minimal. Zu diesem Ergebnis kommt die 16. Ausgabe des Deloitte Media Consumer Survey, die die deutsche Konsumentenperspektive auf TV- und Videodienste untersucht.
Kabelhaushalte ohne TV-Vertrag: NetCologne will „Schwarzseher“ abklemmen
Dr. Jörn Krieger
Vier Monate nach Abschaffung des Sammelinkassos beginnt NetCologne damit, TV-Anschlüsse ohne laufenden Vertrag schrittweise abzuschalten. Seit dem 1. Juli 2024 dürfen die TV-Anschlusskosten nicht mehr über die Nebenkosten des Vermieters abgerechnet werden. Die von der Gesetzesänderung betroffenen Mieter wurden vor Inkrafttreten informiert und erhielten individuelle Vertragsangebote von NetCologne. Wer jetzt noch keinen Vertrag abgeschlossen hat, aber weiterhin das TV-Signal von NetCologne nutzt, dem droht nach Angaben des Netzbetreibers ab sofort die Abschaltung.
Realities der Medientage München
Michael Kayser
„Realities“ lautete das Motto der Münchner Medientage, die vom 23. bis 25. Oktober 2024 nach Angaben des Veranstalters rund 5.000 Teilnehmer anzogen. Denen begegnete zunächst die „Realität“ des Eintrittspreises von 749 Euro, mit zusätzlichen 199 Euro für die Abendveranstaltung. Auch ein eintägiger Besuch war mit 349 Euro netto (exkl. Mehrwertsteuer) nicht günstig.
Medien im Visier – der Podcast von MediaLABcom
Danilo Höpfner
In fünf Jahren kann die Lage ganz anders sein
Fünf Fernsehsender weniger, bis zu 20 Radioprogramme weg. Kein Plus beim Rundfunkbeitrag, Deckelung beim Einkauf der Sportrechte. Die Entwürfe für einen neuen Rundfunkstaatsvertrag haben es in sich. Welche Vorschläge sind sinnvoll, welche nicht, und greifen die Vorschläge an den richtigen Stellen? Und welche Rolle spielt die gesellschaftliche Polarisierung in der aktuellen Debatte?
Neues vom FRK
FRK begrüßt die Mitgliedschaft der Deutschen Telekom im BUGLAS
Der Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) begrüßt die Mitgliedschaft der Deutschen Telekom im Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS). Auch wenn diese Mitgliedschaft mehrheitlich im Markt kritisch gesehen wird, erkennt der FRK hierin die Chance auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Telekom, um den Glasfaserausbau in Deutschland gemeinsam voranzubringen. „Diese Mitgliedschaft signalisiert den Willen und das Engagement der Telekom für eine intensivere Zusammenarbeit mit kleinen und mittelständischen Netzbetreibern, die auch der FRK vertritt“, erklärt Ralf Berger, Vorsitzender des FRK.
Kurzmeldungen
Dr. Jörn Krieger
Umsätze von TV, Radio, Streaming steigen 2024 auf 16 Milliarden Euro
Die Gesamtumsätze der Audio- und audiovisuellen Medien in Deutschland werden im laufenden Gesamtjahr 2024 voraussichtlich um 4,3 Prozent auf insgesamt 16 Milliarden Euro steigen (2023: 15,3 Milliarden Euro). Relevanteste Wachstumstreiber sind die Abo- und Werbeerlöse im Audio- und Video-Streaming-Bereich, für Radiowerbung und Teleshopping werden zumindest einstellige prozentuale Umsatzzuwächse prognostiziert, die Abo- und Werbeerlöse im Fernsehen werden voraussichtlich etwa auf Vorjahresniveau liegen. Dies ergibt sich aus der Umsatzstatistik 2023 sowie -prognose 2024 zum Audio- und audiovisuellen Medienmarkt in Deutschland, die der Privatsenderverband VAUNET in Berlin vorstellte.
„Es würde ein Player entstehen, der mit US-Streamern konkurrieren kann“ – PwC-Experte Werner Ballhaus über Erlöse, Wachstum und Chancen im TK- und Mediensektor
Marc Hankmann
Im German Entertainment & Media Outlook 2024-2028 gibt das Beratungsunternehmen PricewaterhousCoopers einen Ausblick auf die künftige Entwicklung des deutschen Medien- und Telekommunikationssektors. Werner Ballhaus ist als Leiter des Bereichs Medien, Technologie und Telekommunikation bei PwC Deutschland für den Outlook verantwortlich. MediaLABcom hat er erklärt, wie es im Streaming-Markt weitergeht, warum der Pay-TV-Bereich schrumpfen wird und welche Chancen privatfinanzierte Lokal- und Regionalsender haben.
MediaLABcom: Herr Ballhaus, wenn man einen Blick auf die deutsche Unterhaltungs- und Medienbranche wirft, hat man zunächst den Eindruck, hier ist jede Menge im Umbruch. Dennoch wächst die Branche. Wieso?
Werner Ballhaus: Das Wachstum ist zum einen auf digitale Medien zurückzuführen, zum anderen auf Live-Erlebnisse. So gehörten 2023 die Segmente Onlinewerbung, Internetvideo, Kino, Messen und Livemusik zu den Bereichen mit vergleichsweise hohem absolutem Wachstum.
MediaLABcom: Insgesamt sind die Deutschen im internationalen Vergleich aber eher weniger digital unterwegs. Woran liegt das?
Werner Ballhaus: Eine wichtige Rolle spielt das Verhalten der Konsumenten. Die Zahlen aus unserem PwC German Entertainment & Media Outlook 2024-2028 verdeutlichen, dass in Deutschland derzeit noch überwiegend Geld für nicht-digitale Medien ausgegeben wird. Im Jahr 2023 machten die digitalen Vertriebsumsätze lediglich 29 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Bis 2028 wird jedoch ein Anstieg dieses Anteils auf 34,3 Prozent prognostiziert.
Global (53 Länder sind in unserem PwC Global Entertainment & Media Outlook 2024-2028 erhalten) erwarten wir einen durchschnittlichen Anteil von 43,3 Prozent der Vertriebserlöse durch digitale Geschäftsmodelle. Dies zeigt, dass Deutschland im globalen Vergleich weiterhin weniger digital unterwegs ist.
Dies zeigt sich auch in unserer PwC-Studie „Generation Babyboomer“, die das Verhalten der Generation 1946 bis 1964 in Deutschland untersucht und die aktuell den größten Anteil der deutschen Gesellschaft ausmacht. Als Beispiel gaben 76 Prozent der Befragten in der genannten Umfrage an täglich (mehr als eine Stunde) traditionelles Fernsehen zu schauen, wohingegen nur 34 Prozent der Befragten angaben, täglich (mehr als eine Stunde) zu streamen (zum Beispiel Netflix, Disney+ oder Mediatheken).
Ein weiterer Faktor ist die Regulierung. Ein Beispiel ist die Datenschutz-Grundverordnung. Diese schützt zwar einerseits die Daten der Kunden und wird vielfach auch in anderen Geographien in dieser Hinsicht als Vorreiter angesehen, trägt aber andererseits dazu bei, dass den Unternehmen bei der Einführung digitaler Produkte bzw. Dienstleistungen rechtliche Hürden begegnen.
MediaLABcom: Laut dem Entertainment & Media Outlook von PwC verzeichnet das Kino das stärkste Wachstum. Ist der Eindruck falsch, dass immer größere Fernseher und Streaming auf Kosten des Kinobesuchs gehen?
Werner Ballhaus: Der Eindruck, dass größere Fernseher und Streaming-Dienste auf Kosten des Kinobesuchs gehen, greift zu kurz. Tatsächlich verzeichnete das Kino 2023 das stärkste prozentuale Wachstum aller Segmente der Unterhaltungs- und Medienbranche, was vor allem auf Erholungseffekte nach den Covid-19-Einbrüchen zurückzuführen ist. Gleichzeitig zeigt es aber auch die anhaltende Anziehungskraft des Kinoerlebnisses.
Das Kino bietet ein unvergleichliches Gemeinschaftserlebnis und eine audiovisuelle Qualität, die zu Hause schwer zu erreichen ist. Filmstudios setzen zudem weiterhin auf exklusive Kinostarts für Blockbuster. Durch moderne Technologien, komfortable Sitzgelegenheiten und ein erweitertes gastronomisches Angebot haben sich Kinos weiterentwickelt und unterstützen so die Erholung der Branche.
Doch all dies konkurriert mit dem Angebot der Streaming-Dienste, sodass das Wachstum im Bereich Kino bis 2028 auf durchschnittlich 5,5 Prozent pro Jahr sinken wird.
Insgesamt können Kino und Streaming koexistieren, da beide ihren eigenen Platz im Unterhaltungssektor haben. Während Streaming den Komfort der Heimunterhaltung bietet, bleibt das Kino als Gemeinschaftserlebnis für viele unverzichtbar.
MediaLABcom: Auch der Bereich Internetvideo hat zugelegt, vor allem die Einnahmen durch Werbung (AVoD). Sie wuchsen 2023 um 27,3 Prozent auf 594,4 Millionen Euro. Sehen wir hier den Erfolg der noch relativ neuen FAST Channels (Free Ad-supported Streaming TV)?
Werner Ballhaus: Ja, der starke Anstieg der Einnahmen im Bereich Internetvideo, insbesondere durch werbefinanzierte Dienste (AVoD) ist unter anderem auf den Erfolg der neuen FAST Channels zurückzuführen. Diese Kanäle bieten eine attraktive und kostenlose Alternative zu den kostenpflichtigen, werbefinanzierten Streamingdiensten.
MediaLABcom: Der Bereich Internetvideo erlebt eine Marktsättigung. Wird es dann nun eine Marktkonsolidierung geben? Werden Streaming-Anbieter verschwinden?
Werner Ballhaus: Es ist möglich, dass der Bereich Internetvideo nach einer Phase des starken Wachstums in Zukunft eine Marktkonsolidierung erlebt. In gesättigten Märkten kommt es häufig zu einer Konsolidierung, bei der kleinere oder weniger profitable Anbieter durch größere und etabliertere Unternehmen aufgekauft oder verdrängt werden. Dies kann dazu führen, dass einige Streaming-Anbieter vom Markt verschwinden oder fusionieren.
Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig das Ende der Vielfalt im Streaming-Sektor. Vielmehr könnte es zu einer Konzentration auf qualitativ hochwertige Inhalte und exklusive Angebote kommen, um sich im Wettbewerb zu differenzieren. Größere Anbieter könnten ihre Position weiter stärken, während innovative Nischenanbieter weiterhin erfolgreich bestehen können, indem sie spezifische Zielgruppen ansprechen.
Insgesamt erwarten wir, dass der Markt im Prognosezeitraum bis 2028 durchschnittlich um 7,4 Prozent pro Jahr wachsen wird, sodass wir vorerst keine Marktsättigung erwarten, auch wenn sich das Wachstum verringert.
MediaLABcom: Einbrüche haben Sie im PwC-Outlook fürs Fernsehen und die TV-Werbung festgestellt. Wie sehen die Einbrüche konkret aus?
Werner Ballhaus: Der Umsatz aus Pay-TV-Diensten, die sich aus Verbraucherabonnements und Vermittlungsentgelten zusammensetzen, ging 2023 um 1,6 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zurück. Der TV-Werbemarkt ging 2023 um 4,2 Prozent zurück und betrug 4 Milliarden Euro.
Der deutsche Markt für Fernsehen und TV-Werbung wird sich in den nächsten Jahren weiter rückläufig entwickeln. Sowohl die Umsätze mit Pay-TV-Diensten als auch die TV-Werbeerlöse werden im Prognosezeitraum jährlich um durchschnittlich 1,2 Prozent zurückgehen.
Der Bewegtbildmarkt (ohne Social Media) insgesamt wird allerdings im Prognosezeitraum um durchschnittlich 1,8 Prozent pro Jahr wachsen. Dies zeigt, dass das Bewegtbild weiterhin Zuschauende anzieht.
MediaLABcom: Wie gut oder schlecht gelingt es den Medienunternehmen, die sich über TV-Werbung finanzieren, die Einbrüche durch Werbung und Abos in bzw. für digitale TV-Produkte zu kompensieren? Wie sieht hier Ihre Prognose für die nächsten vier Jahre aus?
Werner Ballhaus: Medienunternehmen, die sich über TV-Werbung finanzieren, stehen vor der Herausforderung, Rückgänge im linearen TV durch digitale TV-Produkte zu kompensieren. Dies gilt, wie unsere Prognosen zeigen, sowohl für Einnahmen aus Werbung als auch aus Abonnements. Viele Medienunternehmen investieren daher in digitale Angebote und hybride Geschäftsmodelle wie AVoD und FAST Channels.
MediaLABcom: Haben angesichts dieser Entwicklung werbefinanzierte lokale und regionale TV-Sender überhaupt noch eine Chance zu überleben?
Werner Ballhaus: Werbefinanzierte lokale und regionale TV-Sender haben trotz der Herausforderungen durch die Digitalisierung weiterhin Chancen zu überleben. Der besondere Fokus auf lokale Inhalte sowie ein enges Community-Engagement bieten einen einzigartigen Mehrwert und stellen ein Alleinstellungsmerkmal dar.
Die weitere Entwicklung dieser Sender wird davon abhängen, wie digitale Plattformen und soziale Medien eingesetzt werden, um Reichweiten zu erhöhen und neue Werbemöglichkeiten zu erschließen.
MediaLABcom: Zollen Fernsehen und TV-Werbung dem Streaming-Erfolg Tribut oder wo sehen die Gründe für den Einbruch?
Werner Ballhaus: Der zunehmende Konsum von On-Demand-Inhalten hat die Sehgewohnheiten verändert, wodurch traditionelle Fernsehsender und ihre Werbeeinnahmen an Reichweite verlieren. Darüber hinaus führt dieses Sehverhalten zu einer Fragmentierung des Publikums. Zuschauende verteilen ihre Zeit zunehmend auf das Angebot von Streaming-Diensten sowie auf soziale Medien wie zum Bespiel TikTok oder Instagram. Dies verringert die Zeit, die Zuschauende für TV-Sender aufbringen und reduziert deren Reichweite. Im gleichen Zuge verlagern sich die Werbebudgets zunehmend zu digitalen Medien.
MediaLABcom: In Deutschland haben wir mit den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen und zwei großen Streaming-Plattformen werbefinanzierter Medienhäuser – RTL+ und Joyn – eine besondere Situation. Könnte ein Zusammenschluss zu einem nationalen Player dafür sorgen, die Vormachtstellung der großen US-Streaming-Anbieter zu durchbrechen?
Werner Ballhaus: Ob es genügen wird, die Position der US-Streaming-Anbieter zu durchbrechen ist schwer zu beantworten. Aber es würde definitiv ein Player entstehen, der mit diesen besser konkurrieren kann. Die US-Streaming-Anbieter haben Größenvorteile, die sie im Wettbewerb um Content, Werbekunden und Zuschauer einbringen können.
MediaLABcom: Wie Sie bereits sagten, wird auch der Pay-TV-Markt schrumpfen. Welche Gründe liegen hier für diesen Rückgang vor?
Werner Ballhaus: Auch hier sind die Gründe für den Rückgang vielfältig. Zum einen hat sich das Sehverhalten der Nutzer verändert. Konsument bevorzugen zunehmend On-Demand-Inhalte, was die Attraktivität von Pay-TV-Angeboten verringert. Zum anderen wächst das Angebot der Streaming-Dienste stetig, die mit werbefinanzierten Modellen (AVoD) kostengünstigere Alternativen zu traditionellen Pay-TV-Abonnements bieten. Darüber hinaus schaffen Streaming-Dienste exklusive und beliebte Inhalte, die im traditionellen Pay-TV nicht verfügbar sind.
MediaLABcom: Die Serviceumsätze der Telekommunikationsanbieter betrugen im vergangenen Jahr 32 Milliarden Euro. Wie haben sich diese Umsätze in den vergangenen Jahren entwickelt?
Werner Ballhaus: Die Serviceumsätze sind zwischen 2019 und 2023 im Durchschnitt um 1,3 Prozent pro Jahr gestiegen. Die Serviceumsätze des Festnetzes sind zwischen 2019 und 2023 mit durchschnittlich 2,1 Prozent pro Jahr stärker gestiegen als die Serviceumsätze im Mobilfunk mit durchschnittlich 1,2 Prozent. Dies liegt nicht zuletzt an dem zunehmenden Datenkonsum und dem damit einhergehenden Bedarf nach höheren Geschwindigkeiten.
Der Datenkonsum ist im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 28,1 Prozent pro Jahr gestiegen, wobei in diesem Zeitraum das Streaming von Videos den größten Anteil am Datenverbrauch hatte, gefolgt von Videospielen.
MediaLABcom: Der Glasfaserausbau ist im vollen Gange, wenngleich der Verbraucher nicht unbedingt bereit ist, die hohen Preise für höhere Bandbreiten zu bezahlen. Welche Auswirkungen gehen in den kommenden Jahren von der steigenden Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen mit Blick auf die Serviceumsätze der TK-Unternehmen aus?
Werner Ballhaus: In den kommenden Jahren erwarten wir einen steigenden Bedarf an datenintensiven Anwendungen wie 4K-Streaming, Online Gaming, Internet of Things (IoT) und Smart-Home-Technologien. Dies wird langfristig zu einer vermehrten Nachfrage nach höheren Bandbreiten führen, was die Serviceumsätze steigern wird. Aus der Perspektive des Netzbetreibers ist Glasfaser energieeffizienter und umweltfreundlicher als Kupfernetze, was die Betriebskosten senkt und die CO2-Bilanz verbessert.
MediaLABcom: Wann wird der Umsatz der digitalen den der nicht-digitalen Segmente überholen?
Werner Ballhaus: Wir gehen davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren die digitalen Segmente zügig an Bedeutung gewinnen werden, während die nicht-digitalen Segmente voraussichtlich an Bedeutung verlieren. Bis zum Jahr 2028 wird sich die Lücke im Hinblick auf den Gesamtumsatz nahezu vollständig schließen. Dies wird maßgeblich durch den hohen Werbeumsatzanteil getragen, wobei ein großer Teil auf Onlinewerbung entfällt.
Der Anteil der digitalen Umsätze an den gesamten Werbeeinnahmen wird im Jahr 2028 voraussichtlich 67,4 Prozent betragen, während der Anteil der Vertriebserlöse aus digitalen Geschäftsmodellen, wie bereits erwähnt, bei 34,3 Prozent liegen wird.
MediaLABcom: Vielen Dank für das Gespräch.
TK-NABEG: von der Lachnummer zum Ausbau-Beschleuniger?
Marc Hankmann
Das Gesetz zur Beschleunigung des Ausbaus von Telekommunikationsnetzen (TK-NABEG) ist wahrlich kein Sprinter. Mehrfach stand es auf der Tagesordnungen der Kabinettssitzungen, mehrfach wurde es wieder heruntergenommen. „Nach dem zehnten Mal habe ich aufgehört zu zählen“, sagte CSU-Politiker Hansjörg Durz bei der Bundestagsdebatte zum TK-NABEG am 11. Oktober 2024. Die CDU-Politiker Nadine Schön sprach von einem „Running Gag“. Was kommt da auf den Glasfaserausbau zu? Und: Kommt da überhaupt was?
Die zweite Frage lässt sich mit Ja beantworten. Das TK-NABEG ist im Gesetzgebungsverfahren und durchlief Mitte Oktober den Digitalausschuss im Bundestag. Zur ersten Frage kann die Antwort nur lauten: eine ganze Menge, denn neben etlichen Maßnahmen geht es im TK-NABEG auch um Verbraucherschutz oder die Datenüberprüfung beim Abschluss von Prepaid-Mobilfunktarifen. Inwiefern das dem Glasfaser- und Mobilfunkausbau Beine machen soll, sei einmal dahingestellt. Anscheinend soll das TK-NABEG auch dem Telekommunikationsgesetz (TKG) auf die Sprünge helfen.
Das überragende öffentliche Interesse
Noch vor dem Regierungsentwurf erhitzten sich die Gemüter an der Regelung zum Status des überragenden öffentlichen Interesses, der nur dem Mobilfunk zugesprochen wurde und der bis 2030 befristet war. So verwies Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus im Bundesrat darauf hin, dass es keinen Durchmarsch in allen genehmigungsrechtlichen Fragen bedeute, wenn auch der Glasfaserausbau im überragenden öffentlichen Interesse stünde. Stattdessen ermögliche dieser Status den Genehmigungsbehörden im Rahmen ihrer Ermessensausübung dem Glasfaserausbau einen Rang auf Augenhöhe mit anderen Schutzgütern beizumessen.
Darauf verwies auch Professor Dr. Bernd Holznagel vom Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht der Universität Münster als Sachverständiger vor dem Digitalausschuss des Bundestags. Hier wurde bereits der TK-NABEG-Entwurf unter die Lupe genommen, der die Verlegung und Änderung aller TK-Linien, auch Glasfaser, als im überragenden öffentlichen Interesse definiert. Laut Holznagel sei dieser Status kein Allheilmittel. Die Ausnahme für naturschutzrechtliche Prüfungen sei zudem wirkungslos. Laut Holznagel beriefen sich Landkreise oder Kommunen nicht auf den Umweltschutz, wenn es um die Genehmigung von Ausbauprojekten gehe, sondern eher auf das Wege- oder Straßenrecht.
Ausbauverpflichtungen und Genehmigungsfristen
Dagegen stuften andere Sachverständige das überragende öffentliche Interesse für den Glasfaserausbau durchaus als wichtig ein. Sowohl Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsleitung des IT-Verbands Bitkom, als auch Klaus Müller, Geschäftsführer der Bundesnetzagentur (BNetzA), sehen darin die Grundlage, um die Ausbauverpflichtungen aus der vergangenen Frequenzauktion zu erfüllen. Schließlich muss auch der Mobilfunkmast mit Glasfaser angebunden werden, wenn bis 2030 99,5 Prozent der gesamten Fläche Deutschlands mit mindestens 50 Mbit/s versorgt werden sollen.
In der Gleichstellung des Glasfaserausbaus mit anderen Schutzgütern sieht Sven Knapp, Leiter des Hauptstadtbüros des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO), eine Chance, dass Genehmigungsverfahren für Ausbauprojekte weniger Zeit beanspruchen. „Genehmigungen werden selten in gesetzten Fristen abgegeben“, erklärte Knapp im Digitalausschuss.
„In wenigen Fällen wirklich relevant“
Da die Sachverständigen überwiegend der Meinung waren, dass es keinen Grund gäbe, beim überragenden öffentlichen Interesse einen Unterschied zwischen Mobilfunk- und Festnetzausbau zu machen, dass eine Unterscheidung sogar mit Blick auf die Technologieneutralität rechtlich problematisch sein könnte, wird die Formulierung, dass die Verlegung und Änderung von Telekommunikationslinien zum Ausbau von öffentlichen Telekommunikationsnetzen im überragenden öffentlichen Interesse liegen, höchstwahrscheinlich Bestand haben.
Auch die Grünen, die sich lange gegen den Status des überragenden öffentlichen Interesses für den Breitbandausbau gewehrt haben, die CDU-Politikerin Ronja Kemmer sprach im Bundestag von der „Lemke-Lähmung“, dürften ihre Haltung aufgegeben haben, wenn die Grünen-Politikerin Tabea Rößner bei dieser Diskussion von einer Überbewertung des überragenden öffentlichen Interesses spricht. „Es wird in wenigen Fällen wirklich relevant sein“, sagte Rößner, die den Digitalausschuss leitet, im Bundestag.
Inhaltliche statt zeitliche Befristung
Uneins waren sich die Experten allerdings bei der zeitlichen Befristung bis Ende 2030, die im TK-NABEG steht, weil die Bundesregierung bis dato anstrebt, den Glasfaserausbau abzuschließen. Dieses Argument ist für Holznagel ein „hinreichender sachlicher Grund“ für die Befristung. Professor Dr. Jürgen Kühling vom Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Immobilienrecht, Infrastrukturrecht und Informationsrecht der Universität Regensburg plädiert hingegen dafür, das Ablaufdatum wegzulassen, da bereits jetzt absehbar sei, dass der Glasfaserausbau über 2030 hinaus andauern werde. Das Datum würde für Ausbauprojekte, die länger als bis 2030 dauerten, Rechtsunsicherheit schaffen.
Stattdessen schlug Kühling vor, nicht das zeitliche, sondern das inhaltliche Ziel der Gigabit-Strategie der Bundesregierung heranzuziehen, wenn der Status des überragenden öffentlichen Interesses begrenzt werden solle. So könnte die Verlegung und Änderung von Telekommunikationslinien zum Ausbau von öffentlichen Telekommunikationsnetzen im überragenden öffentlichen Interesse liegen, bis FTTB-Anschlüsse und 5G flächendeckend verfügbar sind.
Glasfaserüberbau und Kupfer-Glas-Migration
Einigkeit herrschte wiederum darin, dass der TK-NABEG-Entwurf noch Luft nach oben hat. Für die Sachverständigen geht es dabei um zwei Themen: den strategischen Überbau von Glasfaser mit Glasfaser und die Kupfer-Glas-Migration. Seit dem Zwischenbericht der Monitoring-Stelle zum Glasfaserüberbau wartet die TK-Branche vergeblich auf Konsequenzen.
BNetzA-Chef Müller macht ihr keine große Hoffnungen. „Wir können keinem Unternehmen beim Überbau auf die Finger klopfen“, sagte Müller vor dem Digitalausschuss. Es brauche eine Änderung des § 203 TKG, in dem die Pflichten der Netzbetreiber bezüglich Auskunftsersuchen und Untersuchungen der BNetzA geregelt sind. So ist die Behörde laut Müller zwar mit den Akteuren im Austausch, überlege aber auch, ob ein finaler Bericht der Monitoring-Stelle überhaupt einen Mehrwert biete, zumal derzeit die Meldungen eher spärlich eintreffen würden.
Sowohl der strategische Glasfaserüberbau als auch die Kupfer-Glas-Migration sind zwei komplexe Themen, die das BMDV bewusst aus dem TK-NABEG herausgelassen hat, um das Gesetz beschließen zu können, wie BMDV-Staatssekretärin Daniela Kluckert vor dem Bundesrat erklärte. „Manchmal ist 80 Prozent haben besser als 100 Prozent wollen“, sagte Kluckert.
Taxonomie gegen missbräuchliches Verhalten
Ähnlich äußerte sich Kühling im Digitalausschuss: „Es ist wichtig, dass das Gesetz jetzt kommt.“ Für den strategischen Glasfaserüberbau schlägt er vor, zügig eine Taxonomie für problematische Fälle zu entwickeln und bisherige Überbaufälle im Rahmen der vorhandenen rechtlichen Normen zu überprüfen und gegebenenfalls zu ahnden. Die juristischen Voraussetzungen seien laut Kühling vorhanden. Allerdings müssten jetzt die BNetzA und das Bundeskartellamt Evidenzen sammeln und zum Beispiel Leitlinien zum strategischen Überbau herausbringen.
Entsprechende Vorschläge hat bereits die Monopolkommission unterbreitet. Sie nennt drei Kriterien, anhand derer man problematische Überbaufälle identifizieren könne: wenn parallel geplante Glasfasernetze wirtschaftlich nicht tragfähig sind, wenn ein Netzbetreiber bereits Vorleistungsprodukte für passive und aktive Infrastruktur anbietet und wenn das überbauende Unternehmen mit beträchtlicher Marktmacht dennoch einen strategischen Ausbau ankündigt. Sind diese Kriterien gegeben, könnte man laut Monopolkommission von einem missbräuchlichen Verhalten sprechen.
Konzept zur Kupfer-Glas-Migration
Bei der Kupfer-Glas-Migration machen vor allem die Netzbetreiber Druck. BREKO-Hauptstadtbüroleiter Knapp fordert die Vorlage eines Konzeptes bis Jahresende. Auch Kühling kritisiert, dass es ein solches Konzept noch nicht gäbe, obwohl die Monopolkommission bereits 2021 darauf hingewiesen habe. Seiner Meinung nach müsse nun das von der BNetzA moderierte Gigabit-Forum in die Gänge kommen. Dies sei der richtige Ort, um ein Migrationskonzept zu entwickeln. Gelänge es dem Forum nicht, müsse man laut Kühling überlegen, ob die BNetzA mit der Entwicklung eines Migrationsszenarios beauftragt werde.
Müller kündigte an, den Sachstand zur Kupfer-Glas-Migration zusammenführen und im Gigabit-Forum über die nächsten Schritte sprechen zu wollen. Gleichzeitig wiesen er und Kühling auf die Komplexität des Themas hin. Sicherlich sind es keine leichten Aufgaben, die die Politik noch vor sich hat, um Deutschland mit Glasfaser und 5G auszustatten. Umso denkwürdiger ist es, im TK-NABEG auch Regelungen aufzunehmen, deren Zusammenhang mit der Beschleunigung des Breitbandausbaus nur schwer erkennbar ist.
Minderungsrecht und Prepaid-Verträge
So kritisierten die Sachverständigen vor dem Digitalausschuss die Ausgestaltung des Minderungsrechts, von dem Konsumenten Gebrauch machen können, wenn ihnen der Netzbetreiber viel weniger als die in Aussicht gestellte Bandbreite zur Verfügung stellt. Den Verbraucherschützern geht die Ausgestaltung nicht weit genug, sie fordern eine pauschale Entschädigung von monatlich 15 Euro, den Branchenvertretern ist sie ein Dorn im Auge.
„Jetzt diskutieren wir über ein Verbraucherschutzgesetz“, ärgert sich Gerrit Wernke. „Wir haben unser Wort gegeben, keine sachfremden Themen einzugeben. Das war im Nachhinein ein Fehler“, sagte der Leiter des Hauptstadtbüros des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdienste (VATM) vor dem Digitalausschuss. Der Verbraucherschutz werde laut Wernke nicht verbessert, sondern lediglich verteuert und gehöre rein fachlich nicht ins TK-NABEG.
Dieser Meinung war auch der AfD-Politiker Eugen Schmitz in Bezug auf die im TK-NABEG aufgeführten Kontrollpflichten der Anbieter zur Überprüfung von Kundendaten bei Prepaid-Mobilfunktarifen. Im Bundestag sprach Schmitz von einer erweiterten Überwachung des Bürgers durch den Staat. BNetzA-Chef Müller verteidigte die Regelungen im Digitalausschuss, da sich viele Prepaid-Kunden nicht mit Klarnamen registrierten. Das sei ein Sicherheitsrisiko.
Das Glasfaserbereitstellungsentgelt
Zweifel herrschen hingegen bei den Anpassungen für das Glasfaserbereitstellungsentgelt. Eine sogenannte Technikerpauschale in Höhe von 60 Euro pro Wohnung soll die Attraktivität des Entgelts erhöhen. Das sei laut Prof. Dr. Thomas Fetzer, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Regulierungsrecht und Steuerrecht an der Universität Mannheim, zwar eine Verbesserung, aber er bezweifelte, dass die Technikerpauschale einen ausreichenden Anreiz setzt.
Auch in Wernkes Augen ist die Pauschale unzureichend. „Das Glasfaserbereitstellungsentgelt ist aktuell ein Rohrkrepierer“, sagte Wernke vor dem Digitalausschuss und forderte eine Erhöhung der Pauschale auf 75 Euro. Auch die Obergrenzen des Entgeltes von 540 bzw. 300 Euro sollten nach Ansicht des VATM auf 675 bzw. 400 Euro angehoben werden.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Das weitere Gesetzgebungsverfahren wird zeigen, welche Änderungen am TK-NABEG noch vorgenommen werden. Die hier vorgestellten Punkte sind längst nicht alle, die in der Kritik stehen. Hessens Digitalministerin Sinemus kritisierte die angedachte Evaluierung zur Festlegung des Festnetz- und Mobilfunkausbaus im überragenden öffentlichen Interesse als zu teuer. Außerdem belaste sie vor allem die Bundesländer.
Auch die Wirksamkeit der angedachten Genehmigungsfristen wird infrage gestellt. Einerseits verkürzt das TK-NABEG den Zeitraum, in dem Behörden eine Baugenehmigung erteilen müssen, andererseits wird der Zeitraum verlängert, wenn es sich um komplexe Fälle handelt. Wenn das TK-NABEG auch kein Sprinter ist, so besteht aber noch die Hoffnung, dass es ein erfolgreicher Marathonläufer wird.
Konsolidierung im Glasfasermarkt: Unsere Grüne Glasfaser will Infrafibre Germany übernehmen
Dr. Jörn Krieger
Unsere Grüne Glasfaser (UGG) will Infrafibre Germany (IFG) mit ihren Töchtern LEONET, Breitbandversorgung Deutschland (BBV) und Infrafibre Networks übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde jetzt unterzeichnet. Finanzielle Angaben wurden nicht gemacht.
UGG, ein Gemeinschaftsunternehmen von Allianz und Telefónica Gruppe, will mit dem Zukauf ihre Marktposition auf dem Weg zur geplanten Erschließung von 2,2 Millionen Haushalten in vor allem ländlichen Gebieten mit Glasfasertechnologie stärken. Alle aktuellen sowie die in den nächsten Jahren mit den Kommunen bereits unterzeichneten Ausbauprojekte von UGG, LEONET und BBV sollen nach Unternehmensangaben wie geplant durchgeführt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen neue Projekte folgen.
Allianz und Telefónica Gruppe stärken UGG
Die geplante Übernahme unterstreiche das Vertrauen der Investoren Allianz und Telefónica in den deutschen Glasfaser-Infrastrukturausbau sowie in das Geschäftsmodell, erklärte UGG in einer Mitteilung. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Behörden. Der Abschluss wird bis spätestens Ende 2024 erwartet – bis dahin werden beide Unternehmen unabhängig voneinander geführt.
UGG und IFG sind zusammen in acht Bundesländern aktiv. Derzeit befinden sich durch die Unternehmen über eine Million Haushalte im Ausbau oder wurden bereits erschlossen. Mit der Akquisition der IFG durch UGG entsteht einer der größten Glasfaserinfrastrukturanbieter in Deutschland.
Ausbau vor allem in ländlichen Regionen
„Angesichts des hohen Bedarfs an digitalen Infrastrukturen gilt es, Kapazitäten für den Glasfaserausbau effizient zu bündeln und einzusetzen“, sagte UGG-CEO Jens Prautzsch. „Deshalb sehen wir die geplante Übernahme von Infrafibre als wichtigen und richtigen Schritt an, um unser Ziel, 2,2 Millionen Haushalte in Deutschland mit modernster Glasfaser zu versorgen, noch schneller zu erreichen. Gemeinsam leisten wir so einen noch größeren Beitrag zur Erfüllung der Gigabitziele der Bundesregierung.“
Infrafibre-CEO Jürgen Hansjosten erklärte: „Gerade ländliche Regionen brauchen für digitale Teilhabe und wirtschaftliche Entwicklung dringend moderne IT-Infrastrukturen, dafür führt an der Glasfasertechnologie praktisch kein Weg vorbei. Mit dieser Philosophie passen wir sehr gut zu UGG. Wir freuen uns, unter dem Dach der UGG, unterstützt von ihren finanzstarken und langfristigen Investoren, dieser wichtigen Aufgabe weiterhin gerecht zu werden.“
Es geht voran!?! Was im Fortschrittsbericht des BMDV nicht steht
Marc Hankmann
Klappern gehört zum Handwerk und so hört es sich erst einmal sehr gut an, wenn von 100 Maßnahmen 87 umgesetzt sind bzw. werden. Damit klopft sich das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Fortschrittsbericht zu seiner Gigabit-Strategie selbst auf die Schulter.
Nun ist Maßnahme nicht gleich Maßnahme: Im Einsetzen von Arbeitsgruppen dürften langjährige Ministeriumsmitarbeiter zur absoluten Creme de la Creme gehören – ganz nach dem Motto: „Den kannst du nachts um 4 Uhr wecken. Der stellt dir ohne zu zögern eine AG auf.“ Für ein Konzept zur Kupfer-Glas-Migration wurde indes noch keine einzige Zeile geschrieben. Was kann man dem Fortschrittsbericht also abgewinnen?
Vorletzter trotz spektakulärer Entwicklung
Die Gigabit-Strategie wurde im Juli 2022 veröffentlicht. Seitdem hat sich im Glasfaserausbau einiges getan. Die Versorgungsquote mit „Homes passed“ ist von 18,2 beim Start der Strategie auf 32,2 Prozent (Ende 2023) gestiegen. Hierzu weist das Ministerium auf einen Bericht der EU hin, der das Wachstum von über 50 Prozent als „spektakulär“ bezeichnet. Wow!
Im folgenden Satz des EU-Dokuments erwähnt Brüssel aber auch, dass Deutschland immer noch Vorletzter im EU-Glasfaser-Ranking ist. Nimmt man Entwicklung und Platzierung zusammen, klingt das wie der Jubel darüber, dass ein 100-Meter-Läufer das Feld von hinten aufrollt und am Ende Siebter wird. Applaus!
5G-Rollout weiter mit Tempo unterwegs
Im Mobilfunkausbau spricht man hingegen von ganz anderen Zahlen. Der 5G-Rollout steht kurz vor der Flächendeckung. Rein theoretisch, denn wenn die Abdeckung in einer Region mit über 90 Prozent angegeben wird, heißt das nur, dass mindestens einer von drei Mobilfunkbetreibern diese Abdeckung erreicht. Die Nutzer der beiden anderen Netze wundern sich angesichts der Zahlen über das „E“ oben rechts auf dem Smartphone.
Ohnehin ist 5G nicht gleich 5G. Die bundesweite Abdeckung von 92,5 Prozent bezieht sich auf 5G NSA (Non-Standalone). Hier wurde das Zugangsnetz ausgebaut. Das eigentliche 5G, inklusive Ausbau des Kernnetzes, ist laut BMDV das „besonders leistungsfähige 5G Standalone (SA)“. Hier wird eine Flächenabdeckung von 90,26 Prozent erreicht.
Den Worten des Ministeriums folgend ist 5G die Mobilfunktechnologie, die in Deutschland am schnellsten ausgerollt wird. Jetzt müssen nur noch die Konsumenten 5G-Smartphones und -Tarife kaufen. Immerhin: Nach Vodafone und o2 bietet nun auch die Deutsche Telekom ihren Kunden ein 5G-SA-Produkte an.
Politische Ziele und die Realität
Versorgungsquoten von über 90 Prozent soll es nach dem Willen der Regierung auch im Glasfaserausbau in den nächsten Jahren geben. Unter der Überschrift „Entwicklung der verfügbaren Glasfaseranschlüsse“ veröffentlicht das BMDV im Fortschrittsbericht eine Grafik über die Homes-passed-Versorgungsquote – und hängt an deren Ende zwei Balken mit den Zielen für 2025 (50 Prozent Versorgungsquote) und 2030 (100 Prozent Quote) an. Auch wenn nicht wenige in der Branche das Etappenziel 2025 für realistisch halten, handelt es sich nicht etwa um eine Prognose des BMDV, denn dass bis 2030 an jedem Haus eine Glasfaserleitung entlangläuft, glaubt niemand.
„Das politische Ziel eines flächendeckenden Glasfaserausbaus bis 2030 ist nicht mehr erreichbar“, sagt etwa Sven Knapp. Der Leiter des Hauptstadtbüros beim Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) stützt sich dabei auf die jüngste Marktanalyse des Verbands, nach der sich der Glasfaserausbau verlangsamt habe. Aber die Grafik des BMDVs an sich sieht natürlich hübsch aus.
Natürlich weiß auch das Ministerium, das noch viel Arbeit zu erledigen ist. Kürzere Genehmigungsverfahren will es etwa mit dem TK-Netzausbaubeschleunigungsgesetz (TK-NABEG; lesen Sie mehr zum aktuellen Gesetzgebungsverfahren in dieser Ausgabe) umsetzen. Im Fortschrittsbericht betont das BMDV daher die „Definition der Verlegung und Änderung [von] TK-Linien im überragenden öffentlichen Interesse“. So steht es im Gesetzesentwurf, der jedoch noch nicht verabschiedet ist. Bei der Veröffentlichung des BMDV-Berichts stand etwa noch die Anhörung der Sachverständigen im Digitalausschuss des Bundestags aus.
Fokus auf den NE4-Ausbau
Im Fortschrittsbericht weist das BMDV auch auf die Homes-passed-Problematik hin, der zufolge auch Gebäude als mit Glasfaser versorgt gelten, an denen eine Glasfaserleitung nur entlangläuft. Der Anschluss an sich ist also noch nicht erfolgt, was aber laut Bericht „zu einem späteren Zeitpunkt mit vergleichsweise geringem Aufwand nachgeholt werden kann.“ Das mag der Fall sein, wenn nur noch wenige Meter zwischen Leitung und Gebäude liegen. Und auch dann liegt die Glasfaser nur am Gebäude an (FTTB, das erklärte Ziel der Regierung für 2030) – ist aber noch lange nicht im Gebäude, geschweige denn in jeder Wohnung (FTTH).
Doch genau auf den letzten Metern, auf der Netzebene 4 (NE4), durch Treppenhäuser, Kaminschächte oder veraltete Versorgungskanäle, von denen keine gesicherte Dokumentation besteht, wird der Glasfaserausbau noch einmal enorm herausfordernd. Deshalb will das BMDV einen besonderen Fokus auf den NE4-Ausbau legen und hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie die Quote von „Homes connected“ und „Homes activated“ erhöht werden kann. Wohnungs- und TK-Wirtschaft erhalten die Chance, im Rahmen der Studie ihre Belange für den NE4-Ausbau darzulegen.
Einige TK-Unternehmen werden wohl reflexartig sagen, dass die Regierung den Wegfall der Umlagefähigkeit der Netzbetriebskosten zurücknehmen soll. Und tatsächlich prüft das Ministerium gesetzliche Änderungen, um den Ausbau auf der NE4 zu beschleunigen. Aber das BMDV unterstreicht in seinem Bericht auch, dass weitere Workshops mit der Bundesnetzagentur (BNetzA) dazu beitragen würden, dass die neue Rechtslage nach dem Wegfall des „Nebenkostenprivilegs“ – ja, die Lobbyrhetorik der Telekom hat es ins Wording des Ministeriums geschafft – in den betreffenden Branchen angenommen werde. Laut eines Insiders laufen die Gespräche mit der BNetzA derzeit eher so, dass die Behörde kein offenes Ohr für die Problematik der Kabelnetzbetreiber habe, einzelne Haushalte in Kabelnetzen mit Baumstruktur abzuschalten.
Maßnahme FB_19: Untätigkeit ärgert die Branche
Die TK-Verbände lassen den Fortschrittsbericht natürlich nicht unkommentiert. Sie erkennen die Fortschritte im Festnetz- und Mobilfunkausbau an, äußern aber auch ihre Enttäuschung darüber, dass die Regierung aus ihrer Sicht zentrale Themen nicht beherzt genug angegangen ist. Die Maßnahme „FB_19 Erarbeitung eines Konzepts zur Kupfer-Glas-Migration“ gehört zu denen, die im Bericht als „noch nicht begonnen“ gekennzeichnet sind.
Das BMDV will sich des Themas nun gemeinsam mit der BNetzA annehmen. „Brüssel ist längst tätig und wird in den nächsten Monaten klare Vorgaben machen, die alten Kupfernetze bis spätestens zum Jahr 2030 europaweit abzuschalten“, mahnt Philipp Müller, Geschäftsführer des Breitbandverbands ANGA, zu mehr Geschwindigkeit. Sven Knapp vom BREKO kritisiert, dass es immer noch keinen Zeitplan für ein Migrationskonzept gibt. „Wir erwarten hierzu bis Ende des Jahres einen konkreten Vorschlag“, fordert der Leiter des BREKO-Hauptstadtbüros.
Ärgernis strategischer Glasfaserüberbau
Das zweite Thema: der strategische Glasfaserüberbau. Laut Knapp spiele das BMDV auf Zeit. Angesichts solcher Sätze wie „Bei wettbewerbswidrigen Verhaltensweisen bestehen schon jetzt gesetzliche Grundlagen, die ein Eingreifen der Wettbewerbsbehörden […] ermöglichen.“ scheint es wenig wahrscheinlich, dass dem Zwischenbericht der bei der BNetzA angesiedelten Monitoring-Stelle noch ein finaler Bericht folgen wird.
Von einer „höchstproblematischen Entwicklung“ spricht etwa Frederic Ufer. „Dort, wo die Telekom strategischen Übervertrieb und Überbau betrieben hat, ist der Ausbau vielfach zum Erliegen gekommen, da mit dem Ausscheiden der Wettbewerber auch die Telekom den Ausbau nicht weiter forciert hat“, erklärt der Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM). Das BMDV habe die Chance vertan, hierauf einzuwirken.
Studie zu Voucher-Lösungen
Auch der Glasfaser-Voucher ist noch nicht vom Tisch. Das BMDV hat hierzu die Reaktionen auf das neue Glasfaserbereitstellungsentgelt abgewartet. Da dieses nur zögerlich wahrgenommen wird, hat das Ministerium eine weitere Studie in Auftrag gegeben. Das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) soll verschiedene Voucher-Lösungen evaluieren, auch mit Blick auf den NE4-Ausbau. Die Studienergebnisse sollen noch in diesem Jahr vorliegen.
Darüber hinaus hat sich das BMDV 35 neue Maßnahmen auferlegt, um den Breitbandausbau im Festnetz und im Mobilfunk voranzutreiben. So soll es demnächst auch eine Imagekampagne geben, die die Vorzüge des Glasfaseranschlusses preisen wird. Das wird allseits von der Branche gelobt. Bei den Bürgern, die wegen nicht gehaltener Versprechen der ausbauenden TK-Unternehmen, wegen zu hoher Preise oder weil ihre Straße wegen eines angekündigten Überbaus doch nicht erschlossen wird, auf einen solchen Anschluss seit langer Zeit warten, wird diese Kampagne wie Hohn wirken.
Klassisches Fernsehen behauptet sich gegen Streaming-Konkurrenz
Dr. Jörn Krieger
Im Jahr 2024 schauen weiterhin 81 Prozent der Deutschen überwiegend, also mehr als die Hälfte ihrer Sehdauer, lineares Fernsehen. Vor drei Jahren lag der Anteil noch bei 83 Prozent und sinkt damit nur minimal. Zu diesem Ergebnis kommt die 16. Ausgabe des Deloitte Media Consumer Survey, die die deutsche Konsumentenperspektive auf TV- und Videodienste untersucht.
„Das klassische Fernsehen bleibt relevant und spielt seine Stärken gegenüber den Streaming-Diensten konsequent aus. Das Publikum schätzt besonders den Livecharakter und dass man es einfach nebenbei laufen lassen kann, ohne sich Gedanken über den nächsten Programmpunkt machen zu müssen“, ordnet Sophie Pastowski, Medienexpertin und Director bei Deloitte, die Ergebnisse ein.
VoD: erste Anzeichen einer Sättigung
Gleichzeitig zeigt die Konsumentenperspektive auf den Video-on-Demand-Markt erste Anzeichen einer Sättigung. 64 Prozent der Befragten haben inzwischen mindestens ein kostenpflichtiges Abo – ebenso viele wie im Vorjahr. In den Haushalten, in denen Abonnements existieren, ist deren Anzahl im Durchschnitt moderat von 2,2 auf 2,5 gestiegen.
Auch ein Anbieter-Hopping ist zu beobachten: Abonnements werden nur temporär abgeschlossen, beispielsweise um eine bestimmte Serie zu sehen. Ist die Staffel zu Ende, wird das Abo wieder gekündigt. So gab knapp jeder Zehnte (9,5 Prozent) an, im vergangenen Jahr sowohl ein Abo abgeschlossen als auch eines gekündigt zu haben.
„Das enorme Wachstum, das die Video-on-Demand-Dienste in der Corona-Zeit erlebt haben, ist mittlerweile abgeebbt. Doch auch wenn in den Nutzerzahlen ein Plateau erreicht ist, schwächt das Interesse an den Inhalten keineswegs ab: Fast jeder Zweite streamt mehr als noch vor zwölf Monaten“, sagte Pastowski. „Der Wettbewerb um die Bildschirmzeit und Budgets des TV- und Videopublikums wird in Zukunft noch intensiver werden“, schätzt sie ein.
Sport beliebt, aber Monetarisierung schwierig
Ob Fußball, Formel 1 oder Tennis: Sehr beliebt beim TV-Publikum sind die Live-Übertragungen großer Sportevents. Dem Zuschauererfolg stehen allerdings auch enorme Investitionen gegenüber, denn der Erwerb von Übertragungsrechten ist hart umkämpft und entsprechend teuer.
Umso wichtiger ist die Monetarisierbarkeit dieser Inhalte. Deutsche Mediennutzerinnen und -nutzer zeigen sich diesbezüglich offen. Sechs von zehn Befragten sind grundsätzlich bereit, für Livesport-Abonnements zu bezahlen (59 Prozent). Doch das nur in einem moderaten Preisrahmen: Weniger als 15 Prozent der Befragten würden insgesamt mehr als 30 Euro pro Monat für Sport-Abos ausgeben.
Kabelhaushalte ohne TV-Vertrag: NetCologne will „Schwarzseher“ abklemmen
Dr. Jörn Krieger
Vier Monate nach Abschaffung des Sammelinkassos beginnt NetCologne damit, TV-Anschlüsse ohne laufenden Vertrag schrittweise abzuschalten. Seit dem 1. Juli 2024 dürfen die TV-Anschlusskosten nicht mehr über die Nebenkosten des Vermieters abgerechnet werden. Die von der Gesetzesänderung betroffenen Mieter wurden vor Inkrafttreten informiert und erhielten individuelle Vertragsangebote von NetCologne. Wer jetzt noch keinen Vertrag abgeschlossen hat, aber weiterhin das TV-Signal von NetCologne nutzt, dem droht nach Angaben des Netzbetreibers ab sofort die Abschaltung.
„Wir haben uns bewusst im Sinne der Kundinnen und Kunden für einen langen Übergangszeitraum entschieden und umfassend über die Änderung im Kabelfernsehen informiert. Die ‚Schwarzseher‘, die unseren TV-Anschluss weiter nutzen, aber nicht bezahlen, schalten wir jetzt sukzessive ab. Auch wenn das für uns mehr Aufwand bedeutet, sind wir es doch unseren zahlenden Kunden schuldig“, sagte Ulf Menssen, Bereichsleiter Privatkundengeschäft bei NetCologne.
Aufwändiges Verfahren
Das individuelle Abschalten von Kabel-TV-Anschlüssen in Mehrfamilienhäusern ist zwar aufwändig, aber auf verschiedenen Wegen möglich. Oft können Kabelanschlüsse für ausgewählte Wohnungen zentral vom Keller eines Gemeinschaftshauses aus gesperrt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, Sperraufsetzer auf den Kabeldosen in den Wohnungen anzubringen. Rechtlich erlaubt ist laut NetCologne auch, ganze Häuser vom TV-Kabelnetz zu trennen, wenn der überwiegende Teil der Haushalte keinen Vertrag abgeschlossen hat.
Bereits Monate vor Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Juli startete NetCologne eine Aufklärungskampagne. Dabei wurden betroffene Mieter von NetCologne, Vermietern und Wohnungsbaugesellschaften direkt angeschrieben. Zusätzlich informierten Aushänge in den Häusern über die Notwendigkeit, einen individuellen Vertrag zu schließen, um künftig ein TV-Signal über den Kabelanschluss zu erhalten.
Ausweg für Kurzentschlossene
Für Mieter, die noch kurzfristig einen Vertrag abschließen möchten, hat NetCologne eine spezielle Telefonhotline eingerichtet, die unter 0221-2222 5000 erreichbar ist. Alternativ können NetCologne-Internetkunden das TV-Signal online direkt im Kundenportal oder unter www.netcologne.de/tv für 5 Euro monatlich bestellen.
Realities der Medientage München
Michael Kayser
„Realities“ lautete das Motto der Münchner Medientage, die vom 23. bis 25. Oktober 2024 nach Angaben des Veranstalters rund 5.000 Teilnehmer anzogen. Denen begegnete zunächst die „Realität“ des Eintrittspreises von 749 Euro, mit zusätzlichen 199 Euro für die Abendveranstaltung. Auch ein eintägiger Besuch war mit 349 Euro netto (exkl. Mehrwertsteuer) nicht günstig.
Vergleicht man das mit dem Breitbandkongress des Fachverbands Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) in Leipzig, der kostenfrei ist, oder der ANGACOM in Köln, die nur 25 Euro Eintritt verlangt, wird schnell klar, dass die Medientage München vor allem Fachleute aus Unternehmen anziehen, die von ihren Firmen entsandt werden.
Zankapfel Rundfunkbeitrag
Ein zentrales Thema der Veranstaltung, vorgestellt von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), war der Rundfunkbeitrag und die geplante Abschaltung mehrerer Programme der öffentlich-rechtlichen Sender. Insgesamt sollen sechs TV- und 20 Radiosender eingestellt werden, was bereits während der Medientage Spannungen zwischen ARD und ZDF hervorrief.
Politiker, die auf den Medientagen sprachen, warnten beide Anstalten mehrfach davor, gegen die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz der Bundesländer vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Ein solcher Schritt würde den Willen der Länderparlamente umgehen und das ohnehin gespannte Verhältnis zu den 9 Milliarden Euro kostenden Rundfunkanstalten weiter belasten.
Schwarzseher im Kabelnetz
Für die MediaLABcom-Leser besonders interessant war das Panel „Kassensturz und Ausblick“ zur aktuellen Situation nach dem Ende der Umlagefähigkeit der Netzbetriebs- auf die Mietnebenkosten. Hier trafen die vermeintlichen Verlierer Vodafone und Tele Columbus auf die „Gewinner“ Deutsche Telekom, waipu.tv und Zattoo. Christian Heinkele moderierte das Panel als neutraler Schiedsrichter.
Die „Gewinner“ warfen den „Verlierern“ vor, sogenannte Schwarzseher weiter zu dulden, die nach wie vor Kabelfernsehen beziehen, obwohl keine Geschäftsbeziehung mehr bestünde. Das führe, so die Argumentation, zu einer Marktverstopfung. Wer kostenlos TV sehe, schließe keinen Vertrag mit den „Gewinnern“, lautete das Argument. Ein Vertreter der Telekom nannte einen Verlust von 3 bis 5 Millionen Haushalten für Vodafone – ein Wert, dem die Vertreterin von Vodafone nicht widersprach.
Telekom droht mit Klage
Genaue Zahlen über den Verlust von Kabelfernsehanschlüssen gaben jedoch weder Vodafone noch Tele Columbus preis. Zwar sprachen die „Gewinner“ von einem lukrativen Geschäft, doch bleiben die Ergebnisse offenbar hinter den Erwartungen zurück, was sie auf die Marktverstopfung zurückführten.
Die Telekom drohte sogar mit einer Klage im kommenden Jahr, falls Vodafone nicht aktiv die nicht zahlenden Haushalte abschalte. Die Zuhörer des Panels blieben mit Spannung zurück und warten darauf, ob Vodafone auf diese Drohung reagiert und bis zum 1. Juli 2025 die nicht zahlenden Kunden vom Kabelfernsehen ausschließt.
Medien im Visier – der Podcast von MediaLABcom
Danilo Höpfner
In fünf Jahren kann die Lage ganz anders sein
Fünf Fernsehsender weniger, bis zu 20 Radioprogramme weg. Kein Plus beim Rundfunkbeitrag, Deckelung beim Einkauf der Sportrechte. Die Entwürfe für einen neuen Rundfunkstaatsvertrag haben es in sich. Welche Vorschläge sind sinnvoll, welche nicht, und greifen die Vorschläge an den richtigen Stellen? Und welche Rolle spielt die gesellschaftliche Polarisierung in der aktuellen Debatte?
Über die Reformvorschläge für ARD und ZDF sprechen wir in der neuen Ausgabe von MEDIEN IM VISIER mit Professor Dr. Bernd Holznagel, LL.M., vom Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht der Universität Münster.
Hören Sie sich die neue Podcast-Folge von „Medien im Visier“ auf allen gängigen Plattformen an.
Neues vom FRK
FRK begrüßt die Mitgliedschaft der Deutschen Telekom im BUGLAS
Der Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) begrüßt die Mitgliedschaft der Deutschen Telekom im Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS). Auch wenn diese Mitgliedschaft mehrheitlich im Markt kritisch gesehen wird, erkennt der FRK hierin die Chance auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Telekom, um den Glasfaserausbau in Deutschland gemeinsam voranzubringen. „Diese Mitgliedschaft signalisiert den Willen und das Engagement der Telekom für eine intensivere Zusammenarbeit mit kleinen und mittelständischen Netzbetreibern, die auch der FRK vertritt“, erklärt Ralf Berger, Vorsitzender des FRK.
Gerade auf der Netzebene 4 (NE4), den Inhouse-Infrastrukturen, sind die FRK-Mitglieder stark vertreten und offen für neue Kooperationen mit NE3-Betreibern. „Um die Glasfaser bis zum Verbraucher zu bringen, um von Homes passed zu Homes connected und schließlich zu Homes activated zu kommen, führt kein Weg an der NE4 vorbei“, sagt Berger. Dass die Telekom nun Mitglied im BUGLAS ist, zeigt, dass sie dies verstanden hat und daher ihre Kooperationsbestrebungen weiter verstärken will.
Auf diese Weise werden Rahmenbedingungen geschaffen, die es für einen schnelleren und effizienteren Ausbau einer leistungsfähigen und zukunftssicheren digitale Infrastruktur braucht. Zum einen wird Open Access gefördert, also der diskriminierungsfreie, faire Zugang Dritter zu Glasfasernetzen. So wird der Wettbewerb auf und nicht um Netze belebt. Zum anderen sind eine engere Abstimmung und tiefgreifende Kooperationen mit der Telekom möglich, um den ruinösen Doppelausbau von Glasfasernetzen zu beenden. Das Errichten von zwei oder gar mehreren miteinander konkurrierenden Glasfasernetzen in einem Gebiet ist nicht nur kostspielig, sondern auch volkswirtschaftlich sinnlos.
„Der Infrastrukturwettbewerb in seiner jetzigen Form, wird Deutschland nicht ins Glasfaserzeitalter führen“, sagt der FRK-Vorsitzende Berger. „Wir erkennen die ausgestreckte Hand der Telekom und sind auf Basis fairer Konditionen bereit, mit ihr gemeinsam die digitale Infrastruktur zu schaffen, die ein wirtschaftlich starkes Land wie das unsere in Zukunft braucht.“ Die Mitgliedschaft der Telekom im BUGLAS wird dazu führen, dass auch regionale TK-Netze fit für die digitale Zukunft sein werden.
Kurzmeldungen
Dr. Jörn Krieger
Umsätze von TV, Radio, Streaming steigen 2024 auf 16 Milliarden Euro
Die Gesamtumsätze der Audio- und audiovisuellen Medien in Deutschland werden im laufenden Gesamtjahr 2024 voraussichtlich um 4,3 Prozent auf insgesamt 16 Milliarden Euro steigen (2023: 15,3 Milliarden Euro). Relevanteste Wachstumstreiber sind die Abo- und Werbeerlöse im Audio- und Video-Streaming-Bereich, für Radiowerbung und Teleshopping werden zumindest einstellige prozentuale Umsatzzuwächse prognostiziert, die Abo- und Werbeerlöse im Fernsehen werden voraussichtlich etwa auf Vorjahresniveau liegen. Dies ergibt sich aus der Umsatzstatistik 2023 sowie -prognose 2024 zum Audio- und audiovisuellen Medienmarkt in Deutschland, die der Privatsenderverband VAUNET in Berlin vorstellte.
Laut der Prognose werden die Audio- und audiovisuellen Werbeumsätze in Deutschland im Gesamtjahr 2024 um rund 4,6 Prozent steigen und insgesamt voraussichtlich 6,2 Milliarden Euro betragen (2023: 5,9 Milliarden Euro). Für das Segment Audiowerbung prognostiziert der VAUNET für das Gesamtjahr 2024 einen Anstieg der Netto-Umsätze von 3,1 Prozent auf rund 831 Millionen Euro (2023: 806 Millionen Euro). Dabei wird für die Radiowerbung mit einem Umsatzwachstum von 2 Prozent auf rund 713 Millionen Euro (2023: 699 Millionen Euro) und für den Bereich Streaming-Audiowerbung mit einem zweistelligen Umsatzzuwachs in Höhe von 10 Prozent auf 118 Millionen Euro gerechnet (2023: 107 Millionen Euro).
Für das Gesamtjahr rechnet der Verband für das Segment Bewegtbild insgesamt mit einem Anstieg der Netto-Werbeumsätze von 4,8 Prozent auf rund 5,3 Milliarden Euro (2023: 5,1 Milliarden Euro). Dabei wird für die Fernsehwerbung mit einer stabilen Entwicklung auf Vorjahresniveau in Höhe von 3,6 Milliarden Euro gerechnet, während für den Bereich der Streaming-Videowerbung erneut ein zweistelliges Wachstum von 17 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro erwartet (2023: 1,4 Milliarden Euro) erwartet wird.
Laut Prognose werden die Umsätze mit Bezahlinhalten im laufenden Jahr 2024 voraussichtlich um 5 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro steigen (2023: 7,2 Milliarden Euro). Für das Segment Pay-TV wird mit einer stabilen Entwicklung auf Vorjahresniveau in Höhe von 2,2 Milliarden Euro gerechnet. Das Segment Paid-Video-on-Demand wächst hingegen weiter zweistellig um 10 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro (2023: 3,1 Milliarden Euro) und die Erlöse aus Paid Audio um 5 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro (2023: 1,8 Milliarden Euro). Für den Bereich Teleshopping wird mit einem leichten Umsatzwachstum von 1 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro gerechnet (2023: 2,3 Milliarden Euro).
Tele AG wird IPTV-Reseller von Ocilion
Die Leipziger Telekommunikationsgesellschaft Tele AG bietet ab sofort die IPTV-Cloud-Plattform von Ocilion als White-Label-Produkt für Bestands- und Neukunden an. Die beiden Unternehmen erweiterten ihre Partnerschaft um eine IPTV-Reselling-Kooperation.
Ocilion und die Tele AG hatten bereits 2023 eine Zusammenarbeit zur Anbindung der IPTV-Plattform sowie zur Abwicklung der Bestell- und Abrechnungsprozesse bei Infrastrukturnetzbetreibern vereinbart. Im Zuge der erweiterten Partnerschaft vermarket die Tele AG eine IPTV-Lösung in verschiedenen Ausprägungen – inklusive Set-Top-Box, First- und Second-Screen-Apps sowie Senderpaketen. Die ersten Projekte mit Telekommunikationsunternehmen und im Bereich Wohnungswirtschaft befinden sich bereits in der Umsetzung.
„Aufgrund unserer bestehenden Partnerschaft war es für die Tele AG der konsequente Schritt, diese weiter auszubauen. Wir haben mit Ocilion einen verlässlichen Partner gefunden. Alles aus einer Hand zu beziehen, die Roadmap-Entwicklungen und die Kollegen aus Ried waren ausschlaggebend für die Erweiterung der Partnerschaft. Wir, als Tele AG, freuen uns auf die vertiefte Zusammenarbeit und können unseren Kunden nun eine eigene IPTV-Lösung auf Basis der Ocilion-Cloud-Plattform anbieten“, sagte Pascal Germanus, Leiter Vertrieb & Marketing der Tele AG.
Warner Bros. Discovery bringt Streamingdienst Max nach Deutschland
Der US-Medienkonzern Warner Bros. Discovery will seinen Streamingdienst Max 2026 in Deutschland starten. Das kündigte Clement Schwebig, President & Managing Director, Western Europe & Africa, Warner Bros. Discovery, auf dem TV-Gipfel der Medientage München an.
Schwebig berichtete von den kontinuierlich steigenden Abo-Zahlen, die der Dienst weltweit verzeichne. Mit den Exklusivinhalten von HBO, den Filmschätzen von Warner Bros. und den Unterhaltungs- und Reality-Inhalten von Discovery+ werde es möglich sein, auch in Deutschland mit Streaming zu reüssieren, zeigte sich der Manager überzeugt.
Die exklusive Zusammenarbeit mit dem Pay-TV-Veranstalter Sky, der bislang die HBO-Filme und -Serien in Deutschland ausstrahlte, hatte bislang den Start von Max hierzulande verhindert. Die Verträge laufen 2026 aus. Die Frage nach der Zukunft der Partnerschaft mit Sky beantwortete Schwebig ausweichend. Es gebe nie nur eine Strategie für alles. In den USA kooperiere man zum Beispiel auch mit anderen Streaminganbietern.
Viaplay startet SVoD-Dienst in Deutschland
Der skandinavische Medienkonzern Viaplay startet einen Abo-basierten Video-on-Demand-Dienst (SVoD) in Deutschland: Der Viaplay Channel ist ab sofort bei Amazon Prime Video Channels verfügbar. Das Angebot, das von Viaplay Content Distribution zusammengestellt wird, umfasst preisgekrönte und hochwertige skandinavische und europäische Filme und Serien, darunter Krimis, Dramen und Dokumentationen. Amazon-Prime-Abonnenten können den Viaplay Channel sieben Tage lang kostenlos testen, danach fallen 4,99 Euro pro Monat an.
„Deutschland ist nach wie vor der stärkste Markt für nordische Dramen außerhalb der nordischen Länder, und unser Start auf Amazon Prime unterstreicht unser Engagement, den Wert unseres Angebots zum Nutzen von Partnern und Zuschauern zu maximieren. Deutschland ist ein idealer Markt, um die Vorteile der Kombination mehrerer Vertriebswege zu zeigen: traditionelle Lizenzierung und Koproduktionen; ein kuratiertes Angebot, das mit Viaplay Select an die Bedürfnisse unserer Streaming-Partner angepasst ist; sowie der Viaplay-Abonnementkanal, ein One-Stop-Shop für die besten europäischen und nordischen Serien und Filme, den wir heute auf Prime Video Channels launchen“, sagte Vanda Rapti, Viaplay Group EVP, Viaplay Select & Content Distribution.
Gerald Biart, Viaplay Group, VP Partnership, Growth & Marketing, erklärte: „Nach dem Erfolg des Starts von Viaplay in Großbritannien als Zusatzabonnement über Prime Video Channels Anfang des Jahres freut sich Viaplay, seine globale Verbreitung in Deutschland und bald in weiteren europäischen Märkten auszuweiten. Der SVoD-Kanal von Viaplay wird den deutschen Zuschauern einen neuen, kostengünstigen Streaming-Dienst bieten, mit dem sie alle ihre Lieblingsserien und -filme aus Skandinavien sehen können.“
Deutschland ist nach den USA, Kanada und Großbritannien das viert Land, in dem Viaplay einen SVoD-Dienst anbietet.
wedotv startet bei o2 TV Telefónica via The Channel Store
Der AVoD- and FAST-Channel-Anbieter wedotv ist Teil der neuen Plattform o2 TV, die o2 Telefónica am 25. September 2024 in Deutschland gestartet hat. wedotv trägt mit seinen drei FAST Channels wedotv movies, wedotv big stories und wedotv sports zum Senderportfolio bei und erweitert den neuen Streaming-Dienst damit um Spielfilme, Dokumentationen und Sportberichte. Die Aufschaltung wurde von The Channel Store unterstützt. Der Anbieter von FAST/AVoD-B2B-Dienstleistungen versorgt o2 Telefónica mit einem umfangreichen FAST-Channel-Angebot und ist dabei auch für die Inhalte, Integration und Monetarisierung zuständig.
„Wir freuen uns, als Content-Partner zum erfolgreichen Start der neuen TV-Plattform von o2 Telefónica in Deutschland beizutragen“, sagte Philipp Rotermund, CEO und Mitgründer von wedotv. „Die Verbreitung unserer FAST Channels wedotv movies, wedotv big stories und wedotv sports ist der Beginn einer langfristigen Partnerschaft. Weitere Kanäle werden bald folgen.“
„Wir haben wedotv schon immer als eines der führenden Unternehmen in der Medienlandschaft betrachtet, das am ehesten repräsentiert, was es heutzutage bedeutet, ein digitaler Marktakteuer zu sein“, erklärte Fernando Garcia, CEO von The Channel Store. „Die Kanäle von wedotv waren von Anfang an Teil der für dieses Projekt ausgewählten Programme und wir wollen gemeinsam ein langfristiges Ökosystem für alle FAST-Akteure aufbauen.“
o2 TV bietet über 130 HD-Sender, On-Demand-Inhalte, Pay-TV-Kanäle, personalisierte Empfehlungen und interaktive Funktionen, die es den Zuschauern ermöglichen, das laufende TV-Programm anzuhalten und an den Anfang zurückzusetzen. 100 Stunden Cloud-Speicherplatz können für TV-Aufnahmen genutzt werden. Der Streaming-Dienst ist über die o2 TV-App auf Smart-TVs, Smartphones, Tablets oder Laptops verfügbar.
Mainstream Media mit allen Sendern bei o2 TV Telefónica
Mainstream Media ist mit seinem gesamten TV-Portfolio auf der neuen Streaming-Plattform o2 TV von o2 Telefónica vertreten. Dabei handelt es sich um Romance TV, Heimatkanal, GoldStar TV, Starke Frauen, World of Freesports und Filmgold.
„Mainstream Media ist ein wichtiger Partner für o2 TV“, sagte Markus von Böhlen, Director Devices, Trading and Digital Life bei o2 Telefónica. „Mit dem neuen o2 TV bieten wir allen Verbrauchern in Deutschland ein optimales TV- und Streaming-Erlebnis für die ganze Familie zu einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Das neue Angebot ist auch für alle anderen Kunden interessant, die Unterhaltung und Internetzugang aus einer Hand wünschen.“
Tim Werner, CEO der Mainstream Media, erklärte: „Wir sind sehr stolz, mit allen Kanälen bei o2 TV vertreten zu sein und freuen uns auf eine fantastische Zusammenarbeit.“
DNMG holt Royalworld zu TIVEE
Die Deutsche Netzmarketing (DNMG) hat den Kanal Royalworld in ihr FAST-Channel-Angebot TIVEE aufgenommen. Der Sender ist automatisch für alle Zuschauer in der Kategorie „Dokumentationen“ verfügbar.
Royalworld zeigt Dokumentationen über königliche Familien, aristokratische und industrielle Dynastien, Adel und internationalem Jetset – von den Grimaldis, Habsburgern und Romanows bis zum britischen Königshaus. Das Programm wird in Zusammenarbeit mit der Trias Media Group und FUNKE Digital angeboten, die auch die Werbezeiten vermarktet.
DNMG-Netzbetreiber können TIVEE auf einem eigenen Sendeplatz in ihr Kabelnetz integrieren. Das HbbTV-basierte Angebot bringt via Internet eine Vielzahl von FAST Channels unterschiedlicher Kategorien auf den Fernseher und verbindet damit Kabel-TV mit Streaming.
Ocilion erweitert Video-on-Demand-Angebot
Der IPTV-Dienstleister Ocilion bietet in seinem Video-on-Demand-Service (VoD) ab sofort auch Serien und Filme zum Kaufen an. Weiterhin können die Zuschauer Inhalte auch ausleihen (für 48 Stunden).
Ebenfalls neu ist die Verfügbarkeit von VoD in den Apps für Apple TV, Fire TV, Smart-TVs, Webbrowser sowie für Smartphones und Tablets. Zum Zugriff unterwegs können die Filme und Serien mit den Mobile Apps heruntergeladen und offline geschaut werden.
Im VoD-Bereich kooperiert Ocilion mit Vubiquity, einer Tochter von Amdocs, einem Anbieter von Software und Dienstleistungen für Kommunikations- und Medienunternehmen. Im Rahmen der Zusammenarbeit stellt Vubiquity aktuelle Hollywood-Produktionen von Studios wie Universal, Disney, Warner Bros. Discovery, HBO und Paramount über seinen Managed Service für die TV-Plattform von Ocilion bereit.
Insgesamt stehen über 5.000 Titel auf Knopfdruck zur Verfügung, darunter Serien wie „House of the Dragon”, „Game of Thrones” „And Just Like That…“, „Young Sheldon“, „Big Bang Theory“ und „Euphoria” sowie die Blockbuster „Oppenheimer”, „Bad Boys: Ride or Die” und „Der Super Mario Bros. Film”.
„Mit unserem neuen Video-on-Demand-Service können unsere Netzbetreiber ihren Kunden noch mehr Auswahl und Möglichkeiten bieten, die beliebten Inhalte kurz nach der Premiere schon sehen zu können. Durch diese Erweiterungen bringen wir eine riesige Auswahl mit tausenden Filmen und Serienepisoden jederzeit auf Abruf zu den Nutzern“, sagte Thomas Bichlmeir, Chief Product Officer bei Ocilion. „Für Netzbetreiber ergibt sich die wunderbare Möglichkeit, mit wirklich hochwertigem Marketingmaterial wie Poster, Szenenbilder und Trailer das Angebot umfassend bewerben zu können. So gelingt die Emotionalisierung vom ‚Internetzugang‘ und bereichert damit die Marketingmöglichkeiten für die Endkundengewinnung.“
waipu.tv holt sieben neue Sender
Der TV-Streaming-Anbieter waipu.tv bietet ab sofort sieben neue Sender ohne Aufpreis in allen Paketen an. Mit den Neuzugängen wächst das Angebot auf insgesamt über 270 HD-Kanäle. Die Programminhalte werden teilweise eigens für waipu.tv zusammengestellt und stehen größtenteils auch in der waiputhek auf Abruf zur Verfügung.
Die neuen Sender sind der Kinderkanal Looloo Kids TV, der Doku-Sender DOKUSAT, der christliche Sender Hope TV und der Krimikanal KrimiKollegen. CiNENET zeigt Filme für Cineasten und Filmliebhaber, während sich Zombieworld an Horrorfans richtet. Best of The Voice wiederholt Highlights aus der gleichnamigen Gesangsshow.
High View bietet Inhalte von ARD Plus als FAST Channels
Das Medienunternehmen High View bereitet Programme des kostenpflichtigen Video-on-Demand-Angebots ARD Plus als FAST Channels auf. Den Anfang macht die ARD-Serie „Lindenstraße“, die ab sofort kostenfrei rund um die Uhr als „ARD Plus Lindenstraße Channel“ auf der Streaming-Plattform Samsung TV Plus empfangbar ist.
Für die Umsetzung kooperieren ARD Plus und High View, die neben der Konzeptionierung des FAST Channels auch die Distribution und Vermarktung verantworten. Hinsichtlich der Vermarktung hat sich High View für eine Zusammenarbeit mit FUNKE Channels entschieden.
Die Partnerschaft ermöglicht es High View, ausgewählte Streaming-Inhalte von ARD Plus jetzt auch zusätzlich linear verfügbar zu machen. „Wir freuen uns, dass wir mit High View als professionellem Partner, der in den Bereichen Free-TV, Pay-TV und FAST Channels jahrelange Erfahrung hat, nun die Umsetzung unseres Angebots in der FAST-Channels-Welt realisieren können“, sagte ARD-Plus-Geschäftsführer Michael Loeb.#
Der FAST Channel mit allen 1.759 Episoden der ARD-Serie „Lindenstraße“ soll nach Samsung TV Plus schrittweise auf weiteren Streaming-Plattformen verfügbar werden. Ein weiterer gemeinsamer FAST Channel ist bis Ende des Jahres 2024 geplant.
DF1 startet bei Joyn
Der Free-TV-Sender DF1 ist ab sofort als Livestream bei Joyn verfügbar. Die Streaming-Plattform von ProSiebenSat.1 bietet damit insgesamt rund 70 TV-Sender an, die kostenlos und ohne Abo gestreamt werden können. On-Demand-Inhalte von DF1 sollen zeitnah bei Joyn dazukommen. DF1 zeigt rund um die Uhr Unterhaltung, darunter Dokumentationen, Reportagen, Magazine und Shows sowie Livesport, unter anderem in Zusammenarbeit mit DAZN.
High View stellt Deluxe Rock und Deluxe Flashback ein
Der TV-Veranstalter High View hat die Musikkanäle Deluxe Rock und Deluxe Flashback zum 1. Oktober 2024 eingestellt. Deluxe Lounge wurde nur via Satellit auf Astra (19,2° Ost) abgeschaltet, ist aber auf Streaming-Plattformen wie waipu.tv weiter zu empfangen.
Ein High-View-Sprecher bestätigte gegenüber MediaLABcom die Veränderungen im Senderportfolio und kündigte an, dass die Musik, die bisher bei Deluxe Rock und Deluxe Flashback lief, ins Hauptprogramm Deluxe Music eingebunden werden soll.
„Die verschiedenen Musikgenres werden angesichts der sich schnell verändernden Mediennutzung unterschiedlich wahrgenommen und genutzt. Deshalb reagieren wir zügig auf die Bedürfnisse unseres Publikums und bieten weiterhin Genres wie Rock und Flashback auf allen Verbreitungswegen auf Deluxe Music an“, sagte der Sprecher. „Unser Fokus liegt in der Weiterentwicklung unterschiedlicher Musikrichtungen über alle Plattformen auch im schnell wachsenden Bereich des Connected TV (CTV), um unseren Zuschauern die größtmögliche musikalische Vielfalt zu bieten. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist der erfolgreiche Launch von Deluxe Dance by Kontor auf Samsung TV Plus.“
Bürgersender h1, oeins und TV38 ab sofort in HD im Vodafone-Kabelnetz
Die niedersächsischen Bürgerfernsehprogramme h1, oeins und TV38 werden in den Kabelnetzen von Vodafone ab sofort auch in HD-Bildqualität übertragen. Bislang war ein Empfang der TV-Programme nur in SD-Auflösung möglich.
Klaus-Jürgen Buchholz, stellvertretender Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM), begrüßt die Umstellung: „Bereits seit einigen Jahren produzieren die niedersächsischen Veranstalter von Bürgerfernsehen ihre Inhalte in HD. Mit der Umstellung auf die HD-Übertragung erreicht die HD-Qualität nun auch die Zuschauer, die von der hohen Bildauflösung, brillanteren Farben und einer besseren Soundqualität profitieren. Das Ergebnis ist ein qualitativ höherwertiges Fernseh-Erlebnis.“
Die drei HD-Programme werden von Vodafone auf der Frequenz 346 MHz eingespeist. Auf den Set-Top-Boxen von Vodafone (Giga Cable Box 1 bis 3) liegen die drei Programme jeweils auf Sendeplatz 50. Auf den älteren Vodafone-Boxen befinden sich die Programme auf Sendeplatz 183. Kabelhaushalte, die über keine der genannten Boxen verfügen, müssen gegebenenfalls einen manuellen Sendersuchlauf durchführen, um den neuen HD-Sendeplatz zu finden. Die SD-Varianten der Bürgersender werden noch bis 20. November 2024 parallel auf der Frequenz 466 MHz eingespeist.
Fußballstar Kylian Mbappé steigt bei Loewe ein
Kylian Mbappé beteiligt sich als Anteilseigner am deutschen Elektronikhersteller Loewe Technology. Mit dem Einstieg des französischen Profi-Fußballspielers will die traditionsreiche Marke ihre globale Position weiter stärken, neue Märkte erschließen und ihre Position bei jüngeren, technikaffinen Konsumenten ausbauen. Zum Umfang der Beteiligung und finanziellen Details wurden keine Angaben gemacht.
„Ich habe mich schon immer für Technologie und Innovation begeistert“, sagte Mbappé. „Loewe ist eine Marke, die für Hingabe, Entschlossenheit, Leistung und Authentizität steht – Werte, die mich sowohl auf dem Spielfeld als auch abseits davon begeistern. Ich freue mich darauf, zum nächsten Schritt der Marke beizutragen und sie dabei zu unterstützen, neue Erfolge zu erreichen, vor allem, wenn sie sich weiterentwickelt, um den Ansprüchen der Kunden von heute gerecht zu werden.“
Ziel der Investition von Mbappé ist nach Loewe-Angaben, die globale Wachstumsstrategie des Unternehmens zu beschleunigen, insbesondere in Regionen wie Nordamerika und Asien. Die Partnerschaft soll auch neue Impulse bei der Produktinnovation setzen, wobei der Schwerpunkt auf leistungsstarken, interaktiven Home-Entertainment-Erlebnissen liegt, die für einen modernen Lifestyle konzipiert sind.
Aslan Khabliev, CEO von Loewe Technology, erklärte: „Wir freuen uns sehr, dass Kylian Mbappé zur Loewe-Familie gehört. Sein Einfluss geht über den Sport hinaus und macht ihn zu einem idealen Partner, um unsere Marke zu modernisieren und eine neue Generation von Konsumenten anzusprechen. Gemeinsam werden wir unsere Tradition bei Premium-Produkten mit Kylians globaler Anziehungskraft kombinieren und beeindruckende Innovationen vorantreiben, die sowohl Luxus als auch modernste Technologie widerspiegeln.“
Neben der Erweiterung der Produktpalette und der Marktpräsenz von Loewe soll sich die Zusammenarbeit auch auf Initiativen konzentrieren, die den Zugang zu Technologie für alle fördern – ganz im Sinne von Kylian Mbappés Engagement für soziale Zwecke.
Loewe mit Sitz im oberfränkischem Kronach wurde 1923 gegründet und stellt Smart-TVs und weitere TV- und Audiogeräte „made in Germany“ her. Kylian Mbappé spielte nach seiner Jugendkarriere bei AS Monaco und anschließend bei Paris Saint-Germain FC, wo er zum besten Torschützen der Vereinsgeschichte wurde, bevor er im Sommer 2024 zu Real Madrid wechselte.
LIWEST und Ocilion verlängern Partnerschaft
Der österreichische Telekommunikationsanbieter LIWEST hat seine Zusammenarbeit mit Ocilion um mehrere Jahre verlängert. LIWEST bietet mit Next TV Fernsehen über das Internet an und setzt dabei auf die IPTV-Dienstleistungen von Ocilion.
„Den LIWEST-Kunden wird auch in Zukunft ein modernes und vielseitiges TV-Erlebnis geboten. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung von Next TV konnten wir immer wieder neue und innovative Services anbieten“, sagte Stefan Gintenreiter, Geschäftsführer von LIWEST.
Die IPTV-Lösung ermöglicht, laufende Sendungen zu pausieren, zurückzuspulen oder neu zu starten. Eine 7-Tage-Replay-Funktion, der Onlinerekorder sowie die Verfügbarkeit umfangreicher Mediatheken erlauben zeitunabhängiges Fernsehen. Geschaut werden kann Next TV am TV, über die eigene App auf Mobilgeräten und Tablets sowie im Webbrowser.
Ocilion-Geschäftsführer Hans Kühberger erklärte: „Es ist ein starkes Zeichen und unterstreicht die Qualität unserer IPTV-Lösung und der begleitenden Dienstleistungen, dass mit LIWEST ein echtes Innovationsunternehmen die bestehende Zusammenarbeit verlängert und bekräftigt. Mit Next TV verfügen LIWEST-Kunden über ein zukunftssicheres TV-Produkt ‚Made in Austria‘ mit maximaler Flexibilität und viel Innovationskraft.“
Ocilion wurde 2004 gegründet und liefert Netzbetreibern im deutschsprachigen Raum ein maßgeschneidertes IPTV-Komplettsystem inklusive 4K-Set-Top-Boxen, Apps, integrierter Videothek und Senderrechten. Mittlerweile nutzen knapp 100 Netzbetreiber die IPTV-Plattform von Ocilion für ihren eigenen TV-Dienst.
Partner:
Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation
Herausgeber: Heinz-Peter Labonte (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Marc Hankmann (Leitung),
Dr. Jörn Krieger
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