Zurück, vorwärts, wohin?
Sehr geehrte Damen und Herren,
Stefan Raab ist zurück! Eigentlich hat man sich schon daran gewöhnt, dass es ein Fernsehen ohne ihn gibt, aber der Retro-Trend macht auch vor Raab nicht Halt. So verwunderte es auch nicht, dass der Moderator mit altem Wein in neuen Schläuchen daherkommt: Erst der Showkampf gegen Regina Hallmich, dann eine Show als Mischung aus „TV total“ und „Schlag den Raab“.
Neu ist hingegen die Verbreitung. Die Raab-Show wird ausschließlich über RTL+ gestreamt. Ein weiteres Indiz für den Untergang traditioneller TV-Übertragungswege wie etwa Kabelnetze? Die Teilnehmer auf dem Breitbandkongress des Fachverbands Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) in Leipzig würden das vehement verneinen, auch wenn die mittelständischen Kabelnetzbetreiber derzeit bewegte Zeiten erleben. Aber auf dem Kongress wurde deutlich: Kabel hat Zukunft.
Natürlich ist auch den FRK-Mitgliedern klar: Über kurz oder lang müssen sie ihre Netze auf Glasfaser migrieren. Vielleicht ist momentan ihr Vorteil, dass sie bereits über breitbandige Netze verfügen. Denn wer derzeit Glasfasernetze baut, erlebt einen Umbruch im Markt. Statt die Glasfaser vorwärts durch die Straßen zu verlegen, schauen die Netzbetreiber jetzt lieber nach links und rechts, heißt: Es werden vermehrt Hausanschlüsse (Homes connected) gebaut, dafür aber weniger Homes passed. Wie sich das auf den Glasfaserausbau auswirkt, legt der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) in seiner aktuellen Marktanalyse dar.
Zu dieser Entwicklung äußert sich auch Christoph Bauer, Rechtsanwalt in der Kanzlei Wirtschaftsrat Recht, im Interview mit MediaLABcom. Er spricht von einem Überlebenskampf, der den Glasfasernetzbetreibern bevorsteht. Gleichzeitig umschreibt Bauer auch, was es braucht, um in diesem Markt zu bestehen.
Einen Retro-Trend in Sachen Programmverbreitung darf man bei ARD und ZDF nicht erwarten. Nachdem die ARD bereits angekündigt hatte, Anfang 2025 die SD-Verbreitung via Satellit einzustellen, zieht das ZDF nun nach. Öffentlich-rechtliches Fernsehen in Standardauflösung ist damit passé – Comeback ausgeschlossen.
Neuigkeiten vom FRK und Kurzmeldungen runden die Ausgabe ab. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre.
Heinz-Peter Labonte, Herausgeber
Marc Hankmann, Redaktionsleiter
Dr. Jörn Krieger, Redakteur
Ausgabe 133 • Oktober 2024
Inhalt
„Der Markt muss sich entscheiden“: TK-Rechtsexperte Christoph Bauer über die Probleme im Glasfaserausbau
Marc Hankmann
„Vollbremsung im Markt? Liegen zwei verlorene Jahre vor uns?“ lautete der Titel des Vortrags von Christoph Bauer auf dem diesjährigen Breitbandkongress des Fachverbands Rundfunk und BreitbandKommunikation (FRK) in Leipzig. Der Rechtsanwalt der Kanzlei Wirtschaftsrat Recht, die sich unter anderem auf die Beratung zu den rechtlichen Rahmenbedingungen beim Glasfaserausbau fokussiert, legte die Probleme offen, zeigte aber auch Wege auf, wie diese gelöst werden können. Im Interview mit MediaLABcom erklärt er zudem, wo es in Sachen Open Access zwischen Theorie und Praxis hakt.
Kabelnetze haben eine Zukunft: Kupfer-Glas-Migration, Kooperation und Sammelinkasso im Fokus des FRK-Breitbandkongresses
Marc Hankmann
In einer Welt voller Umbrüche, Zäsuren und mehr oder weniger gewichtigen Zeitenwenden setzt der Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) auf Wandel durch Kontinuität. Im vergangenen Jahr kündigte der Vorsitzende Heinz-Peter Labonte auf dem Breitbandkongress nach 15 Jahren an der Spitze des FRK an, nicht mehr als Vorsitzender kandidieren zu wollen. Auf dem diesjährigen Breitbandkongress am 11. und 12. September in Leipzig demonstrierten die mittelständischen Netzbetreiber, wie sie sich bei Themen wie Verbandskooperationen und dem Wegfall des Sammelinkassos den Marktgegebenheiten anpassen und sich auf ihre Stärken besinnen.
Unangenehme Wahrheiten: Im Glasfaserausbau beginnt das Leiden
Marc Hankmann
Wenn Investoren den Taschenrechner zücken, ist auch dem Letzten klar: Die Goldgräberstimmung ist vorbei. Aktuelle Marktdaten zeigen eine Verlangsamung im Glasfaserausbau und das zu einem Zeitpunkt, an dem noch rund 60 Prozent der deutschen Haushalte keine Glasfaserleitung in ihrer Nähe haben. Wo geht die Reise hin?
ZDF beendet SD-Ausstrahlung via Satellit im November 2025
Dr. Jörn Krieger
In der digitalen Welt sind Bezahlmodelle längst ein etabliertes Geschäftsmodell. Von Verlagen über Streaming-Dienste bis hin zu Onlinezeitungen – überall ist diese Form der Monetarisierung zu finden. Diese Ansätze werden als „Pay or OK“ oder „PUR-Modelle“ bezeichnet. Nutzer haben dabei die Wahl: Entweder sie stimmen der Verarbeitung ihrer Daten zu Werbezwecken zu oder sie entscheiden sich für ein kostenpflichtiges Abonnement, das oft ohne Tracking und Werbung auskommt.
Medien im Visier – der Podcast von MediaLABcom
Danilo Höpfner
Medienvielfalt im Lokaljournalismus: Ein Auslaufmodell?
Die klassischen Lokalmedien stecken in einer existenziellen Krise: weniger Redaktionen, geringere Auflagen, wegbrechende Verbreitungsgebiete und das Ende vieler Lokal-TV-Stationen. Ohne Förderung geht in vielen Regionen nichts mehr.
Neues vom FRK
FRK wählt neuen Vorstand und diskutiert über Kooperationen und den Wegfall des Sammelinkassos
Der Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) hat auf seinem 27. Breitbandkongress eine neue Führungsspitze gewählt. Auf den langjährigen Vorsitzenden Heinz-Peter Labonte folgt Ralf Berger, Geschäftsführer des FRK. Labonte selbst wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt. Darüber hinaus wurden auch Bergers Stellvertreter neu gewählt. Auf Bernd Nitzschner und Reinhardt Plückhahn, die beide nicht mehr zur Wahl antraten, folgen Daniel Niebuhr und Frank Plückhahn. Franz Ziener wurde im Amt als Schatzmeister bestätigt. Der geschäftsführende Vorstand wird durch das kooptierte Vorstandsmitglied Sebastian Labonte sowie durch die fünf Beisitzer Rico Gerhardt, Wolfgang Haas, Franz-Josef Kukuk, Thomas Pester und Andreas Sack ergänzt.
Kurzmeldungen
Dr. Jörn Krieger
Deutsche Telekom tritt BUGLAS bei
Die Deutsche Telekom ist dem Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS) beigetreten. Die Telekom und BUGLAS-Unternehmen eine das Ziel, die Rahmenbedingungen für den Glasfaserausbau weiter zu verbessern und Deutschland mit der modernsten FTTH-Technologie zu verbinden, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
„Der Markt muss sich entscheiden“: TK-Rechtsexperte Christoph Bauer über die Probleme im Glasfaserausbau
Marc Hankmann
„Vollbremsung im Markt? Liegen zwei verlorene Jahre vor uns?“ lautete der Titel des Vortrags von Christoph Bauer auf dem diesjährigen Breitbandkongress des Fachverbands Rundfunk und BreitbandKommunikation (FRK) in Leipzig. Der Rechtsanwalt der Kanzlei Wirtschaftsrat Recht, die sich unter anderem auf die Beratung zu den rechtlichen Rahmenbedingungen beim Glasfaserausbau fokussiert, legte die Probleme offen, zeigte aber auch Wege auf, wie diese gelöst werden können. Im Interview mit MediaLABcom erklärt er zudem, wo es in Sachen Open Access zwischen Theorie und Praxis hakt.
MediaLABcom: Herr Bauer, Sie sprachen auf dem Breitbandkongress des FRK von einem Jahr der unangenehmen Wahrheiten für den Glasfaserausbau. Was meinen Sie damit konkret?
Christoph Bauer: Seit dem Beginn der Ausbaujahre für Glasfasernetze in den 2010ern gab es wie in jedem jungen Markt eine längere Zeit des Wachstums und der Prosperität. Doch wie in der merkantilen Entwicklung üblich sind nach dem Beginn immer mehr Fragen und kleinere Probleme entstanden, die bei – wenn auch langsamer werdenden – Wachstum noch mitgetragen werden konnten.
Nun ist die finanzielle Lage aber auch im Glasfasermarkt das erste Mal seit Beginn des Ausbaus angespannt, was sich vor allem in dem starken Anstieg von Zinsen und Baukosten äußert, die den Neuausbau lahmlegt. Hinzukommen Probleme wie zum Beispiel eine immer noch zu geringe Take-up-Rate bei den Glasfaseranschlüssen, die immer noch offenen Fragen in Bezug zur Netzebene 4 (NE4) oder das vor allem politisch stark aufgeheizte Problem des strategischen Doppelausbaus. Diese Gesamtlage legt nun die Themen der letzten Jahre schonungslos offen. Man befindet sich nun am Scheideweg und der Markt muss sich entscheiden, wie diese Probleme gelöst werden können.
MediaLABcom: Es fiel auch das Wort Überlebenskampf. Zwar gab es Insolvenzen, aber doch eher von kleineren TK-Unternehmen. Kann man da wirklich von einem Überlebenskampf sprechen?
Christoph Bauer: In dem Vortrag führten wir eine zunehmende Insolvenzdynamik im Umfeld der Glasfaserbranche an. Zwar stimmt es, dass es bislang eher kleinere TK-Unternehmen getroffen hat. Zur Wahrheit gehört aber einerseits auch, dass der Markt auch diese kleineren Unternehmen für einen Gesamtausbau bis 2030 benötigt und andererseits größere Unternehmen teils nur knapp vor einer Insolvenz gerettet werden konnten, indem Investoren in letzter Sekunde eine Finanzspritze zur Verfügung stellten.
Hinzu kommt die stetige Verlangsamung des Ausbaus von neuen Glasfasernetzen, die sich bereits seit längerem beobachten lässt. Sollte sich diese Entwicklung weiterhin fortsetzen, zeigt die Erfahrung, dass die angespannte Lage auch zukünftig weitere Unternehmen in Schwierigkeiten bringen könnte.
MediaLABcom: Wie blicken Investoren derzeit auf den deutschen Glasfasermarkt und wie sehen ihre Reaktionen aus?
Christoph Bauer: Dass der Glasfasermarkt in Deutschland aktuell mit mehreren Schwierigkeiten zugleich kämpfen muss, wurde bereits dargelegt. Dieser Umstand wird auch den letzten Investoren im Markt mittlerweile bekannt geworden sein. Die angespannte finanziellen Lage und teilweise fehlgeleitete Strategien – wie die Fixierung auf die Erschließung von Homes-Passed-Adressen – haben nicht nur die Eigenkapitalkosten, sondern auch das Risiko für Investoren in den letzten Jahren deutlich erhöht.
Dies ist problematisch, da mittlerweile ein Strategiewechsel im Markt auf die Erstellung von Homes-activated-Adressen zu beobachten ist und sich der Netzanschluss verhältnismäßig kostenintensiv darstellt. Daher bedarf es gerade jetzt Akteure, die mit hinreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet sind.
Glücklicherweise haben sich die Investoren trotz der angesprochenen Situation nicht komplett aus dem Markt gezogen. Vielmehr ist eine Konzentrationswirkung der Investitionen in Joint Venture von größeren etablierten Marktteilnehmern zu beobachten, was wiederum als Teil des Beginns des von uns erwarteten Konsolidierungsprozesses betrachtet werden kann.
MediaLABcom: Nicht nur die Privatinvestitionen sinken, auch die Fördersummen werden reduziert. Welche Auswirkungen hat das auf den Glasfaserausbau? Es gab ja durchaus Stimmen, dass ohnehin zu viel gefördert werde.
Christoph Bauer: Die Diskussion über die Vor- und Nachteile der Förderung wird schon seit Beginn des Ausbaus von Glasfaserinfrastrukturen geführt. Dabei ist wenig überraschend, dass vor allem größere Telekommunikationsunternehmen die Förderung von je her eher negativ betrachten.
Natürlich kann man die Förderwirkung auf den eigenwirtschaftlichen Ausbau oder die hohen förderrechtlichen Anforderungen bei der Prozessumsetzung infrage stellen. Fakt ist aber auch, dass die politisch ausgerufene flächendeckende Glasfaserversorgung Deutschlands bis 2030 schon mit den bisherigen Förderkulissen nicht realistisch erreicht werden kann. Man braucht kein Branchenexperte zu sein, um sich vorstellen zu können, wie viel weiter der Ausbau in Deutschland ohne jegliche Förderung den europäischen Nachbarn hinterherhinken würde.
Die Kürzung des Fördertopfes hat mehrere Folgen. Zunächst wächst dadurch der finanzielle Druck auf öffentlich strukturierte Marktakteure, wie zum Beispiel von Stadtwerken, enorm. Schließlich gibt es bereits neue, von der Politik ausgemachte Ziele, wie zum Beispiel die Energie- und Wärmewende. Daher muss die berechtigte Frage im Blick behalten werden, wie das alles finanziert werden soll, wenn die Fördermittel für den Glasfaserausbau für diese Akteure gekürzt werden.
MediaLABcom: Wen werden die Kürzungen besonders treffen?
Christoph Bauer: Die mittelbaren negativen Folgen dieser Entscheidung – wie ein Abebben der Ausbaudynamik – könnte insbesondere ländliche Gebiete treffen, da diese aufgrund der weitverbreitenden Unterversorgung bislang am stärksten von der Förderung profitiert haben.
In welchem Ausmaß dies tatsächlich bei den ländlichen Kommunen spürbar wird, hängt aber auch von weiteren Faktoren ab. Da zum Beispiel der eigenwirtschaftliche Ausbau irgendwann an die Kapazitätsgrenzen der umkämpften urbanen Ballungszentren stoßen wird – ein mehrfacher Doppelausbau ist nicht zu erwarten – wird sich auch dieser irgendwann vermehrt auf ländlichere Gebiete ausweiten.
Diese Entwicklung kann zukünftig auch im Wettbewerb eine entscheidendere Rolle einnehmen, um größere zusammenhängende Infrastrukturen zu schaffen und nicht nur isolierte kleine Infrastrukturinseln im Portfolio zu haben. Es ist daher wenig überraschend, dass bereits einige Joint Ventures angekündigt haben, ihren Fokus verstärkt auf den ländlichen Bereich legen zu wollen.
MediaLABcom: Von den seit 2016 verfügbaren 16 Milliarden Euro an Fördergeldern wurden bislang vier Milliarden Euro abgerufen. Braucht es weitere 12 Milliarden Euro, um das politische Ziel der flächendeckenden Glasfaserversorgung zu erreichen?
Christoph Bauer: Der Vergleich von verfügbaren Mitteln bzw. vorläufig bewilligten Mitteln mit den abgerufenen bzw. final ausgezahlten Mitteln verzerrt die tatsächliche Lage des geförderten Marktes ein wenig. Hier hilft ein differenzierter Blick. Fördermittel in Milliardenhöhe sind bereits projektbezogen gebunden. Da der geförderte Ausbau jedoch durch die hohen Anforderungen aus dem Fördermittelrecht zwangsläufig verlangsamt wird, liegt die Wahrheit von zur Verfügung gestellten Mitteln und deren Abruf irgendwo zwischen den genannten Zahlen.
Wirtschaftsrat Recht als eine im Glasfasermarkt spezialisierte Kanzlei hat mit ihren überall in Deutschland verteilten Mandanten einen Überblick darüber, in wie vielen unterschiedlichen Stadien sich einige Projekte befinden. Und trotzdem ist es schwierig zu prognostizieren, wie viele Projekte mit dem aktuell im Umlauf befindlichen Fördermitteln tatsächlich umgesetzt werden können.
Wie viel öffentliche Mittel es tatsächlich noch bis zum Erreichen der flächendeckenden Glasfaserversorgung bedarf, lässt sich nicht belastbar vorhersagen. Klar ist aber, dass das von allen verfolgte Ziel des flächendeckenden Ausbaus nur mit einem zielgerichteten Einsatz von weiteren Fördermitteln und einem synergetisch hierzu ablaufenden eigenwirtschaftlichen Ausbau erreicht werden kann.
MediaLABcom: Sie erwähnten bereits die Joint Ventures unter den Glasfasernetzbetreibern. Sind solche Zusammenschlüsse das Modell der Zukunft für den Glasfaserausbau?
Christoph Bauer: Die Strategie von Partnerschaften einiger etablierter Unternehmen am Markt ist auch eine Folge der angesprochenen Lage des Marktes. Die Bündelung von Kapazitäten und Know-how ermöglicht den Beteiligten die Nutzung von Synergien, eine effektivere Nutzung der aktuell knappen Ressourcen und eröffnet diesen letztendlich neue Handlungsmöglichkeiten am Markt. Ob und wie sich diese Vorteile ‚auf die Straße‘ oder besser gesagt ‚in den Boden‘ bringen lassen, wird sich erst in Zukunft beurteilen lassen.
MediaLABcom: Für den eigenwirtschaftlichen Aufbau neuer Glasfasernetze stellten Sie auf dem Breitbandkongress des FRK das Co-Deployment-Modell vor. Was steckt hinter diesem Modell?
Christoph Bauer: Hinter dem Co-Deployment-Modell steht die strukturierte Verwendung des vom Telekommunikationsgesetz (TKG) eröffneten rechtlichen Spielraums. Aufgrund der Informationsansprüche zu geplanten öffentlichen Infrastrukturbaumaßnahmen lässt sich eine effektive Koordinierung von Bauarbeiten und daran angeschlossene Mitnutzung und -verlegung verwirklichen. Letztlich eröffnet das eine Möglichkeit, um gestiegenen Baukosten erfolgreich entgegenzutreten.
Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass unter den öffentlichen Baumaßnahmen, bei denen ein solcher Informationsanspruch besteht, nicht nur Bauarbeiten von geförderten Glasfasernetzen zu fassen sind. Im Falle des letzten Beispiels gewährt das TKG nämlich teilweise einen Schutz vor Überbau, den es bei anderen Infrastrukturbaumaßnahmen nicht gibt.
MediaLABcom: Welche Optionen haben TK-Unternehmen oder auch Stadtwerke, die bereits fertige Glasfasernetze betreiben, um sich zu konsolidieren?
Christoph Bauer: Netze regionaler Eigentümer und Betreiber, worunter üblicherweise auch die von Stadtwerken fallen, sind strukturell oft klein. Deshalb gehen mit dem Betrieb solcher Netze einige wirtschaftliche Nachteile einher, wie zum Beispiel relativ zu dem Ertrag gesehen hohe Betriebskosten. Um dem entgegenzuwirken, müsste man eigentlich die auf dem Netz angebotenen Produkte für die Endkunden zu einem entsprechend höheren Preis anbieten, was wiederum einen wettbewerblichen Nachteil mit sich führt. Diese strukturelle Benachteiligung kann jedoch mit einer Konsolidierung entgegengetreten werden. Die Idee dahinter ist die Ausnutzung der gleichen Synergien, wie sie bereits bei den Partnerschaften im Joint Venture angeführt wurden.
MediaLABcom: Wie sähe das konkret aus?
Christoph Bauer: Zum einen bietet sich die Option eines eigenen Joint Ventures an. Gemeint ist damit die Fusion oder Partnerschaft mehrerer Stadtwerke, die gemeinsam ein insgesamt größeres Netz betreiben, um die wirtschaftlichen Vorteile aus den geschaffenen Synergien eines solchen Netzes besser abzuschöpfen.
Als zweites kann über den Erwerb fremder Netze nachgedacht werden. Damit hat man wiederum eine größere eigene Infrastruktur zur Hand, deren Betrieb der Akteur dann allerdings allein meistern muss. Daher geht mit einer solchen Strategie auch ein Fokus auf den Geschäftsbereich Glasfaser einher.
Spiegelbildlich zu dieser Option wäre als dritte Strategie auch die Veräußerung der eigenen Infrastruktur denkbar. Hierdurch würden nicht nur neue finanzielle, sondern auch personelle Kapazitäten freigelegt werden, die dann auf neue Geschäftsfelder wie zum Beispiel die Energie- und Wärmewende gerichtet werden könnten.
Welche dieser Optionen für den einzelnen optimal ist, hängt von einer Vielzahl von äußeren Faktoren (Merkmale der Infrastruktur, Wettbewerbssituation auf dem Netz oder in unmittelbarer Nähe, Versorgungssituation im Umfeld) und internen Faktoren wie die eigene strategische Ausrichtung ab.
MediaLABcom: Welche Rolle spielt Open Access, wenn ein TK-Unternehmen bestehende Glasfasernetze vermarkten will?
Christoph Bauer: Die Idee von einem offenen, diskriminierungsfreien Zugang aller Marktteilnehmer auf eine vorhandene Infrastruktur – nichts anderes meint Open Access – gibt es schon seit Beginn der geförderten Ausbaubestrebungen. Sie ist aber vor allem in diesem und dem vergangenen Jahr stärker in den Fokus der Branche gerückt und wird von einigen als Hoffnungsträger zur Lösung einiger der bereits aufgezeigten Probleme angesehen.
Auch wir sehen im Bereich Open Access ein enormes Potenzial, das zu einer nachhaltigen Veränderung des deutschen Glasfasermarktes führen kann. Zum einen könnten dadurch die knappen Ressourcen des Marktes deutlich besser genutzt werden. Auch die höhere Auslastung des eigenen Netzes erscheint durch Open Access möglich, sei es durch eine Dark-Fiber-Lösung oder auch eines Bitstrom-Zugangs (L2BSA).
Da erst bei einer hohen Netzauslastung das tatsächliche Potenzial eines Netzes voll realisiert und ausgeschöpft werden und sie zudem ein entscheidender Faktor zum Schutz vor Überbau darstellen kann, überrascht es nicht, dass der Wunsch nach einer baldigen skalierbaren Open-Access-Lösung am Markt immer stärker wird.
MediaLABcom: Welche Herausforderungen müssen denn noch gemeistert werden, bis es eine solche Open-Access-Lösung gibt?
Christoph Bauer: So verständlich der Wunsch nach einer simplen Open-Access-Lösung am Markt ist, müssen trotzdem noch einige Hürden genommen werden, bis eine fertige Lösung realisiert werden kann. Ein Blick in die unmittelbare europäische Nachbarschaft gen Norden hin zu Dänemark und Schweden, die in diesem Punkt beide schon erheblich weiter sind, verrät, dass dies insbesondere mit strukturellen Eigenschaften des deutschen Glasfasermarktes zusammenhängt. Durch die Förderung ist die Infrastrukturlandschaft alles andere als organisch gewachsen und hat viele vereinzelte, unzusammenhängende Infrastrukturinseln geschaffen. Dadurch konnte das Thema Open Access bis dato nur sehr kleinteilig und zeitlich wenig effektiv behandelt werden. Dieses Problem wurde nun aber erkannt, und es gibt ein paar Lösungen am Markt, die mithilfe einer Bündelung des Themas zum Beispiel über eine Betriebsplattform einen vielversprechenden Lösungsansatz bieten.
Darüber hinaus stellt die inhomogene Marktstruktur aber auch für die juristische Gestaltung von Open-Access-Modellen eine erhebliche Herausforderung dar. So müssen neben unterschiedlichen Eigentums- und Betriebsmodellen, die jeweils unterschiedliche Vertragsverhältnisse im Bezug auf die Infrastruktur selbst mit sich bringen, auch zusätzliche Schutzvorgaben zum Beispiel für Endverbraucher aus BGB und TKG berücksichtigt werden.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleiben die Kosten in Bezug auf Netzentgelte für Open Access, mit denen sich die Marktteilnehmer bislang noch selbst auseinandersetzen und diese verhandeln müssen. Solange die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Open Access nicht zumindest andeutungsweise allgemeingültig für den Markt festgelegt wurden, wird auch die Bereitschaft der Marktteilnehmer, Open-Access-Lösungen anzubieten bzw. anzunehmen, gehemmt sein.
Leider ist der erste Versuch der Bundesnetzagentur zur Bestimmung von Überlassungsentgelten bekanntermaßen fehlgeschlagen. Dementsprechend werden die Vorgaben hierzu weiterhin mit Spannung erwartet. Grundsätzlich erwarten wir von der Kanzlei Wirtschaftsrat Recht eine zum Energiemarkt vergleichbare Regelung. Das bedeutet, dass sich die Gesamtkosten für Open Access anhand mehrerer transparenter Faktoren im Bezug auf die Bereitstellung einerseits und Nutzung des Netzes andererseits errechnen lassen, wobei der Infrastrukturinhaber die Anrechenbarkeit der Kostenfaktoren darlegen muss.
MediaLABcom: Wie wird sich denn der Glasfasermarkt Ihrer Meinung nach in den nächsten zwei, drei Jahren entwickeln? Werden wir eine regelrechte Insolvenzwelle erleben, den Eintritt neuer Investoren oder gar neuer TK-Unternehmen, die Glasfasernetze bauen wollen?
Christoph Bauer: Die letzten Entwicklungen im und die aktuelle Lage am Markt deuten darauf hin, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis sich die Konjunktur wieder entspannt. Es kann also durchaus sein, dass sich der ein oder andere Akteur aus dem Glasfasermarkt zurückzieht, bevor der nächste Aufschwung im Markt ankommt.
Dieser Umstand ist jedoch nicht nur negativ zu bewerten. Betrachtet man den kometenhaften Anstieg der Anzahl derjenigen, die in der Vergangenheit am Glasfasermarkt partizipieren wollten, war und ist eine solche Marktkonsolidierung erwartbar. Folge davon ist auch, dass der Markt die anstehenden Herausforderungen mit gesunden und handlungsfähigen Marktakteuren bewältigen kann.
Das Thema Open Access wird die kommenden Jahre mit Sicherheit prägen. Welches Modell sich letzten Endes durchsetzt, wird der Markt final selbst bestimmen. Davon abhängig wird sich zeigen, inwieweit sich der Glasfasermarkt verändern oder neu erfinden muss.
Eine weitere wichtige Hürde, die es zu meistern gilt und die eine entscheidende Stellschraube für die kommende Entwicklung des Marktes sein wird, wird die Erarbeitung eines wettbewerbskonformen und sinnvollen Konzeptes zur Kupfer-Glasfaser-Migration sein.
Bis diese Punkte geklärt sind, wird das Thema des strategischen Überbaus mit Sicherheit noch einige Male Thema in verschiedensten Diskussionsrunden sein.
MediaLABcom: Vielen Dank für das Gespräch.
Kabelnetze haben eine Zukunft: Kupfer-Glas-Migration, Kooperation und Sammelinkasso im Fokus des FRK-Breitbandkongresses
Marc Hankmann
In einer Welt voller Umbrüche, Zäsuren und mehr oder weniger gewichtigen Zeitenwenden setzt der Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) auf Wandel durch Kontinuität. Im vergangenen Jahr kündigte der Vorsitzende Heinz-Peter Labonte auf dem Breitbandkongress nach 15 Jahren an der Spitze des FRK an, nicht mehr als Vorsitzender kandidieren zu wollen. Auf dem diesjährigen Breitbandkongress am 11. und 12. September in Leipzig demonstrierten die mittelständischen Netzbetreiber, wie sie sich bei Themen wie Verbandskooperationen und dem Wegfall des Sammelinkassos den Marktgegebenheiten anpassen und sich auf ihre Stärken besinnen.
Neuer Vorsitzender, neuer Präsident
Man erlebt nicht oft, dass einem Mann, dem nur selten die Worte fehlen, nach seiner Stimme sucht, mit seinen Emotionen ringt. Die Danksagung ging Labonte nah, der fast drei Jahrzehnte dem FRK angehört. Da sagt man nicht en passant Dankeschön und lässt andere die Arbeit machen. Die Aufgaben des Vorsitzenden übernimmt nun Ralf Berger, langjähriger Geschäftsführer des FRK, der von der Mitgliederversammlung im Rahmen des Breitbandkongresses im H4 Hotel in Leipzig zum Vorsitzenden gewählt wurde.
Labonte wurde anschließend einstimmig zum Verbandspräsidenten gewählt. Er ist damit der erste Präsident des FRK. Zwar wurde auch dem inzwischen verstorbenen Gründungsvorsitzenden und Labonte-Vorgänger Heinz-Jürgen Bien dieses Amt angeboten, aber er sagte seinerzeit aus Altersgründen ab. Mit Labonte als Präsidenten hat der FRK auch in Zukunft eine meinungsstarke Stimme in den Markt hinein. Darüber hinaus wurde der Verbandsvorstand neu aufgestellt (lesen Sie mehr dazu in der Rubrik „Neues vom FRK“).
PON und DOCSIS im Hybridbetrieb
Dass sich die FRK-Mitglieder auf ihre Stärken besinnen, Neuem gegenüber aber aufgeschlossen sind, zeigte sich gleich am ersten der beiden Kongresstage in den Vorträgen. Harmonic präsentierte mit cOS eine virtualisierte Plattform für den hybriden Betrieb von PON und DOCSIS vor, die nicht nur durch ihre Skalierbarkeit den FTTH-Rollout erleichtert, sondern durch die Virtualisierung Energiekosten spart und den Platzbedarf in der Kopfstelle senkt.
Im Verteilerkasten kommt cOS laut Svend Jessen, Broadband Solution Manager bei Harmonic, mit 95 Prozent weniger Platz aus. Die Energieeinsparung läge laut Jessen bei 50 Prozent, vor allem weil durch den Einsatz von cOS weniger Hardware in der Kopfstelle gekühlt werden muss. Zusätzlich kann der Kabelnetzbetreiber dank Open ONT die Hardware verschiedener Hersteller verwenden, ohne sich an einen einzigen binden zu müssen.
Kopfstelle ins Feld verlagern
Dass DOCSIS und damit die HFC-Netze alles andere als veraltet sind, demonstrierte Benedikt Breuer. Das Mitglied der Axing-Geschäftsleitung stellte mit Remote-CCAP eine moderne Netzstruktur vor, mit der auch in Kabelnetzen Gigabit-Bandbreiten erzielt werden können. Über Remote-CCAP werden die Funktionen der Kopfstelle ins Feld verlegt. Dadurch wird der Fiber Node zwar komplexer, aber über DOCSIS sind damit FTTH-ähnliche Datenraten im Kabelnetz möglich. Auf Verstärkerkaskaden kann verzichtet werden, weniger Kunden teilen sich die Bandbreite und erhalten eine höhere Signalqualität an der Anschlussdose.
„Voraussetzung ist eine hohe Durchdringung des Netzes mit Glasfaser“, erklärte Breuer. Das gelte vor allem für die Netzebene 3 (NE3). „Man braucht die Glasfaser aber nicht morgen oben in der Wohnung“, schränkte Breuer ein. Mit Remote-CCAP habe man eine Brückentechnologie an der Hand, mit der die Migration von Koax auf FTTB und schließlich FTTH reibungslos möglich sei. „Die Technik, um ein Gigabit in die Wohnung zu bringen, ist vorhanden“, sagte Breuer in Leipzig.
Rundfunk über Glasfaser
Dass dafür die vorhandenen HFC-Netze ausreichen, meint auch Jultec-Geschäftsführer Klaus Müller, der auf dem Breitbandkongress mit RFoG (Radio Frequency over Glass) eine Technologie vorstellte, mit der Fernsehen über FTTB-Netze verbreitet wird, ohne dass spezielle Endgeräte eingesetzt und IP-Adressen oder Nutzungsgewohnheiten getrackt werden. Die Anonymität des Rundfunks bleibt erhalten.
Bei RFoG wird ein hochfrequentes Frequenzspektrum auf einen Lichtträger moduliert. Da hier digitale Daten analog transportiert werden, entfällt die Datenwandlung in beide Richtungen, wodurch RFoG-Geräte relativ simpel konzipiert sind. „Die Berechnung ist kein Voodoo“, sagte Müller in Leipzig in Bezug auf die Pegelkalkulation im HFC-Hausverteilnetz.
RFoG eigne sich laut Müller vor allem für die Sat-ZF-Verteilung. Moderne TV-Geräte haben einen Sat-Empfänger integriert. Werden neue Programme aufgeschaltet oder sogar neue Technologien eingeführt, etwa UHD, mache der Kunde einfach einen Suchlauf. Eine Umprogrammierung durch den Netzbetreiber sei nicht notwendig.
Initiative für Open Access
Kabelnetzbetreiber, die auf derlei Brückentechnologien verzichten und FTTH-Netze bauen, werden deren Kapazitäten mit den Diensten Dritter auslasten wollen. Damit das funktioniert, stellte Purtel-Geschäftsführer Markus von Voss die Open-Access-Initiative vor. „Die Telekom versucht, ein Open-Access-Modell auf Layer-1-Basis durchzudrücken“, sagte von Voss. Dem setzt die Initiative ein Layer-2-Bistream-Access (L2BSA) entgegen, damit „der Netzbetreiber Netzbetreiber bleibt und Dritten Bandbreite anbieten kann“, erklärt von Voss.
Das Problem: Die großen Nachfrager wie 1&1 oder eben die Deutsche Telekom haben kein Interesse an Netzen, die keine sechsstelligen Anschlusszahlen bieten. Deshalb wurde die Open-Access-Initiative aus der Taufe gehoben. Zehn Unternehmen haben sich bereits der Initiative angeschlossen. „Das Thema Open Access ist ein Dauerbrenner und wird uns über die nächsten Jahre begleiten“, sagte Purtel-Chef von Voss auf dem Breitbandkongress in Leipzig.
„Ein Jahr der unangenehmen Wahrheiten“
Open Access ist ohnehin in den vergangenen Monaten im Aufwind, denn wie Rechtsanwalt Christoph Bauer von der Kanzlei Wirtschaftsrat Recht in seiner Marktanalyse darstellte, wechselt der Fokus im Glasfaserausbau gerade von Homes passed zu Homes connected Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stünde der Glasfaserbranche „ein Jahr der unangenehmen Wahrheiten“ bevor, sagte Bauer (Lesen Sie hierzu auch das Interview mit Christoph Bauer).
Das liegt auch daran, dass die Ausbaugeschwindigkeit seit 2023 abnimmt, wie Sebastian Krems, Mitbegründer der Beratungsgesellschaft Latus consulting, in seinem Vortrag darlegte. Zusätzlich verharre die Kundenakzeptanz auf niedrigem Niveau. In dieser Gemengelage prallen nun die langfristigen Planungen auf die eher kurzfristigen Renditeerwartungen der Investoren. Der Konsolidierungsdruck wächst.
Optimierung entlang der Wertschöpfung
Als Folge müssen die Netzbetreiber ihre Geschäftsmodelle anpassen. Krems machte den Teilnehmern des Breitbandkongresses klar, dass sämtliche Elemente der Wertschöpfung optimiert werden müssten. Er sprach von einer „konsistenten FTTH-Fabrik“, von der Netzplanung und dem Netzbau über den Netzbetrieb und die Diensteproduktion bis Vertriebs- und Marktangang.
Dabei verschwieg Krems keinesfalls, dass die Optimierung durchaus komplex ist. „Während wir noch das Fließband bauen, werden bereits Autos gebaut und zwar eigene und OEM“, stellte Krems die Situation bildlich dar. Die hohe Komplexität trifft auf den Effizienzdruck im Massenmarkt.
Verbandskooperationen ausbauen
Es sind also für die Mitglieder des FRK keinesfalls einfache Tage. Umso wichtiger ist die Unterstützung durch den Verband. Der FRK ist einer von zahlreichen Verbänden, die in der TK-Branche tätig sind. Um die Durchschlagskraft im politischen Berlin – vor allem gegen die Lobbyarbeit der großen TK-Konzerne – zu bündeln, existieren etliche Kooperationen zwischen den Verbänden.
Labonte will die Kooperationen zwischen dem FRK und dem Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS) sowie dem Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) ausbauen. „Der Markt verändert sich“, stimmte BUGLAS-Geschäftsführer Wolfgang Heer dem neuen FRK-Präsidenten zu. „Eine engere Zusammenarbeit könnte die Verbandspositionen stärken“.
Vorschlag für eine Spitzengruppe der Verbände
Auch Jeffrey Al-Ali, vertrat diese Meinung. „Für die Politik ist es einfacher, wenn sie ein Gesamtbild aus der Branche erhält“, sagte der Leiter Recht und Regulierung beim VATM in Leipzig. Labontes Vorschlag zur Gründung einer Spitzengruppe aus fünf bis sechs Vertretern der TK-Verbände konnte Al-Ali aber nicht viel abgewinnen. „Es ist schwierig, die zahlreichen Themen mit wenigen Personen zu besprechen“, wandte Al-Ali ein. Nichtsdestotrotz wolle auch er die Kooperationen weiter ausbauen.
BUGLAS-Geschäftsführer Heer war der Idee einer Spitzengruppe durchaus zugetan. „Dazu laden wir gerne ein“, sagte er. Bislang habe man sich verbandsübergreifend über die Dinge unterhalten, bei denen Gemeinsamkeiten bestünden. „Der nächste Schritt könnte sein, auch darüber zu sprechen, wo es vielleicht auch einmal weh tut“, erklärte Heer.
Großer Aufwand durch Sammelinkasso-Wegfall
Eine Stärkung der Verbände würde den Mitgliedern vor allem im Wettbewerb mit der Telekom nützen, damit solche Veränderungen wie der Wegfall des Sammelinkassos in Zukunft vermieden werden können. „Wir haben gemeinsam gekämpft und gemeinsam gegen die hervorragende Lobbyarbeit der Telekom verloren“, fasste es Claus Wedemeier, Leiter Digitalisierung und Demografie beim Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW, zusammen.
Auf der Podiumsdiskussion ärgerten sich die Vertreter der Kabelnetzbetreiber über den immensen Aufwand, den sie wegen des Sammelinkasso-Wegfalls haben. Nicht nur, dass sie rund 30 Prozent der zuvor versorgten Haushalte verloren haben. Rund die Hälfte der Einzelnutzungsverträge seien in Papierform eingegangen und hätten händisch in die EDV-Systeme eingepflegt werden müssen.
Upselling bringt Umsatzsteigerung
„Mir hat die Welt vor dem 30. 6. besser gefallen“, sagte Uwe Rehnig, Geschäftsführer der Rehnig BAK Breitbandnetze & Kabelfernsehen, auf dem Podium in Leipzig. Die Kabelnetzbetreiber monierten den Wegfall der Plan- und Investitionssicherheit. Mit dem Sammelinkasso sei zudem ein exzellentes Instrument zur Finanzierung des Glasfaserausbaus verloren gegangen.
Doch nicht alle auf dem Podium waren völlig unzufrieden. „Ich bin froh, dass das Sammelinkasso weg ist“, sagte etwa Rolf Hoffmann, Geschäftsführer der Kabel + Satellit Bergen. So sei er den Kunden, über die er zuvor keinerlei Informationen besaß, nähergekommen. Er habe zwar auch Haushalte verloren, aber Hoffmann konnte nach eigenen Angaben den Umsatz steigern. Kabelinternet bietet halt hohe Bandbreite zu vergleichbar günstigen Preisen.
Abschaltung und Baumstruktur
„Wir kennen unsere Kunden jetzt und können Upselling betreiben“, pflichtete Maik Heile bei, Technischer Leiter der RFT kabel Brandenburg. Er geht zudem davon aus, dass die Kabelnetzbetreiber die Zahl der versorgten Haushalte um rund zehn Prozent steigern können, wenn erst einmal im großen Stil abgeschaltet wird und die Bildschirme schwarz werden. Auch Wedemeier erwartet hier noch den Peak. „Da steht uns allen noch was bevor“, sagte er auf dem Breitbandkongress.
Auf die Kabelnetzbetreiber kommt auf jeden Fall ein weiterer großer Aufwand zu, denn in Netzen mit Baumstruktur können einzelne Haushalte nicht ohne Weiteres abgeklemmt werden. Moderator Andreas Bätz-Hammer, Leiter Geschäftsentwicklung und Kooperation bei Homeway, wies darauf hin, dass Baumnetze eigentlich umgebaut werden müssten. „Die Kosten sind allerdings so hoch, dass man auch gleich Glasfasernetze bauen kann“, sagte Bätz-Hammer.
Nur Kooperationen helfen
Bislang sind die Kabelnetzbetreiber mit dieser Problematik noch nicht in der Politik durchgedrungen. Rehnig berichtete von Gesprächen mit der Bundesnetzagentur, in denen sie verlangte, dass in Wohnungseigentümergemeinschaften jedem Eigentümer ermöglicht werden müsse, sich nicht an der Umlage für den Kabelanschluss zu beteiligen.
Auch deshalb forderte Hoffmann, dass die Politik nachjustieren müsse. Dieser Forderung soll durch eine starke Stimme der Verbände Nachdruck verliehen werden. Das dürfte aber nur mit weiteren, dezidierten Kooperationen gelingen. Dass nur Kooperationen weiterhelfen – auch solche mit den TK-Konzernen – war auf dem Podium Konsens. „Nur so können sich die Großen den Marktgegebenheiten und Kooperationen nicht mehr entziehen“, sagte Rehnig.
Unangenehme Wahrheiten: Im Glasfaserausbau beginnt das Leiden
Marc Hankmann
Wenn Investoren den Taschenrechner zücken, ist auch dem Letzten klar: Die Goldgräberstimmung ist vorbei. Aktuelle Marktdaten zeigen eine Verlangsamung im Glasfaserausbau und das zu einem Zeitpunkt, an dem noch rund 60 Prozent der deutschen Haushalte keine Glasfaserleitung in ihrer Nähe haben. Wo geht die Reise hin?
Glasfaserausbau verlangsamt sich
Auf dem Breitbandkongress des Fachverbands Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) Mitte September 2024 in Leipzig übernahm Christoph Bauer die Rolle des Hiobs. Der Rechtsanwalt der Kanzlei Wirtschaftsrat Recht präsentierte Rahmenbedingungen, die schlechter kaum sein könnten: Die Zahl der Insolvenzen ist auf einem 10-Jahres-Hoch, ein sinkender Einkaufsmanagerindex der Privatwirtschaft und eine Konsumflaute beim Verbraucher. „Der Markt befindet sich im Jahr der unangenehmen Wahrheiten“, sagte Bauer auf dem Breitbandkongress (Lesen Sie hierzu auch unser Interview mit Christoph Bauer).
Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) belegt die Ausbauverlangsamung mit Zahlen. Die Homes passed nahmen von Juni 2023 bis Juni 2024 von 35,6 auf 43,2 Prozent zu. Das entspricht zwar einem Wachstum von 15 Prozent, aber im Vorjahreszeitraum betrug das Wachstum noch bei 36 Prozent. Das liegt laut Bauer einerseits an steigenden Baukosten und Zinsen sowie am strategischen Überbau und Problemen, passende Open-Access-Vereinbarungen zu finden.
Weg von Homes passed, hin zu Homes connected
Andererseits weist die BREKO-Marktanalyse auch eine Verschiebung von Homes passed hin zu Homes connected auf. Deren Zahl wuchs von Mitte 2022 bis Mitte 2023 um 3,5 Prozent. In den darauffolgenden zwölf Monaten legte sie um 18 Prozent zu. Laut BREKO war im Juni 2024 mehr als einer von fünf Haushalten mit einem Glasfasernetz verbunden (22,8 Prozent).
Die Glasfasernetzbetreiber gehen also weniger auf Strecke, sondern sehen zu, dass sie auf eben dieser Strecke an zahlende Kunden kommen. Die Voraussetzung dafür ist die Heranführung der Glasfaser bis ans oder ins Haus. Allerdings zeigen sich die Verbraucher weitestgehend unbeeindruckt. Die Take-up-Rate lag laut BREKO im Juni 2024 bei 26 Prozent. Ein Jahr zuvor betrug sie 25 Prozent.
Bundesregierung will FTTB überall
In absoluten Zahlen: 19,9 Millionen Haushalte in Deutschland sind Homes passed, 10,5 Millionen sind Homes connected und 5,2 Millionen zählen zu den Homes activated. Betrachtet man die Homes passed, geht der BREKO davon aus, dass bis Ende 2025 eine Glasfaserversorgung von 50 bis 54 Prozent erreicht wird. Fünf Jahre später werden es aber maximal nur 86 Prozent sein, wahrscheinlicher ist eine niedrigere Quote. War da nicht was, liebe Regierung?
Ziel verpasst, muss man sagen, wenn der BREKO mit seinen Prognosen richtig liegt. Krachend gescheitert müsste es aber eher heißen, wenn man sich die Gigabit-Strategie genau anschaut. Denn dort steht: „Übergeordnetes Ziel der Bundesregierung für ein modernes Deutschland ist die flächendeckende energie- und ressourceneffiziente Versorgung mit Glasfaseranschlüssen bis ins Haus.“
Für dieses FTTB-Ziel sehen die BREKO-Prognosen sehr schlecht aus. Bis Ende 2025 rechnet der Verband mit einer Versorgungsquote bei Homes connected von 29 bis 33 Prozent aller Haushalte. 2030 soll sie laut der Marktanalyse zwischen 48 und 58 Prozent liegen. Damit wäre immerhin eine halbe Flächendeckung erreicht.
Schlusslicht Baden-Württemberg
In der Hälfte ohne Glasfaser dürfte sich vor allem der Süden Deutschlands wiederfinden. In Bayern zählt der BREKO 19 und in Baden-Württemberg 13 Prozent Homes connected. „Der Anteil der Bürgerinnen und Bürger, die einen schnellen und zuverlässigen Glasfaseranschluss nutzen können, ist seit Jahren erschreckend niedrig“, urteilt Jan Simons, Leiter Landespolitik beim BREKO, über das schlechte Abschneiden Baden-Württembergs.
Simons räumt ein, dass die Topografie und Bevölkerungsstruktur im „Ländle“ herausfordernd sind. Aber: „Die Landesregierung hat das Thema zu lange vernachlässigt und dabei zu sehr auf geförderte Ausbauprojekte gesetzt“, meint Simons. Mit 1,4 Milliarden Euro wurden laut BREKO für dieses Jahr fast sieben Mal mehr Mittel beantragt als laut Gigabit-Förderung für Baden-Württemberg vorgesehen sind.
So ist es dann auch kein Wunder, dass Baden-Württemberg mit 3,4 Milliarden Euro von allen Bundesländern die meisten Bewilligungen für Fördermittel des Bundes verzeichnet. Auf dem zweiten Platz folgt Nordrhein-Westfalen mit 2,1 Milliarden Euro. NRW ist auch Zweitplatzierter, wenn es um bereits abgeflossene Mittel geht. Hier führt Mecklenburg-Vorpommern das Ranking an.
Teure und langwierige Förderung
Laut BREKO steigt das Gesamtvolumen der Bundesfördermittel in diesem Jahr auf 21 Milliarden Euro. Davon wurden bis Juli 2024 4,8 Milliarden Euro ausgezahlt (23 Prozent). Mit dem Geld haben die Netzbetreiber 1,7 Millionen Glasfaseranschlüsse gebaut. Heißt: Ein geförderter Glasfaseranschluss schlägt mit rund 2.800 Euro zu Buche. Ein Anschluss im eigenwirtschaftlichen Ausbau dürfte für die Hälfte zu haben sein.
Der geförderte Glasfaserausbau ist also nicht nur teuer. Dass nur etwas mehr als ein Fünftel der Fördersumme ausgezahlt wurde, belegt, dass er zudem auch langwierig ist. Außerdem bringt die Kürzung des Bundes um eine Milliarde Euro für dieses Jahr die Bundesländer in Bedrängnis. Rechtsanwalt Bauer erklärte auf dem Breitbandkongress in Leipzig, dass dadurch zum Beispiel für ländliche Kommunen in Bayern nur noch 295 statt 460 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Zunehmende Insolvenzdynamik
Der Anteil der Bundesförderung machte 2023 knapp 10 Prozent an den Gesamtinvestitionen in Breitbandinfrastrukturen aus. An denen lässt sich auch Die Verlangsamung des Glasfaserausbaus erkennen – zumindest bei den Wettbewerbern der Deutschen Telekom. Ihre Investitionen sanken von 8,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 7,6 Milliarden Euro im Jahr 2023. Dagegen stiegen die Investitionen der Telekom von 4,9 auf 5,6 Milliarden Euro.
Hier zeichnet sich bei den Telekom-Wettbewerbern die Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Rechtsanwalt Bauer geht daher von einer zunehmenden Insolvenzdynamik in der Glasfaserbranche aus, die auch den Tiefbau erfassen wird. Die Branche kämpft gegen eine rückläufige Auftragslage an, wenn weniger auf Strecke und dafür mehr Hausanschlüsse gebaut werden. Dadurch dürften sich etliche Projektabschlüsse verzögern, was wiederum die Kosten in die Höhe treibt. Aufgrund des Fachkräftemangels sind die Tiefbaufirmen auf Sub-Unternehmer angewiesen, deren Zahl bei einer zunehmenden Insolvenzdynamik allerdings auch kleiner werden dürfte.
Kommen die Heuschrecken?
Die Netzbetreiber kündigen ihrerseits Ausbauaktivitäten maximal auf Vorjahresniveau an, wenn sie diese nicht sogar zurückfahren. Deshalb passen die Investoren ihre Aktivitäten an. Sie blicken kritischer auf den deutschen Glasfasermarkt, denn die steigenden Zinsen führen zu höheren Eigenkapitalkosten. „Auch bei den Investoren ist inzwischen angekommen, dass nur Homes passed als wirtschaftliche Kennzahl für ein Netz nicht ausreichend ist“, erklärte Bauer in Leipzig.
Noch hat keiner die Flucht ergriffen. Laut Bauer warten die Investoren derzeit ab, wie sich der Markt weiterentwickelt und was die Konkurrenz macht. „Jede Marktphase hat ihre jeweiligen Investoren“, sagte Nico Grove, Geschäftsführer der kawikani GmbH und Di4-Vorstand, im Interview mit MediaLABcom. Wenn die jetzigen Investoren verkaufen, könnten die nächsten unter die Kategorie „Heuschrecken“ fallen. Werden sie den Glasfaserausbau in Deutschland nach vorne bringen?
ZDF beendet SD-Ausstrahlung via Satellit im November 2025
Dr. Jörn Krieger
Das ZDF wird die SD-Satellitenverbreitung von ZDF, ZDFinfo, ZDFneo, 3sat und KiKA über Astra (19,2° Ost) am 18. November 2025 einstellen. Die Programme sind dann nur noch in HD-Bildauflösung auf Astra zu empfangen.
Rund 15 Jahre lang wurden die Sender sowohl in SD- als auch in HD-Qualität verbreitet. Nahezu alle Haushalte in Deutschland empfangen ihre Programme inzwischen in HD-Auflösung, der Fernsehempfang in der geringeren SD-Qualität wird mittlerweile kaum noch genutzt, wie das ZDF in einer Mitteilung betonte. Durch die Einstellung der SD-Ausstrahlung senke der Sender zudem seine Kosten für die Programmverbreitung und komme damit auch der Erwartung an einen wirtschaftlichen und sparsamen Umgang mit den Rundfunkbeiträgen nach.
ARD schaltet SD schon im Januar 2025 ab
Das ZDF schaltet seine SD-Programme auf Astra damit später ab als die ARD, die den Schritt bereits am 7. Januar 2025 vollzieht. ARTE, Phoenix, tagesschau24 und One hatten den SD-Ausstieg der öffentlich-rechtlichen Sender am 15. November 2022 eingeläutet und ihre SD-Verbreitung über Astra beendet.
Medien im Visier – der Podcast von MediaLABcom
Danilo Höpfner
Medienvielfalt im Lokaljournalismus: Ein Auslaufmodell?
Die klassischen Lokalmedien stecken in einer existenziellen Krise: weniger Redaktionen, geringere Auflagen, wegbrechende Verbreitungsgebiete und das Ende vieler Lokal-TV-Stationen. Ohne Förderung geht in vielen Regionen nichts mehr.
Wie kann der Lokaljournalismus gerettet werden und was erwartet der Nutzer eigentlich von seinem Lokalmedium? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Lokaljournalismus-Kongresses der fünf ostdeutschen Landesmedienanstalten 2024 in Berlin. Ein Streifzug durch die Themen der Veranstaltung mit Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt.
Hören Sie sich die neue Podcast-Folge von „Medien im Visier“ auf allen gängigen Plattformen an.
Neues vom FRK
FRK wählt neuen Vorstand und diskutiert über Kooperationen und den Wegfall des Sammelinkassos
Der Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK) hat auf seinem 27. Breitbandkongress eine neue Führungsspitze gewählt. Auf den langjährigen Vorsitzenden Heinz-Peter Labonte folgt Ralf Berger, Geschäftsführer des FRK. Labonte selbst wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt. Darüber hinaus wurden auch Bergers Stellvertreter neu gewählt. Auf Bernd Nitzschner und Reinhardt Plückhahn, die beide nicht mehr zur Wahl antraten, folgen Daniel Niebuhr und Frank Plückhahn. Franz Ziener wurde im Amt als Schatzmeister bestätigt. Der geschäftsführende Vorstand wird durch das kooptierte Vorstandsmitglied Sebastian Labonte sowie durch die fünf Beisitzer Rico Gerhardt, Wolfgang Haas, Franz-Josef Kukuk, Thomas Pester und Andreas Sack ergänzt.
Labonte war 15 Jahre lang Vorsitzender des FRK und gehört dem Verband seit 28 Jahren an. Auf der Mitgliederversammlung, die während des Breitbandkongresses In Leipzig stattfand, dankte Labonte seinem Vorgänger, dem verstorbenen FRK-Mitbegründer Heinz-Jürgen Bien, sowie Bernd Nitzschner, dem er viel zu verdanken habe. Labontes besonderer Dank galt seinem Nachfolger Ralf Berger, der mit seinem Team seit vielen Jahren erfolgreich die Geschäftsführung des FRK sowie die Organisation des alljährlichen Breitbandkongresses verantwortet.
„Als Präsident wird Heinz-Peter Labonte den FRK nach außen hin vertreten und uns weiter mit seiner langjährigen Erfahrung zur Seite stehen“, freute sich Berger über die Wahl Labontes zum FRK-Präsidenten. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht, auch durch die zahlreichen Kooperationen des FRK mit anderen TK-Verbänden“, sagte Labonte, der sich dafür starkmachen will, diese Kooperationen weiter zu intensivieren.
Das Thema Verbandskooperationen stand dann auch im Fokus am ersten Tag des FRK-Breitbandkongresses. Wolfgang Heer, Geschäftsführer des Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS), Jeffrey Al-Ali, Leiter Recht und Regulierung beim Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) und Heinz-Peter Labonte waren sich einig, dass sie dank der bestehenden Kooperationen ihren Einfluss auf die Politik vergrößern konnten.
„Es wird auch in Zukunft wichtig sein, dass unsere Branche mit einer Stimme spricht“, sagte Labonte in Leipzig und schlug die Gründung einer Spitzengruppe mit fünf bis sechs Vertretern der TK-Verbände vor. „Diese Gruppe soll die Politik vor sich hertreiben“, erklärte Labonte. „Der Markt ändert sich. Eine engere Zusammenarbeit der Verbände wird unsere Position stärken.“
Eine tiefgreifende Veränderung hat der Markt durch den Wegfall des Sammelinkassos zum 1. Juli 2024 erfahren. In Leipzig diskutierten Vertreter der Wohnungswirtschaft und aus den Reihen der FRK-Mitglieder über die Auswirkungen dieses Wegfalls. Für alle, Wohnungsunternehmen wie Netzbetreiber, bedeutet der Wegfall einen enormen bürokratischen Aufwand, um Haushalte aus dem Sammel- ins Einzelinkasso zu führen – ganz zu schweigen davon, dass den Netzbetreibern Investitions- und Planungssicherheit weggebrochen sind.
Dennoch gaben die Diskutanten einen positiven Ausblick, denn auch wenn sie nun weniger Haushalte versorgen, konnten sie zum Teil die Umsätze steigern, da die einzelnen Haushalte nun gezielt angesprochen werden können, was zu Zeiten des Sammelinkassos nicht möglich war. Derzeit sind die Netzbetreiber damit beschäftigt, die Haushalte, die keinen Einzelinkassovertrag abgeschlossen haben, vom Netz zu nehmen. Die Erfahrung zeigt, dass nach einer solchen Abschaltung ein signifikanter Teil der betroffenen Haushalte bereit ist, für den Kabelanschluss einen Einzelnutzervertrag abzuschließen. Ob daher der Wegfall des Sammelinkassos in einem Jahr immer noch Thema sein wird, wird der 28. Breitbandkongress vom 10. bis zum 11. September 2025 im Leipziger H4 Hotel zeigen.
Kurzmeldungen
Dr. Jörn Krieger
Deutsche Telekom tritt BUGLAS bei
Die Deutsche Telekom ist dem Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS) beigetreten. Die Telekom und BUGLAS-Unternehmen eine das Ziel, die Rahmenbedingungen für den Glasfaserausbau weiter zu verbessern und Deutschland mit der modernsten FTTH-Technologie zu verbinden, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
„Deutsche Telekom und BUGLAS eint der langfristige Investitionshorizont beim Glasfaserausbau“, sagte Srini Gopalan, der im Vorstand der Telekom das Deutschlandgeschäft verantwortet. „Wir möchten den Schulterschluss mit den regionalen Anbietern weiter intensivieren und noch mehr FTTH-Kooperationen für eine zukunftsfähige Digitalisierung schließen. So beschleunigen wir gemeinsam mit unseren Partnern den Glasfaserausbau. Und das mit offenen Netzen, die allen Kundinnen und Kunden eine hohe Anbietervielfalt bieten.“
In allen mit BUGLAS-Unternehmen gemeinsam erschlossenen Gebieten finde auf der jeweiligen Leitung Wettbewerb nach dem Open-Access-Prinzip statt, heißt es weiter in der Mitteilung. Das bedeutet: Netzpartner wie O2, Vodafone, 1&1 oder auch regionale Anbieter können diese Leitungen diskriminierungsfrei mitnutzen.
BUGLAS-Präsident Theo Weirich erklärte: „Kooperationsmodelle zwischen Netzerrichtern und -Betreibern sind einer der wichtigsten Trends unserer Industrie. Als BUGLAS stehen wir für einen solchen kooperativen Ansatz, der auf Augenhöhe stattfindet. Die Telekom ist hier sehr aktiv und arbeitet bereits in über vierzig Kooperationen mit regionalen Unternehmen und Stadtwerken zusammen. Wir freuen uns, dass sie jetzt Mitglied im BUGLAS sind, denn von Kooperationen profitieren alle Seiten.“
Thilo Höllen, Leiter Glasfaserkooperation bei der Telekom, sagte: „Der BUGLAS zeichnet sich durch fakten- und lösungsorientierte Vorschläge beim Glasfaserausbau aus. Gemeinsam mit dem BUGLAS werden wir uns weiterhin für schnellere Genehmigungen und alternative Verlegemethoden einsetzen. Diese Themen betreffen unsere gesamte Branche und hier sehen wir noch deutliches Potenzial nach oben.“
Patrick Helmes, BUGLAS-Vizepräsident und Glasfaser Ruhr-Geschäftsführer, ergänzte: „FTTH im Sinne von Homes activated ist der neue Goldstandard. Kooperationsmodelle erhöhen die Netzauslastung signifikant und schaffen dabei Planungssicherheit für die Beteiligten. Sie ermöglichen die Konzentration auf die jeweils eigenen Kernkompetenzen und führen zu verstärkter Arbeitsteilung.“
Unsere Grüne Glasfaser und GVG Glasfaser kooperieren bei Glasfaserausbau
Die Glasfasernetzbetreiber GVG Glasfaser und Unsere Grüne Glasfaser (UGG) kooperieren ab sofort beim Ausbau mit reiner Glasfaser (FTTH). Kern der Zusammenarbeit: UGG geht auf ausgewählte Kommunen in denjenigen ehemaligen Ausbaugebieten der Deutschen Giga Access (DGA) zu, in denen die GVG Glasfaser die für einen wirtschaftlich rentablen Ausbau notwendige Zahl an Kundenverträgen bereits eingeholt hat. Ziel ist es, eine Vereinbarung zum Glasfasernetzausbau mit den entsprechenden Städten und Gemeinden zu schließen.
Die GVG Glasfaser hatte seit dem Jahr 2022 gemeinsam mit der DGA, die für Planung, Bau und Betrieb der Glasfasernetze verantwortlich war, bundesweit eine Vielzahl von Kommunen flächendeckend mit reiner Glasfaser versorgen wollen. Ende Mai 2024 hatte die GVG diese Kooperation beendet und alternative Lösungen gesucht.
„Wir freuen uns sehr, mit UGG einen wirtschaftlich starken Partner gefunden zu haben, der gemeinsam mit uns den Glasfaserausbau insbesondere im Südwesten Deutschlands weiter voranbringen wird“, sagte GVG-Geschäftsführer Thorsten Fellmann. „Nach Abschluss des Glasfaserausbaus durch UGG können wir Kundinnen und Kunden sowie Unternehmen, die sich bereits für einen zukunftssicheren Glasfaseranschluss entschieden haben oder noch entscheiden, mit den attraktiven Tarifmodellen unserer Marke teranet versorgen.“
UGG-Geschäftsführer Jörn Schoof erklärte: „Als Gemeinschaftsunternehmen von Allianz und Telefónica steht UGG für Kompetenz und Stabilität im Ausbau mit modernen FTTH-Glasfasernetzen. In der Regel baut UGG sein für Internetanbieter offenes Glasfasernetz ohne Vorvermarktungsquoten aus. Durch die sehr erfolgreiche Vermarktung der GVG Glasfaser im Vorfeld können wir in den kooperierenden Kommunen unmittelbar Vollgas für einen schnellstmöglichen Netzausbau geben und damit entscheidend zur Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft beitragen.“
Entscheiden sich die Kommunen für einen Ausbau mit UGG, könnte bereits im Frühjahr 2025 ein Baustart erfolgen. Unsere Grüne Glasfaser hat bereits begonnen, mit Verantwortlichen der Städte und Gemeinden über Ausbauvereinbarungen zu sprechen und sich die Zustimmung der Kommunen für eine schnelle Umsetzung einzuholen. GVG Glasfaser und UGG wollen sich vor Baubeginn mit allen betroffenen Kommunen, Zweckverbänden sowie der Gigabit Region Stuttgart (GRS) eng abstimmen, um einen möglichst reibungslosen Glasfaser-Rollout zu gewährleisten.
Die durch die GVG bereits eingeholten Kundenverträge bleiben gültig. Die GVG-Marke teranet will die Kunden in Kürze über die weiteren Abläufe informieren und auf dem Laufenden halten.
Mangelnde Nachfrage gefährdet Glasfaserausbau
Der Glasfaserausbau geht voran, doch viele Deutsche wollen weiter lieber über Kupferkabel ins Internet gehen. 49 Prozent nutzen einen herkömmlichen DSL-Anschluss – und viele wollen dabei bleiben, wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ unter Berufung auf eine aktuelle Studie des Beratungshauses BearingPoint berichtet.
Ein Grund sind die Kosten: Wer einen DSL-Altvertrag aufrüsten will, muss bei einem Wechsel mit starken Preissteigerungen rechnen. Tarife für 10 oder 20 Euro monatlich werden nicht mehr angeboten, Neuverträge kosten in der Regel – nach Einstiegsrabatten – mehr als 30 Euro pro Monat. 32 Prozent der Kunden wollen ihren DSL-Vertrag gern behalten, sagte Studienleiter Julius Hafer dem Magazin. Im Schnitt zahlen Glasfasernutzer 5 Euro mehr pro Monat als solche mit DSL-Anschluss, auch weil sie höhere Bandbreiten buchen.
Gleichzeitig ist ihre Zufriedenheit signifikant höher. Dennoch steigt die Zahl der aktiven Glasfaseranschlüsse nur moderat an. Aktuell gehen laut Umfrage 18 Prozent der Deutschen über Glasfaser online, obwohl für 32 Prozent der Haushalte ein Anschluss möglich wäre.
Durch das mangelnde Interesse ist laut Analyse auch das Ziel der Bundesregierung gefährdet, für 2030 eine flächendeckende Versorgung mit Glasfaser zu erreichen. Wenn zu wenige Anschlüsse gebucht werden, rechnet sich der Ausbau nicht. Allerdings kommt laut BearingPoint der Wettbewerb endlich in Gang, Glasfaseranschlüsse könnten deshalb billiger und damit attraktiver werden.
Vodafone schaltet ARD-Programme in SD Anfang 2025 ab
Vodafone verbreitet Das Erste und die Dritten Programme der ARD ab 7. Januar 2025 ausschließlich in HD-Bildauflösung in seinem Kabelnetz, die SD-Ausstrahlung wird eingestellt. Am gleichen Tag beendet die ARD auch die SD-Verbreitung ihrer Programme auf dem Satellitensystem Astra (19,2° Ost).
Die meisten der mehr als 11 Millionen TV-Kabelkunden nutzen nach Vodafone-Angaben bereits den HD-Empfang, lediglich weniger als 2 Prozent verwenden einen TV-Receiver, der ausschließlich SD-Auflösung unterstützt. Dabei handelt es sich laut Vodafone um TV-Receiver von Kabel Deutschland oder Unitymedia, die älter als zwölf Jahre sind.
Für Kunden, die HD-Programme nicht empfangen können, will Vodafone Unterstützung sowie Informationen zur Umstellung auf einer Serviceseite anbieten – dort soll es rechtzeitig vor der Umstellung Hilfestellungen geben.
Die durch die Abschaltung der SD-Programme freigewordenen Kapazitäten will Vodafone unter anderem für mehr Leistung und höhere Datenraten beim Internetzugang übers Kabelnetz nutzen.
Vodafone und RTL bauen Partnerschaft aus
Die rund 11 Millionen Kabelkunden von Vodafone können weiterhin die Programmangebote von RTL Deutschland empfangen. Der TV-Veranstalter und der Telekommunikationskonzern verlängerten ihre Partnerschaft, die in Zukunft ausgebaut werden soll.
Neben der Streaming-App RTL+ erstreckt sich das Abkommen auch auf die neun Free-TV- und vier Pay-TV-Sender von RTL Deutschland, die von Vodafone weiter verbreitet werden. Dabei handelt es sich um die Free-TV-Programme RTL, VOX, Nitro, ntv, Super RTL, RTLup, RTLzwei, VOXup und Toggo plus sowie die Pay-TV-Kanäle RTL Crime, RTL Living und GEO Television sowie das VoD-Angebot GEO WILD.
„Wir setzen unsere langjährige Zusammenarbeit mit RTL Deutschland gerne fort. Für beide Seiten ist es eine Win-Win-Situation: Unsere TV-Kunden erhalten weiterhin Zugang zu den attraktiven Unterhaltungsangeboten von RTL. Und sie profitieren auf GigaTV von cloudbasierten Aufnahmemöglichkeiten und weiteren Komfort-Funktionen. Zugleich kann RTL den Zugang zu Millionen Kabelhaushalten nutzen und mit uns neue TV-Angebote entwickeln“, sagte Marc Albers, kommissarischer Privatkunden-Chef bei Vodafone.
Andre Prahl, Chief Distribution Officer von RTL Deutschland, erklärte: „Wir freuen uns, unsere gute Partnerschaft mit Vodafone weiter auszubauen und zu verlängern. Die umfassende Vereinbarung sichert Vodafone-Kunden Zugriff auf das breite Inhalte-Angebot und die beliebten Marken von RTL Deutschland. Gleichzeitig ist die Vereinbarung ein wichtiger Schritt für den Reichweitenausbau unseres Streaming-Angebots RTL+ bei gleichzeitiger Sicherung der linearen Verbreitung unserer TV-Sender. Gemeinsam mit Vodafone werden wir auch weiterhin neue TV-Angebote und Produkte entwickeln, von denen die Nutzerinnen und Nutzer profitieren.“
Medienanstalten starten neues Public-Value-Bewerbungsverfahren
Die Medienanstalten starten die zweite Runde der Ausschreibung für TV- und Radioprogramme, die eine Einstufung als Public-Value-Angebote erhalten möchten und damit in Benutzeroberflächen von Empfangsgeräten bevorzugt auffindbar gemacht werden müssen.
Den Status erhalten Programme, die „in besonderem Maß zur Meinungs- und Angebotsvielfalt beitragen“, wie die Medienanstalten mitteilten. Das Public-Value-Verfahren solle solchen Angeboten mehr Sichtbarkeit geben, die Nutzern „eine echte Auswahl an verschiedenen seriösen Informationsquellen bieten und damit zur Meinungsbildung beitragen“.
„Zahlreiche Medienangebote leisten wesentliche Beiträge für eine meinungsstarke Vielfalt. Diesen Schutzschild der Demokratie sichtbar zu machen, ist das Ziel des Public-Value-Verfahrens“, sagte Tobias Schmid, Direktor der verfahrensführenden Landesanstalt für Medien NRW.
Eva Flecken, Vorsitzende der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) sowie der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), erklärte: „Vielfalt kann nur dann wirken, wenn sie auch auffindbar ist. Im Wettbewerb um Sichtbarkeit haben wertvolle, informationsreiche Inhalte oft einen Nachteil gegenüber reinen Unterhaltungsformaten. Das Public-Value-Verfahren stellt sicher, dass diese Medienangebote nicht untergehen, sondern die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen und wir für eine lebendige Medienvielfalt benötigen.“
Alle bisher als Public Value eingestuften Sender verlieren im Sommer 2025 ihren Status. Die Ausschreibung richtet sich daher sowohl an Sender, die bereits zuvor als Public Value zertifiziert wurden, als auch an solche, die aktuell nicht als Public Value gelistet sind. Bundesweit, lokal und regional ausgerichtete Angebote können sich an der Ausschreibung beteiligen. Wie auch schon 2021/22, wird darüber hinaus den Anbietern der Regionalfenster geraten, einen Antrag einzureichen.
Im Rahmen des Public-Value-Bestimmungsverfahrens 2024/25 fallen Gebühren für die Antragsteller an. Die Medienanstalten erheben eine Festgebühr von 500 Euro pro Antrag von Anbietern von landesweitem, regionalem oder lokalem Rundfunk und eine Festgebühr von 1.000 Euro pro Antrag von Anbietern von bundesweitem Rundfunk und Telemedien.
Sender, die den Public-Value-Status erhalten möchten, müssen nachweisen, dass sie die vorgegebenen Kriterien für die Zertifizierung erfüllen. Weitere Informationen und die Bewerbungsformulare sind unter www.medienanstalt-nrw.de/public-value-2024 verfügbar, die Frist endet am 10. Oktober 2024 um 12.00 Uhr.
Kartellamt legt Veto ein: Super RTL sagt Übernahme von Nickelodeon ab
Der Kinderkanal Super RTL übernimmt nun doch nicht den Wettbewerber Nickelodeon: RTL Deutschland hat die Anmeldung des Vorhabens zurückgenommen, nachdem das Bundeskartellamt RTL und Paramount mitgeteilt hatte, dass es beabsichtige, den Zusammenschluss zu untersagen.
„Das von RTL und Paramount geplante Zusammenschlussvorhaben hätte den Bereich der Bewegtbildwerbung für die Zielgruppe Kinder von drei bis 13 Jahren betroffen. Dieser Werbemarkt weist nach den Ermittlungen so deutliche Besonderheiten auf, dass er von sonstiger Werbung abzugrenzen war“, sagte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. „Es gibt nur eine sehr begrenzte Zahl von Unternehmen, die speziell auf Kinder ausgerichtete Werbeflächen anbieten, allen voran RTL mit seinem einschlägigen TV-Programm. Im öffentlich-rechtlichen KiKA gibt es keine Werbung.“
„Zwar sehen wir gerade auch bei den Kindern eine starke Abwanderung aus dem linearen Fernsehen. Streaming-Angebote, etwa von Netflix oder Amazon, spielen auf dem Kinder-Werbemarkt derzeit aber keine Rolle. Gleiches gilt für die ohnehin deutlich anders gelagerten und ausgestalteten Social-Media-Angebote wie TikTok oder Snapchat, die sich schon aufgrund ihrer Altersgrenzen nicht an Kinder richten und deshalb auch keine speziell auf Kinder ausgerichteten Werbeflächen anbieten“, erklärte Mundt.
RTL gehört zum Bertelsmann-Konzern und ist im Kinderbereich unter den Marken Super RTL beziehungsweise Toggo und Toggo plus aktiv, unter denen es verschiedene Kinderangebote insbesondere im linearen Fernsehen, aber auch auf der Streaming-Plattform RTL+ bereithält. Paramount ist im Kinderbereich in Deutschland mit dem TV-Programm Nickelodeon und zunehmend auch online mit seinem Angebot Paramount+ und Kinderkanälen auf seiner FAST-Channel-Plattform Pluto TV vertreten.
Für die fusionskontrollrechtliche Prüfung des Kartellamts war in erster Linie der Bereich der Werbung auf diesen Angeboten von Bedeutung. Die Ermittlungen bei praktisch allen wesentlichen Werbetreibenden im Kinderbereich und den (potenziellen) Wettbewerbern nicht nur im TV-Bereich, sondern auch im Online-Bereich haben nach Angaben der Wettbewerbshüter deutlich gemacht, dass es eine spezielle Nachfrage von Werbetreibenden nach Bewegtbildwerbeflächen gibt, auf denen Kinder im Alter von drei bis 13 Jahren zielgerichtet und sicher erreicht werden können.
Über die einschlägigen Angebote von RTL und Paramount hinaus ist hier im Fernsehen insbesondere noch Disney, im Onlinebereich insbesondere noch Alphabet/Google mit seinem Angebot YouTube Kids aktiv. Super RTL ist laut Kartellamt mit großem Abstand der führende Anbieter, gefolgt von Disney wiederum mit deutlichem Abstand vor Nickelodeon: Selbst wenn man YouTube Kids aufgrund der sich ändernden Sehgewohnheiten in die Betrachtung miteinbeziehe, bleibe Super RTL das klar dominierende Angebot, das durch Hinzunahme von Nickelodeon noch deutlich hinzugewinnen würde.
Angesichts der auch medienrechtlichen Dimension des Vorhabens von RTL und Paramount hat das Bundeskartellamt wie für solche Fälle vorgesehen auch die Einschätzung der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) eingeholt. Die KEK hat hinsichtlich des betroffenen Bereichs ähnliche Überlegungen angestellt wie das Bundeskartellamt und ebenfalls eine starke Position von RTL im Kinderbereich identifiziert. Da die KEK maßgeblich den Zuschauerbereich betrachtet und es dort mit Angeboten wie dem KiKA weitere (starke) Alternativen für Kinder gibt, hat sie unter Vielfaltsgesichtspunkten aber keine zusätzlichen Einwände gegen das Vorhaben erhoben.
Zuletzt hatte sich das Bundeskartellamt im Jahr 2021 mit dem Kinderfernsehbereich befasst. Damals hatte es keine Einwände dagegen erhoben, dass RTL das bis dahin als Gemeinschaftsunternehmen mit Disney betriebene Super RTL vollständig übernimmt. Dadurch war Super RTL zwar ganz an RTL gefallen, zugleich Disney als Wettbewerber aber wieder freier geworden.
Nach dem Scheitern der Übernahme durch Super RTL wird Paramount den Kinderkanal Nickelodeon in Deutschland nun wie gewohnt als linearen Sender weiterbetreiben, wie das Unternehmen gegenüber MediaLABcom bestätigte.
HD+ bringt IP TV-Stick auf den Markt
Der TV-Plattformanbieter HD+ bietet ab sofort einen TV-Stick für den Fernsehempfang via Internet an. Der Android-Stick, der in den HDMI-Schacht des TV-Geräts gesteckt und per WLAN mit dem Internet verbunden wird, bringt über 100 HD-Sender auf den Bildschirm einschließlich interaktiver Zusatzfunktionen, darunter Pause, Neustart, eine senderübergreifende Mediatheken-Suche und einen Programmführer. Über den Google Play Store lassen sich Streaming-Apps wie Netflix, YouTube und Amazon Prime Vide aufrufen. Die Navigation erfolgt über die mitgelieferte Fernbedienung.
Den TV-Stick, der über den Fachhandel und den HD+ Webshop erhältlich sein wird, sieht HD+ vor allem als Alternative zum Kabelfernsehen oder DVB-T2 sowie als Lösung für Zweitgeräte in Haushalten.
„Mit dem HD+ IP TV-Stick setzen wir unsere Produktoffensive konsequent fort. Unser Ziel ist es, allen TV-Haushalten in Deutschland Fernsehen mit zeitgemäßen Funktionen zu ermöglichen – flexibel, individuell, einfach und günstig. So wie es Satelliten-TV-Haushalte heute bereits mit der HD+ TV-App erleben können“, sagte Andreas Müller-Vondey, Geschäftsführer von HD Plus. „Der HD+ IP TV-Stick bietet dabei nicht nur Mieterinnen und Mietern eine interessante Alternative, sondern macht auch Zweit- oder Dritt-TV-Geräte im Schlaf- oder Hobbyzimmer zu smarten Unterhaltungsgeräten.“
Der HD+ IP TV-Stick kostet 69 Euro (unverbindliche Preisempfehlung). Im Kaufpreis sind drei Monate HD+ IP inklusive. Nach Ablauf der Gratisphase können die Kunden das Angebot für 6 Euro pro Monat weiter nutzen, wobei das Abo monatlich kündbar ist. Mit dem Zusatzprodukt HD+ MultiScreen kann der Stick auch im EU-Ausland genutzt werden – nebst zwei weiteren Streams beispielsweise für das Smartphone oder das Tablet.
NHK WORLD-JAPAN baut über HD+ Verbreitung in Deutschland aus
NHK WORLD-JAPAN, der internationale englischsprachige Fernsehsender von Japans öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalt NHK, baut seine Verbreitung in Deutschland in Zusammenarbeit mit HD+ aus. Der Betreiber der TV-Plattform hat den Sender in sein Streaming-Paket HD+ IP sowie in seinen Multiscreen-Service HD+ MultiScreen integriert, der den Empfang auf Smartphones, Tablets und weiteren TV-Geräten im Haushalt ermöglicht.
NHK WORLD-JAPAN ist sowohl über die HD+ IP Smart-TV-App als auch über den kürzlich eingeführten HD+ IP TV-Stick verfügbar, einen HDMI-Stick, der jedes TV-Gerät in einen Smart TV verwandelt. Der Sender, der zusammen mit rund 100 HD-Kanälen angeboten wird, ist das erste internationale Fernsehprogramm in den HD+ Streaming-Produkten.
Mit der Verbreitung via HD+ IP, HD+ TV-Stick und HD+ MultiScreen setzt NHK WORLD-JAPAN seinen Expansionskurs in Deutschland fort. Am 15. Januar 2024 war der Sender auf der TV-Streaming-Plattform waipu.tv gestartet.
Satellitenhaushalte können NHK WORLD-JAPAN als kostenlosen HD-Sender auf Astra (19,2° Ost) empfangen.
NHK WORLD-JAPAN bietet ein 24-Stunden-Programm mit internationalen Live-Nachrichten aus Tokio und Nachrichtenbüros rund um den Globus zu jeder vollen Stunde sowie Sendungen über die japanische Gesellschaft, Politik, Wissenschaft, Kultur, Geschichte, Küche und Lebensweise.
o2 Telefónica startet neue Streaming-Plattform
Der Mobilfunkkonzern o2 Telefónica hat eine neue Streaming-Plattform in Deutschland gestartet, die das bisherige TV-Angebot ersetzt. o2 TV basiert auf der globalen TV-Plattform der Telefónica-Gruppe und umfasst über 130 HD-Sender, Mediatheken, Pay-TV-Kanäle, personalisierte Empfehlungen und interaktive Zusatzfunktionen, mit denen sich das laufende TV-Programm pausieren und auf den Anfang zurücksetzen lässt.
Der Aufnahmespeicher bietet 100 Stunden Platz für TV-Aufzeichnungen, die auch unterwegs per Handy programmiert werden können. In der Videothek lassen sich aktuelle Filme kurz nach Kinostart ausleihen. Bis zu vier Personen können gleichzeitig fernsehen – sowohl zu Hause als auch unterwegs – auf Smart-TVs, Smartphones, Tablets oder Laptops.
Der Zugang erfolgt über die o2 TV-App, der Internetzugang kann von jedem beliebigen Provider stammen. Allerdings können nur o2-Kunden das TV-Angebot buchen, dazu benötigen sie einen Festnetz- oder Postpaid-Mobilfunktarif von o2 Telefónica. Je nach Leistungsumfang kostet o2 TV zwischen 6,99 und 24,99 Euro pro Monat, auch Kombi-Pakete mit Netflix und RTL+ sind erhältlich.
Für bestehende o2 TV-Kunden ändert sich vorerst nichts. Sie können bis auf weiteres ihr bisheriges Produkt wie gewohnt nutzen.
M7 Deutschland und o2 Telefónica kooperieren bei TV-Angebot
M7 Deutschlands sorgt als Content-Partner für ein breites Senderportfolio, mit dem o2 Telefónica ihre neue TV-Plattform o2 TV startet. Das Lizenzpaket, das M7 zuliefert, deckt zahlreiche Pay-TV-Sender von Kinowelt, SPI und Hearst Networks ab: Kinowelt Television HD, 360 TuneBox HD, DocuBox HD, FashionBox HD, Fast & Fun Box HD, FightBox HD, FilmBox Arthouse HD, GameToon HD, Crime + Investigation HD und The History Channel HD. Die Zuschauer können neben den linearen TV-Programmen auch interaktive Zusatzfunktionen nutzen, etwa die laufende Sendung neu starten, anhalten und zeitversetzt sehen.
„Wir sind stolz, dass sich o2 Telefónica für M7 als Content-Partner bei ihrem neuen TV-Produkt entschieden hat. Mit ihrem hochwertigen, vielfältigen Senderportfolio zeigt o2 Telefónica das Wachstumspotenzial im TV-Markt“, sagte Marco Hellberg, Geschäftsführer von Eviso Germany, dem M7 Business Partner in Deutschland. „Wir freuen uns, dass wir mit M7 und dem ebenfalls zur Canal+ Group gehörenden TV-Anbieter SPI zur erfolgreichen Einführung des Produkts beitragen können.“
Landlust TV und Ladykracher TV starten bei waipu.tv
Der Internet-TV-Anbieter waipu.tv hat die beiden Kanäle Landlust TV und Ladykracher TV in sein Portfolio aufgenommen.
Landlust TV widmet sich in Programmfarben wie „Im Garten“, „In der Küche“, „Ländlich wohnen“, „Landleben“ und „Landlust vital“ dem Landleben und orientiert sich thematisch an der Zeitschrift „Landlust“. Ladykracher TV zeigt als Eventkanal für wenige Monate die Sketche von Anke Engelke aus der gleichnamigen Sendereihe.
Die beiden Neuzugänge sind für alle waipu.tv-Kunden ohne Aufpreis verfügbar. Die Inhalte von Ladykracher TV stehen zudem in der waiputhek auf Abruf bereit.
Programme der Berliner Fernseh Gruppe jetzt bei HD+ IP
Die fünf TV-Sender der Berliner Fernseh Gruppe sind ab sofort auf im Streaming-Paket von HD+ zu empfangen. Dabei handelt es sich um DMF (ehemals Deutsches Musik Fernsehen), volksmusik.tv, Lilo.TV, TeleGold und DokuSat. Die Verbreitung erfolgt in HD-Bildqualität.
HD+ IP ist über die HD+ IP Smart-TV-App sowie über den kürzlich eingeführten HD+ IP TV-Stick verfügbar, einen HDMI-Stick, der jedes TV-Gerät in einen Smart TV verwandelt.
HD+ IP bietet über 100 HD-Sender per Streaming. Zum Empfang reicht ein beliebiger Internetzugang, Kabelanschluss oder Satellitenschüssel werden nicht benötigt.
INFAST und INWONDER starten bei Zattoo
Der Internet-TV-Anbieter Zattoo hat die FAST Channels INFAST und INWONDER in sein Programmangebot in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgenommen.
INFAST zeigt Reiseabenteuer, Motor- und Sportereignisse, während sich INWONDER neuen Entdeckungen aus den Bereichen Naturwissenschaft und Technik widmet.
Die beiden Neuzugänge, die zu Insight TV mit Sitz in Amsterdam gehören, sind kostenfrei in HD-Qualität für alle Zattoo-Nutzer empfangbar. Die Sender sind ab sofort in der Senderübersicht der Zattoo-App zu finden und können als Favoriten in die persönliche Senderliste hinzugefügt werden.
HbbTV Awards 2024 starten Einreichungsphase
Die HbbTV Association nimmt ab sofort Einreichungen für die HbbTV Awards 2024 entgegen. Der Wettbewerb findet im Rahmen des 12. HbbTV Symposiums statt, das die HbbTV Association gemeinsam mit dem britischen Plattformbetreiber Everyone TV (BBC/ITV/Channel 4/Channel 5) am 14. und 15. November 2024 in London veranstaltet. Die HbbTV Awards, die zum siebten Mal vergeben werden, würdigen herausragende Leistungen im HbbTV-Bereich.
Die Anbieter von HbbTV-Anwendungen und -Diensten sind eingeladen, ihre Bewerbungen per Onlineformular einzureichen; dort befinden sich auch die Teilnahmebedingungen.
Partner:
Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation
Herausgeber: Heinz-Peter Labonte (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Marc Hankmann (Leitung),
Dr. Jörn Krieger
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