Symbiose und Sucht
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Symbiose zeichnet eine gegenseitige Abhängigkeit zum Nutzen aller Beteiligten aus. Medien und Werbung sind zwar eng miteinander verwoben, aber es handelt sich keineswegs um eine Symbiose – schon eher um eine Sucht, wenn man auf die Medientage München zurückblickt. Nahezu jeder, der in den von der Werbung abhängigen Medien arbeitet, wies darauf hin, dass Werbeverbote ganz schrecklich seien. Schließlich muss man ja irgendwie die steigenden Krankenkassenbeiträge bezahlen, die wir alle bezahlen, um Volkskrankheiten wie Adipositas und Diabetes zu bekämpfen.
Zwischen Medien und Werbung herrscht eine unheilige Liaison. Ob gewollt oder ungewollt, die Unabhängigkeit und Neutralität des Journalismus gerät unter Druck. Schauen Sie sich Ihre lokalen Medien an und stellen sich vor, wie diese ohne werbetreibende Unternehmen aussähen. Deshalb sollte man über den Vorschlag des Deutschen Journalistenverbands (DJV) für eine staatsferne Förderung des Journalismus (und nicht für eine bestehende Infrastruktur) laut nachdenken. Hierzu sind die Landesmedienanstalten, Profis in Sachen Staatsferne (und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen), gerne eingeladen.
Allerdings gab es auf den Medientagen München auch noch andere Themen, wie etwa den bevorstehenden Wegfall der Umlagefähigkeit der Kabelnetzbetriebs- auf die Mietnebenkosten. Außerdem wurde ein erstes Fazit zur Public-Value-Satzung der Landesmedienanstalten gezogen. Sagen wir es einmal so: Da ist noch Luft nach oben.
Aber weil hier schon einmal die Rede von Suchtkranken ist: Dass der Fußball seine Gier nach Geld nicht mehr unter Kontrolle hat, ist allgemein bekannt. Dementsprechend wollen die Verbände und Profiligen die Umsätze über die Rechtevergabe weiter nach oben schrauben. Doch die Pay-TV- und Streaming-Anbieter wollen nicht mehr mitmachen. Der Blick ins Ausland zeigt, was auch der Deutschen Fußball Liga (DFL) drohen könnte.
Schwierig gestaltet sich auch das Miteinander zwischen Telekommunikationsunternehmen und der Wohnungswirtschaft. Erstere wollen die Glasfaser in Gebäude bringen, doch Vermietern ist jede Störung ihrer Mieter zuwider. Dennoch haben auch sie ein Interesse an Glasfaser-Inhouse-Netzen. Wie beide zusammenkommen, lesen Sie in dieser Ausgabe. Und welche eher unrühmliche Rolle hierbei der öffentliche Dienst und die dahinterstehende Politik spielen, glossiert Herausgeber Heinz-Peter Labonte in seinem Beitrag.
Den Zusammenschluss haben die Netzbetreiber mit Kommunen und den Leitungstiefbauern hinbekommen – und zwar in der Form der DIN 18220. Warum sich Susanne Hake, Geschäftsführerin der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau, dennoch so manches Mal über die Breitbandversorger wundert, verrät sie im Interview mit MediaLABcom.
Neuigkeiten vom Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation, eine neue Folge unseres Podcasts „Medien im Visier“ und Kurzmeldungen runden die Ausgabe ab. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre.
Heinz-Peter Labonte, Herausgeber
Marc Hankmann, Redaktionsleiter
Dr. Jörn Krieger, Redakteur
Ausgabe 123 • Dezember 2023
Inhalt
„Die Preise sind auskömmlich“ – Susanne Hake, Geschäftsführerin der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau, über die Probleme im Glasfaserausbau
Marc Hankmann
Der Glasfaserausbau ist für Leitungstiefbauer keineswegs das goldene Geschäft, wie die steigenden Preise für Tiefbauarbeiten vermuten lassen. Susanne Hake übt im Interview an den Breitbandversorgern Kritik, wundert sich über die Zählweise mit „Homes passed“ und nennt den strategischen Überbau eine Katastrophe. Die Geschäftsführerin der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau, die im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie für die Themen Energie und Breitband zuständig ist, setzt ihre Hoffnungen auf die neuen DIN 18220 und begrüßt die Entwicklung des Breitbandverbands ANGA.
Endlich schaffen wir unsere Wirtschaft 2024 ab … oder wie sollen wir alle auf Kosten der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes leben?
Heinz-Peter Labonte
Herr Sarrazin hatte unrecht. Nicht die Flüchtlinge schaffen uns ab, sondern die Mundwerker und die Jäger auf die öffentlichen Dienstposten und Mandatsaspiranten nebst Blasenquatschern. Indem sie immer neue Bürokratien schaffen und die mittelständischen Unternehmen wie auch die Schule an ihrer eigentlichen Aufgabe hindern: Dem Wirtschaften und Lehren. Beides steht nur beispielhaft für die Regulierungswut Brüssels und Berlins.
Glasfaser bis in die Wohnzimmerwand – Herausforderungen für Netzbetreiber und Wohnungsunternehmen beim FTTH-Ausbau
Marc Hankmann
Der Spruch „Glasfaser bis zur Milchkanne“ zielt darauf ab, auch ländliche Regionen zukunftsfähig mit Breitband zu versorgen. Das ist sicherlich eine große Herausforderung, heißt aber nicht, dass FTTH in Städten ein Selbstläufer ist. Hier stoßen die unterschiedlichen Interessen von Glasfasernetzbetreibern und Wohnungsunternehmen aufeinander. Beide müssen sich einigen, was angesichts jüngster Meldungen immer besser zu gelingen scheint.
Medientage München: KI, Kabelnetz und Public-Value-Krampf
Marc Hankmann
Sie sind etwas kleiner geworden, die Medientage München: keine Elefantenrunde mehr zum Auftakt, zu der sich die führenden Medienköpfe Deutschlands versammelten, kein vollbesetztes Auditorium im International Congress Center der Messe München. Und dennoch war es im House of Communication, dem neuen Veranstaltungsort der Medientage München, dank 5.000 Besuchern so voll, dass die Klimaanlage mit der Frischluftzufuhr an ihre Grenzen kam.
Sky et DAZN ante portas: Warum die Sportrechteverwerter in die Umkleidekabinen wollen
Marc Hankmann
Liebe Fußballinteressierte, bitte zücken Sie die Geldbörse! Dieser Aufruf geht nicht nur an die Fußballfans, die für Pay-TV- und Streaming-Dienste bezahlen, um Livespiele der Fußball-Bundesliga, Champions League oder UEFA Europa League zu sehen. Er geht auch an die Pay-TV- und Streaming-Anbieter, denn die Verhandlungen zu den Übertragungsrechte stehen an bzw. sind im vollen Gange. Doch die bisherigen Rechteverwerter zieren sich.
Medien im Visier – der Podcast von MediaLABcom
Danilo Höpfner
Landesmedienanstalten im Zeitalter der Digitalisierung
Die Landesmedienanstalten sind traditionell für die Aufsicht und Regulierung der Rundfunkmedien zuständig. Doch in Zeiten von Streaming-Diensten, Social Media und Podcasts scheinen ihre Aufgaben an Bedeutung zu verlieren. Oder sind sie vielleicht wichtiger denn je?
Neues vom FRK
Strategischer Überbau: Telekom steht zu Unrecht allein am Pranger
Der Fachverband Rundfunk und BreitbandKommunikation (FRK) kritisiert das jüngst veröffentlichte Verbändeschreiben an Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). „Heuchelei“, sagt der FRK-Vorsitzende Heinz-Peter Labonte zu dem Schreiben. „Als gäbe es nur den Überbau durch die Deutsche Telekom“, so Labonte weiter. „Zumal sich die Verbände an den Falschen wenden.“
Kurzmeldungen
Dr. Jörn Krieger
Satellit und Kabel weiterhin vorne bei TV-Empfangswegen
Satellit und Kabel sind weiterhin mit Abstand die meistgenutzten TV-Empfangswege in Deutschland, die höchsten Zuwächse verzeichnen allerdings andere Empfangsarten. Satelliten-TV nutzen derzeit 16,4 Millionen Haushalte – das entspricht 42 Prozent der TV-Haushalte (2022: 43 Prozent), wie Studie „Video Trends 2023“ der Medienanstalten ergab. Einen Kabelanschluss nutzten 15,9 Millionen Haushalte, das entspricht 41 Prozent (2022: 43 Prozent).
„Die Preise sind auskömmlich“ – Susanne Hake, Geschäftsführerin der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau, über die Probleme im Glasfaserausbau
Marc Hankmann
Der Glasfaserausbau ist für Leitungstiefbauer keineswegs das goldene Geschäft, wie die steigenden Preise für Tiefbauarbeiten vermuten lassen. Susanne Hake übt im Interview an den Breitbandversorgern Kritik, wundert sich über die Zählweise mit „Homes passed“ und nennt den strategischen Überbau eine Katastrophe. Die Geschäftsführerin der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau, die im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie für die Themen Energie und Breitband zuständig ist, setzt ihre Hoffnungen auf die neuen DIN 18220 und begrüßt die Entwicklung des Breitbandverbands ANGA.
MediaLABcom: Frau Hake, landauf landab entstehen neue Glasfasernetze. Es sollen angeblich 50 Milliarden Euro an Investitionen aus dem Markt kommen. Zusätzlich stehen mehrere Milliarden Euro über staatliche Förderungen bereit. Wie wirkt sich das auf die Leitungstiefbaubranche aus?
Susanne Hake Das kann ich mit einem Satz beantworten: eigentlich gar nicht. Denn Breitband ist nur ein kleiner Teil des Spektrums, den unsere Unternehmen abdecken. Wir sind im Rahmen der Energiewende aktiv, bauen Offshore-Projekte oder treiben die Verkehrswende durch die Erweiterung der Elektroladeinfrastruktur voran. Im Breitbandbereich sind unsere Unternehmen zwar auch tätig, aber wenn Ausschreibungen für unsere Bauunternehmen nicht attraktiv sind, kann es sein, dass sich die Firmen um bestimme Aufträge gar nicht erst bewerben. Aber grundsätzlich unterstützen wir das Ziel einer flächendeckenden Glasfaserversorgung bis 2030 und reagieren auch auf die gestiegene Nachfrage. Unsere Branche ist in den vergangenen zehn Jahren um das Doppelte gewachsen.
MediaLABcom: Inwiefern hat sich Ihre Branche verdoppelt?
Susanne Hake: Laut des aktuellen Tiefbaureports der Bauindustrie hat sich sowohl die Zahl der Unternehmen im Leitungsbau als auch die Zahl der Erwerbstätigen verdoppelt. Wir versuchen also, dem Markt gerecht zu werden. Aber bei dem, was von uns gefordert wird, kommen wir langsam an unsere Kapazitätsgrenzen.
MediaLABcom: In der Lokalpresse ist immer wieder mal von Ärger zwischen Kommunen und Netzbetreibern zu lesen. Die Kommunen kritisieren häufig Mängel beim Netzbau. Wie kommen die zustande?
Susanne Hake: In der Vergangenheit haben sich die Breitbandversorger darauf berufen, dass laut Telekommunikationsgesetz so genannte untiefe Legearten akzeptiert waren. Aber es gab keine Norm für die Qualität beim Bau von Glasfasernetzen. Da war der Ärger vorprogrammiert. Mit der kürzlich geschaffenen DIN-Norm haben wir dieses Vakuum geschlossen.
MediaLABcom: : Haben sich die Telekommunikationsunternehmen zurückgelehnt und Ihren Unternehmen den Schwarzen Peter zugeschoben, wenn sich Kommunen beschwert haben?
Susanne Hake: Einige unserer über 280 Unternehmen in der Gütegemeinschaft haben ab und zu untiefe Legemethoden angewendet, wobei wir stets vor den Haftungsrisiken gewarnt haben, die in den Qualitätsvereinbarungen mit den Breitbandversorgern stecken, wenn Glasfasernetze ohne Norm gebaut werden. Da uns parallel auch die Energie- und Verkehrswende fordert, erhielt der Breitbandausbau nicht mehr diese hohe Priorität.
Einmal im Jahr fragen wir unsere Unternehmen ab und auch in diesem Jahr sind die Aufträge aus dem Breitbandbereich rückläufig. Das zeigt, dass unsere Unternehmen nicht mehr gewillt sind, diese Haftungsrisiken einzugehen. Mit der neuen Norm hoffe ich, dass sich dieser rückläufige Trend im kommenden Jahr umkehren wird.
MediaLABcom: Also brechen die Unternehmen der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau nicht gerade in Jubel aus, wenn Anfragen von Telekommunikationsunternehmen kommen.
Susanne Hake: So würde ich es auch nicht sagen. Der Trend geht eher dahin, dass weniger für die Deutsche Telekom und mehr für ihre Wettbewerber gearbeitet wird. Wenn Kapazitäten da sind, werden solche Anfragen auch bedient, denn die Preise sind auskömmlich. Allerdings stimmen die Preise auch bei denen, die zum Beispiel Elektroladesäulen benötigen. Und dieses Geschäftsfeld ist laut unserer Umfrage klar der Gewinner unter den Bereichen, in die unsere Firmen investieren.
MediaLABcom: Berichten die Mitgliedsunternehmen Ihrer Gütegemeinschaft davon, dass Breitbandversorger weniger Wert auf Bauqualität legen, sondern vielmehr auf die Kosten gucken?
Susanne Hake: Das ist definitiv so. Natürlich sind auch viele Firmen im Breitbandausbau aktiv, die nicht zur Gütegemeinschaft Leitungsbau gehören, die nicht dank unserer Zertifizierung das Maß an Qualität gewährleisten, das unsere Mitgliedsunternehmen bieten. Ich sage es mal salopp: Es gibt Bautrupps, die für entsprechende Baumaßnahmen gezielt organisiert werden und ohne entsprechendes Know-how Breitbandnetze legen und anschließend in ihre Heimat zurückkehren. Die bekommen sie ein Jahr später nicht mehr zu fassen, wenn sich zum Beispiel der Bürgersteig absenkt. Das sind Firmen, für die ich nicht spreche.
MediaLABcom: Die Deutsche Telekom kündigte vor Kurzem an, eine eigene Tiefbaufirma zu gründen. Was halten Sie von diesem Vorhaben?
Susanne Hake: Ich habe geschmunzelt, als ich das gelesen habe. Seitdem habe ich nichts mehr dazu gehört. Meine persönliche Einschätzung: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Telekom ausreichend Fachkräfte rekrutieren kann. Für unsere Firmen ist es schon schwer, neue Fachkräfte zu bekommen, wenn sie nicht selbst ausbilden – und auch die Ausbildungszahlen stagnieren. Da müsste die Telekom schon außergewöhnliche Bedingungen zusätzlich zu Tarifzahlungen anbieten, um hier schlagkräftig zu werden.
MediaLABcom: Es wird an dem Schritt der Telekom kritisiert, dass ein Unternehmen, an dem der Bund beteiligt ist, mittelständische Bauunternehmen vom Markt drängt. Wie stehen Sie zu der Kritik?
Susanne Hake: Das wird nicht passieren. Da mache ich mir keine Sorgen. Wie bereits erwähnt: Die Telekom würde erst gar nicht das Personal aufbauen können, um irgendjemanden zu verdrängen. Die Telekom-Tiefbaufirma müsste darüber hinaus nun nach DIN-Norm bauen, sie müsste nach Tarif bezahlen, in die Sozialkasse für das Baugewerbe einzahlen usw. Alles, was wir an Qualität von unseren Unternehmen verlangen, müsste die Telekom ebenfalls umsetzen. Ich kann es mir aktuell nicht vorstellen.
MediaLABcom: Sie sprachen gerade schon die neue DIN 18220 für die offenen Legemethoden Pflügen, Fräsen und Schleifen an. Die Telekommunikationsunternehmen bezeichnen die Norm als Beschleuniger für den Glasfaserausbau. Was bringt sie Ihren Mitgliedsunternehmen?
Susanne Hake: Sie bringt ihnen die Sicherheit, nach Norm und somit fachlich und juristisch korrekt zu bauen. Wenn die Breitbandversorger sagen, der Ausbau werde durch die Norm beschleunigt, hoffe ich, dass sie davon ausgehen, eben diese Qualitätsunternehmen dazu bewegen zu können, für sie zu arbeiten.
MediaLABcom: Sind mit der Norm alle Fragen, die beim Trenching bestanden, beantwortet oder gibt es Ihrerseits auch Kritik an der Norm?
Susanne Hake: Es wird definitiv eine Version 2.0 geben. An dieser Norm haben drei große Player mitgearbeitet: die Kommunen, die Breitbandversorger und die Leitungsbauer. Sie können sich vorstellen, dass hier drei unterschiedliche Sichtweisen aufeinandertreffen. Es gab Zeiten, da haben wir nicht gedacht, dass wir die Norm zu Ende bringen.
Zu guter Letzt haben wir ein Konsenspapier hinbekommen. Das meine ich gar nicht enttäuscht oder negativ, aber es ist ein Konsenspapier mit viel Konjunktiv. Natürlich hätte ich mir klarere Forderungen zur Dokumentation oder zur Netzplanung gewünscht. Vieles ist auslegbar, aber es ist eben ein Kompromiss.
Und somit denke ich, dass wir ein gutes Papier geschaffen haben. Aber es wird sicherlich eine Überarbeitung geben, weil es auf dem Markt neue Verfahren geben wird, deren Parameter ebenfalls in die Norm aufgenommen werden sollten. Außerdem laufen derzeit Pilotprojekte, deren Auswertungen in die DIN einfließen müssen.
MediaLABcom: Die DIN 18220 ist neu. Ist sie unter Ihren Mitgliedern bereits bekannt oder stellen Sie eher fest, dass sie nur langsam die Runde macht?
Susanne Hake: Unsere Mitglieder kennen alle die Norm. Seit fast drei Jahren ist sie Thema, unsere Expertinnen und Experten arbeiten in den entsprechenden Gremien mit und wir halten unsere Mitglieder über verschiedene Kanäle hierzu permanent auf dem Laufenden.
Allerdings muss auf kommunaler Ebene noch Überzeugungsarbeit geleistet werden, weil die Kommunen in der Vergangenheit schlechte Erfahrung gemacht haben: Sie bekommen die Anträge der Breitbandversorger auf dem Tisch und die waren, ehrlich gesagt, sehr oft einfach schlecht: Sie waren falsch, nur zum Teil oder auch gar nicht ausgefüllt. Mit der Norm müssen die Breitbandversorger nun wesentlich mehr Vorarbeit für die Anträge leisten. Das führt bei den Kommunen zur Befürchtung, dass die Qualität der Anträge durch die Breitbandversorger noch schlechter wird.
Glücklicherweise wird die Verbreitung der DIN-Norm durch die Workshops des Gigabitbüros des Bundes unterstützt. Diese Workshops sind wirklich gut und werden von den Kommunen reichlich genutzt. Ich durfte einem beiwohnen und war von der inhaltlichen Qualität überzeugt.
MediaLABcom: Der Breitbandverband ANGA forderte, dass Bauämter die DIN-Norm kostenlos erhalten sollten. Schließen Sie sich der Forderung an?
Susanne Hake: Ich begrüße die Entwicklung innerhalb der ANGA vom Verweigerer der DIN zum Verteiler der DIN. Aber mal ganz ohne Polemik: Dass die ANGA Exemplare der Norm verschenken will, zeigt ja mittlerweile deren Akzeptanz der Norm gegenüber. Und das ist gut! Doch so eine Forderung, einfach 100 Exemplare zu verschenken, ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wie viele Tiefbauämter haben wir denn in Deutschland?
Die kostenlosen Workshops des Gigabitbüros sind tatsächlich effektiver: Eine direkte Ansprache über eine Fachfrau oder Fachmann, da erreichen wir mehr Entscheiderinnen und Entscheider.
MediaLABcom: Es wird kritisiert, dass die Zahl der Glasfaseranschlüsse durch „Homes passed“ künstlich nach oben gedreht wird. Was bauen denn Ihre Mitgliedsunternehmen am häufigsten: „Homes passed“ oder „Homes connected“?
Susanne Hake: Ich kenne mich in dieser Terminologie nicht sehr gut aus, aber ich würde sagen, Glasfaseranschlüsse kann man doch nur zählen, wenn man Häuser anschließt und nicht die Glasfaser vorbeilegt. Wir Leitungsbauer zählen sowieso anders. Wir zählen den Anschluss pro Haus. Die Glasfaserversorger zählen pro Anschluss im Haus. Wenn ein Versorger also ein Hochhaus anschließt, hat er mit einem Schlag 100 Glasfaseranschlüsse, der Leitungstiefbauer aber nur einen.
Was ich viel schlimmer finde, ist der Überbau. Das ist eine Katastrophe. Von unseren Unternehmen höre ich zwar im Scherz, dass sie sich darüber freuen, wenn sie einen Auftrag quasi doppelt bekommen. Aber unsere Kapazitäten sind knapp. Wenn dann ein Breitbandversorger den anderen überbaut, ist das völlig sinnentleert. Und die Politik schaut zu.
MediaLABcom: Der Fachverband Rundfunk- und Breitband-Kommunikation (FRK) hat die Errichtung von Freileitungen als kostengünstige und schnelle sowie kommunen- und mittelstandsfreundliche Überbrückung von Breitband-Versorgungslücken in ländlichen Räumen gefordert. Halten Sie Freileitungen für eine probate Alternative, um den Glasfaserausbau zu beschleunigen?
Susanne Hake: Oberlandleitungen sind nicht unser Geschäftsfeld. Ich halte sie für eine Interimslösung. Wenn man das politische Ziel für 2030 erreichen will, muss man verschiedene Möglichkeiten dafür schaffen. Dazu zählen auch Oberlandleitungen, aber irgendwann werden sie in die Erde gelegt. Deshalb sind sie nur eine Interimslösung.
MediaLABcom: Werden wir die Vorgabe für 2030 denn erfüllen?
Susanne Hake: Nein.
MediaLABcom: Und wann rechnen Sie damit, dass FTTH-Anschlüsse flächendeckend in Deutschland zur Verfügung stehen werden?
Susanne Hake: Im Breitbandausbau ist bislang so viel Unvorhersehbares passiert, die Vorgängerregierungen setzten Ziele bis 2018, 2025 und so weiter. Bereits Peter Ramsauer versprach als Bundesverkehrsminister, dass die Digitalisierung vieles beschleunigen werde. Jetzt haben wir 2023 und Anträge werden immer noch mit der Hand ausgefüllt.
Die Unternehmen im Leitungstiefbau versuchen, sich den Herausforderungen zu stellen, die Personaldecke wurde verdoppelt, die Zahl an Unternehmen ebenfalls. Wir sollen die Energiewende stemmen, die Leitungen zu den Elektroladestationen legen und jetzt ist noch der Glasfaserausbau hinzugekommen. Bis wann jeder Haushalt einen Glasfaseranschluss hat, kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Das liegt nicht allein in unserer Hand.
MediaLABcom: Vielen Dank für das Gespräch.
Endlich schaffen wir unsere Wirtschaft 2024 ab … oder wie sollen wir alle auf Kosten der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes leben?
Heinz-Peter Labonte
Herr Sarrazin hatte unrecht. Nicht die Flüchtlinge schaffen uns ab, sondern die Mundwerker und die Jäger auf die öffentlichen Dienstposten und Mandatsaspiranten nebst Blasenquatschern. Indem sie immer neue Bürokratien schaffen und die mittelständischen Unternehmen wie auch die Schule an ihrer eigentlichen Aufgabe hindern: Dem Wirtschaften und Lehren. Beides steht nur beispielhaft für die Regulierungswut Brüssels und Berlins.
Geld fällt vom Himmel …
Ein Blick in die Statistik belehrt jeden Interessierten über den Zuwachs der öffentlich Bediensteten in Beamten- und Angestelltenverhältnissen, also über den Prozentsatz an Beschäfgtigten im Öffentlichen Dienst in Kommunen, Ländern und Bund, seit den fünfziger Jahren. Und die Bezahlung all dieser Menschen wird von der Wirtschaft per Steuergeld und Abgaben bezahlt. Schuld ist der liebe Gott, denn er hat das vom Himmel fallende Manna abgeschafft und bisher auf die Wirtschaft abgewälzt.
Die große Kumpanei
Erinnern Sie, liebe Leser, sich noch an Herrn Malone, den Kabel-Cowboy aus Denver? Er bekam bei Frau Merkel ähnlich wie der Deutsche-Bank-Joe natürlich einen Termin, wenn er wollte. Merkel ist zurück in der Uckermark, John und Joe wieder in ihren Heimatländern und der Mittelstand stört weiterhin lediglich die große Kumpanei der Elefanten, bei deren Tanz bekanntlich das (mittelständische) Gras leidet.
Vorwärts Ihr Lemminge, es geht zurück
Während bis vor einem Jahr alle Finanzexperten Deutschland im Gigabit-Goldrausch die Republik – unterstützt durch üppige Förderversprechen der Öffentlich Bediensteten mit Steuergeldern lockten, Deutschland mit Glasfaser in der Netzebene 3, also im öffentlichen Grund zu „versorgen“, vergaßen sie, dass man natürlich zahlende Kunden benötigt, welche die Investitionen auch bezahlen. Und dazu braucht man keine Ranger, also viele Chuck Norris(se) des Glasfaservertriebs, sondern seriöse Vertriebler als Repräsentanten.
Take your loss and run
Und nun? Nun haben die Könner des öffentlichen Dienstes und der zuständigen Politik nach der Zinswende auch noch geglaubt, man könne zusätzlich die Verfassung biegen. Dies verunsichert nicht nur die Steuern zahlenden Bürger. Es veranlasst auch die Kumpanieros aus der Finanzwirtschaft, ihr Geld in Ländern anzulegen, in denen Fleiß, Erfolgsorientierung und Deregulierung nicht nur Worthülsen für Sonntagsreden sind. In denen Leadership und Führung nicht von der eigenen, immer noch regierenden Partei geschmäht werden. Und das nur, weil ehrlicherweise Steuergeld allein nach dem Prinzip „Fördern und Fordern“ zugewiesen wird. Und in denen junge Leute die Welt und ihre Zukunft aktiv gestalten möchten und nicht in Work-Life-Balance-Fantasien die 4-Tage-Woche auf der Straße klebend ersitzen wollen, um pflichtbewusste Polizeibeamte von ihren eigentlichen Aufgaben abzuhalten, wozu auch gehört, menschenverachtende Schleuser zu fangen.
Ergebnis
Die öffentlich Bediensteten vergeben nun unter dem Beifall der Verbandsfunktionäre Gutachten an internationale sowie regierungsnahe Beratungsfirmen, um im Rahmen der Organisation eigener Verantwortungslosigkeit neue Förderkonzepte und die Wirkungen eigener Regulierung durch neugeschaffene Monitoringbedienstete zu erkunden. Die Wirkungslosigkeit dieses Monitorings ist abzusehen.
Und wieder Tanzen die Elefanten der öffentlichen Regulierung mit denen der Wirtschaftenden mit den großen Rechtsabteilungen. Das nennt man im Volksmund wohl die Wechselbefruchtung von Neutra (oder wer es deutschtümelnd möchte: Neutren). Und auch hier leidet beim Elefantengras wieder das Mittelstandsgras unter der Selbstvermehrung der öffentlichen Bediensteten.
Weitere Folge
Das römische „panem et circenses“ (vulgo: Brot und Spiele oder in der Übersetzung Gerhard Schröders: BILD und Glotze) wird zur Entmündigung der Bürger durch den verbündeten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dessen Vertreter echauffieren sich in Talkshows und Nachrichten über die Tricks der Bundesregierung . Aber den eigenen Strukturfeudalismus, ihre eigene Personalerbfolgepraxis und Einladungspatronage der immer gleichen Eingeladenen aus Wissenschaft (Herr Fratzscher benötigt inzwischen als Dauergast schon zwei didaktische Zeigefinger zur Volksbelehrung, weil seine Dauerpräsenz mit den immer gleichen reg(ul)ierungsfreundlichen Thesen das Publikum nerven), Journalismus und Politik nebst Schröpfung der Gebührenzahler teilen sie lediglich meist nur verstohlen mit.
Sie möchten ein Beispiel: Schauen Sie in der Mediathek des ZDF doch einfach mal als pars pro toto die Sendung des Selbstinterviewers Markus Lanz mit Herrn Aiwanger und den drei weiteren Gästen an. Oder auch kürzlich Frau Maischberger mit ihren Interviewpartnern Merz und Gauland als Stichwortgeber für von den Gebührenzahlern finanzierte Volksbelehrungen. Gutes Material zum Studium kognitiver Dissonanz und selektiver Wahrnehmung.
Letztes Beispiel
„70 Prozent der Schulleitungen in Rheinland-Pfalz bewerten die Schulpolitik mit der Note 5 bis 6“, berichtet die Allgemeine Zeitung Mainz in der Ausgabe vom 25. November 2032 auf Seite 5. Dort heißt es weiter: „Neben einigen anderen Gründen werden als wesentlich genannt: „Die Posten des Schulleiters in der jetzigen Form sei nicht mehr attraktiv. Ein Problem sei die zunehmende Verwaltungsarbeit. ,Das ist der Hauptjob‘, sagt Pick (Anmerkung des Verfassers: Schulleiter). Unter anderem müssten die Schulleiter für die Schulbehörden dokumentieren, welche Kinder gegen Masern geimpft sind. Für das Gesundheitsamt hätten sie diese Daten in ein weiteres Portal eintragen müssen. Zudem werde auch in der Kita abgefragt, wer eine Impfung hat. Dreimal würden dieselben Daten erhoben und dokumentiert, ärgert sich Pick. Die Landkreise dagegen wollten wissen, auf welche weiterführende Schulen Viertklässler wechseln. Diese Daten seien beim Bildungsministerium vorhanden, doch darauf dürften die Kreise nicht zugreifen. In den Schulen würden dann Excellisten ausgefüllt. ,Diese ganzen Portale machen uns fertig‘, schimpfte Pick, ‚wir werden von der Verwaltung überrannt.‘“
Kommt nicht der Bundesdigitalminister aus Rheinland-Pfalz und war stolz auf seine Erfolge in seinem Heimatland? Und wer ist für Datenschutz in der Bundesregierung zuständig?
Pseudodigitalisierung
Nachdem Bundeswirtschaftsminister Günther Rexrodt im September 1998 bereits die Digitalisierung Deutschlands mit dem Hinweis auf die Deregulierungspotenziale ankündigte und es viele weitere Breitband-, Digital- und neuerdings Gigabitgipfel gab, dürfen wir heute feststellen: Weder ist die von Frau Merkel (CDU) und Herrn Gabriel (SPD) als Großkoalitionäre angekündigte Glasfaserinfrastruktur flächendeckend vorhanden und realistischerweise auch nicht vor 2035 zu erwarten noch nutzen die Verwaltungsverfahren mögliche neue Strukturen digitaler Verwaltungsvereinfachung. Vielmehr wird angestrebt, analoge Verfahren einfach digital zu kopieren.
Fazit
Nach den Erfahrungen in der Coronapandemie scheinen die Gesundheitsämter immerhin schon ein „Portal“ zu haben, zumindest in Rheinland-Pfalz. Wer jedoch erwartet, die „Gigabitgesellschaft“ werde zeitnah die beim Gigabitgipfel in Jena mal wieder versprochenen Erwartungen in die Vereinfachung der Verwaltung erfüllen, wird sich am Ende erneut enttäuscht abwenden. Diese Wünsche an das Jahr 2024 werden nicht erfüllt. Vielleicht aber der stärker werdende Wunsch nach einer neuen Regierung, die endlich im neuen Jahr hält, was die Bürger erwarten: Digitalisierung der Verwaltungsabläufe, damit u.a. auch die Lehrer wieder lehren können und das Bildungsministerium in Rheinland-Pfalz sich nicht von heute rund 300 auf eventuell 600 Planstellen verdoppelt.
Glasfaser bis in die Wohnzimmerwand – Herausforderungen für Netzbetreiber und Wohnungsunternehmen beim FTTH-Ausbau
Marc Hankmann
Der Spruch „Glasfaser bis zur Milchkanne“ zielt darauf ab, auch ländliche Regionen zukunftsfähig mit Breitband zu versorgen. Das ist sicherlich eine große Herausforderung, heißt aber nicht, dass FTTH in Städten ein Selbstläufer ist. Hier stoßen die unterschiedlichen Interessen von Glasfasernetzbetreibern und Wohnungsunternehmen aufeinander. Beide müssen sich einigen, was angesichts jüngster Meldungen immer besser zu gelingen scheint.
Sendenhorst, ein kleines Städtchen im Münsterland. Hier hat die Deutsche Glasfaser ein FTTH-Netz errichtet, aber zunächst ohne die Innenstadt, dort wo überwiegend Mietshäuser stehen. Die Quote wurde in der Vorvermarktung verfehlt. Inzwischen zieht die Deutsche Glasfaser nach, aber das Beispiel zeigt, wo im Glasfaserausbau auf der Netzebene 4 die Herausforderungen liegen. Nicht ohne Grund gehen Unternehmen wie die Deutsche Glasfaser nicht in die großen Städte, sondern dorthin, wo es viele Ein- und Zweifamilienhäuser gibt – wo es weniger Konkurrenz gibt und wo man schnell den Eigentümer erreicht, der bei der Netzinfrastruktur nicht auch noch mitreden will.
In den Städten treffen hingegen zwei Branchen aufeinander, die durchaus Ähnlichkeiten aufweisen. Laut einer Marktanalyse des Beratungsunternehmens EY sind aktuell rund 700 Telekommunikationsunternehmen damit beschäftigt, FTTB/H-Netze zu bauen. Unter ihnen befinden sich Branchenriesen wie die Deutsche Telekom oder Vodafone,
Glasfaserspezialisten wie die Deutsche GigaNetz oder Deutsche Glasfaser, aber auch eine große Zahl regional tätiger Unternehmen wie etwa Leonet aus Bayern oder htp aus Niedersachsen. EY hat auch die zahlreichen Zweckverbände und Stadtwerke hinzugezählt, die teils mit Tochterunternehmen (NetCologne, M-net, Wemacom etc.) Glasfasernetze errichten. Also ein recht bunter Haufen.
Kleinteilige Eigentümerstruktur
Nicht weniger farbenfroh sieht es in der Wohnungswirtschaft aus. Etwa die Hälfte der rund 41,3 Millionen Wohneinheiten in Deutschland befindet sich im Geschosswohnungsbau. Die andere Hälfte besteht aus Ein- oder Zweifamilienhäusern, die überwiegend im Besitz ihrer Bewohner oder privater Kleinanbieter sind. Der Geschosswohnungsbestand teilt sich in etwa zu gleichen Teilen auf professionelle (42,8 Prozent) und private Kleinanbieter (42,3 Prozent) auf. Nur etwa drei Millionen dieser Wohneinheiten befinden sich in der Eigennutzung. Und die professionellen Anbieter unterteilen sich ein weiteres Mal: Dazu zählen neben kommunalen, öffentlichen und privaten Wohnungsunternehmen auch Wohnungsgenossenschaften sowie zu einem sehr kleinen Teil auch Eigentümer wie etwa Kirchen oder Gewerkschaften.
Laut dem Londoner Immobilien-Dienstleister Savills werden in Deutschland 52 Prozent aller Wohnungen zur Miete angeboten. Aus der kleinteiligen und regional sehr unterschiedlichen Eigentümerstruktur am Mietwohnungsmarkt stechen zwar einige wenige große Eigentümer wie Vonovia oder Deutsche Wohnen hervor – Savills zählt deutschlandweit 25 Eigentümer mit Beständen von 30.000 Wohnungen oder mehr –, aber zusammen kommen sie nur auf etwa 1,9 Millionen Wohneinheiten. „Damit halten sie etwa acht Prozent bis neun Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland“, erklärt Matti Schenk, Senior Consultant Research bei Savills; ein Beleg für einen fragmentierten Markt.
Viele unterschiedliche Marktteilnehmer haben unterschiedliche Interessen. So stehen etwa für Genossenschaften die Interessen der Mitglieder sowie eine gute Ausstattung der Immobilien im Vordergrund. Für öffentliche und kommunale Wohnungsunternehmen und Privatbesitzer sind Zukunftssicherheit und Wirtschaftlichkeit wichtig. Gerade private Immobilienbesitzer legen großen Wert auf Verlässlichkeit und geringe Kosten.
Ihnen allen gemein ist hingegen mangelndes technisches Know-how in Bezug auf Telekommunikation in Gebäuden. So errichten nur wenige Unternehmen in der Wohnungswirtschaft ihre eigenen TK-Netze, zumal es auch an Fachkräften sowie an Wissen über Geschäftsmodelle und rechtliche Rahmenbedingungen fehlt. Breitband ist derzeit ohnehin nicht das Thema Nummer 1 bei Immobilienbesitzern.
Keine Hilfe vom Gesetzgeber
Darüber hinaus gab der Gesetzgeber der Wohnungswirtschaft bislang wenig Anlass, die vorhandene TK-Infrastruktur auf der Netzebene 4 durch Glasfaser zu ersetzen. Selbst die Kabelnetzbetreiber wurden ausgebremst. Damit über VDSL die maximale Datenrate von 250 Mbit/s angeboten werden kann und keine Störungen durch schlecht abgeschirmte Kabel auftreten, entschied die Bundesnetzagentur (BNetzA) 2018 in einer sogenannten Rücksichtnahmeklausel, die verfügbaren Frequenzen aufzuteilen – zum Nachteil der Kabelnetzbetreiber, die parallel zu VDSL nicht mehr die volle Breitbandleistung ihrer Netze anbieten können. Ganz zu schweigen von reinen Glasfaseranschlüssen, die sich für die Netzbetreiber nur dann rentieren, wenn sie Spitzenbandbreiten für vergleichsweise viel Geld anbieten können.
Wenn das Nebeneinander verschiedener TK-Infrastrukturen schwierig ist, müssen sich Gebäudeeigentümer bei der Renovierung oder bei Neubauten entscheiden, in welche Infrastruktur sie investieren wollen. Dafür stehen im Gesetz zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetzG) Ausstattungspflichten für die Eigentümer. Die kommen in der Praxis jedoch kaum zum Tragen, denn sie gelten für „Netze mit sehr hoher Kapazität“. Auch nach der Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) gibt es hierzu keine Klarstellung. Das Nebeneinander von Kabel- und Glasfasernetzen verhinderte bislang eine Empfehlung pro Glasfaser. Die von der Politik angestrebte Technologieneutralität führt zu einem Patt in der Wohnungswirtschaft. Hinzu kommen lange Investitionszyklen. So verzögert sich der Glasfaserausbau in den Gebäuden.
Wenig Investitionsanreize
Abgesehen von der Technologieneutralität hat sich Deutschland auch für einen offenen Wettbewerb in Bezug auf die TK-Infrastruktur in Gebäuden entschieden. Am Ende zahlt zwar immer der Verbraucher, aber die Erstinvestition kann ebenso vom Gebäudeeigentümer kommen, damit die Infrastruktur sein Eigen bleibt, wie auch vom Netzbetreiber, um Zugang zum Kunden zu erhalten. Diese Wettbewerbsoffenheit hat zahlreiche Geschäftsmodelle hervorgebracht.
In der Regel ist der Vermieter bei der Geschäftsbeziehung zwischen seinen Mietern und einem Netzbetreiber außen vor. Die Kosten für den Netzbetrieb werden auf die Mieter umgelegt. Hieraus geht keinerlei Investitionsanreiz für den Vermieter hervor. Auch die Modernisierungsumlage und das Glasfaserbereitstellungsentgelt können diesen Anreiz bislang nicht setzen. Die Modernisierungsumlage sieht einen kostenfreien Netzzugang Dritter vor, der Netzbetreiber abschreckt. Das Glasfaserbereitstellungsentgelt ist für die Errichtung von Glasfaseranschlüssen zu gering. Außerdem muss der Vermieter das Entgelt auch auf solche Mieter umlegen, die keinen Glasfaseranschluss nutzen.
So bleibt dem Vermieter ab dem 1. Juli 2024, wenn die Umlagefähigkeit der Netzbetriebs- auf die Mietnebenkosten wegfällt, nur noch übrig, diese Kosten direkt vom Mieter zu verlangen. Er kann einen separaten Vertrag über die Nutzung von TK-Diensten mit seinen Mietern abschließen oder die Kosten für derlei Dienste in den Mietvertrag einbinden. Das ist allerdings mit erheblichen Aufwand verbunden. Mietverträge müssten angepasst werden. Außerdem dürfen Verträge über TK-Dienstleistungen nach einer Laufzeit von 24 Monaten gekündigt werden, sodass ein entsprechender Mietvertrag wieder angepasst werden müsste. Vermieter würden zudem bei einer Integration von TK-Dienstleistungen in Mietverträge zu Diensteanbietern im Sinne des TKG werden und müssten dessen Vorgaben, zum Beispiel zum Kundenschutz, berücksichtigen.
Anforderungen der Wohnungswirtschaft
Wenn man bedenkt, wie unterschiedlich die Player in der Wohnungswirtschaft sind, vom großen Immobilienkonzern bis zum Privatbesitzer eines Mehrfamilienhauses, wird deutlich, dass die Entscheidung für oder gegen eine TK-Infrastruktur vielfältige Gründe haben kann. DSL und Kabel sind etabliert, Glasfaser ist für viele Neuland. Zwar ist auch hier vieles standardisiert und normiert, aber die verschiedenen Installationslösungen unterscheiden sich doch erheblich mit Blick auf Preise, Platzbedarf und Leistung.
Immerhin: Inzwischen gibt es als Entscheidungshilfe eine Handreichung der Arbeitsgruppe Digitale Netze aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit Empfehlungen für die Errichtung passiver und aktiver Infrastrukturen – im Neubau. Im Jahr 2021 wurden etwa 103.000 Wohngebäude fertiggestellt. Das sind aber nur 0,5 Prozent von insgesamt 19,4 Millionen Wohngebäuden in Deutschland. Die wahre Herausforderungen liegt also für den Glasfaserausbau im Wohnbestand.
Die Liste mit den Gründen, warum der Glasfaserausbau in Gebäuden ausgebremst wird, ist also lang. Dennoch ist die Wohnungswirtschaft an der Glasfaser interessiert, denn sie ist die Basis für die Digitalisierung von Wohngebäuden. Deshalb wollen Immobilieneigentümer einen freien Netzzugang, über den sie Gebäudedaten übermitteln können. Ihr Schreckgespenst ist jedoch der nachfrageorientierte Ausbau. Anstatt Wohnungen also sukzessive an ein Glasfasernetz anzuschließen, plädiert Ulrich Jursch, Geschäftsführer der Degewo Netzwerk GmbH, Tochterunternehmen des Berliner Wohnungsunternehmens Degewo, für ganzheitliche Ausbaustrategien. „Die Immobilienunternehmen streben zwar keinen Netzbetrieb an, aber Planung, Inbetriebnahme und Netzanpassungen sollten von ihnen freigegeben werden, selbst wenn sich die Netze nicht in ihrem Eigentum befinden“, fügte Jursch im September 2022 auf der Veranstaltung „Immobilienwirtschaft trifft Glasfaser“ von Dietmar Schickel Consulting in Berlin hinzu.
Die Grundlage, um hier für Netzbetreiber und Immobilieneigentümer geeignete Wege für den Glasfaserausbau in Gebäuden zu finden, ist ein Agieren auf Augenhöhe. Das war in der Vergangenheit nicht immer gegeben. „Die Zeit überraschender Vertragsklauseln muss endlich vorbei sein“, forderte Jursch auf der Veranstaltung in Berlin. Die gemeinsame Augenhöhe scheinen aber immer mehr Unternehmen zu erreichen. In den vergangenen Monaten gab es mehrere gemeinsame Verlautbarungen von Netzbetreibern und Wohnungsunternehmen für Kooperationen im Glasfaserausbau auf der Netzebene 4 – mit ganz unterschiedlichen Herangehensweisen.
Kooperationen mit Wohnungsunternehmen
Glasfaser Nordwest, das Joint Venture zwischen der Deutschen Telekom und dem Energieversorger EWE, kooperiert etwa mit der Bremer Wohnungsgesellschaft Brebau. In den Ausbaugebieten der Glasfaser Nordwest gestattet die Brebau die FTTH-Versorgung durch den Netzbetreiber. Das betrifft 3.400 Wohn- und Geschäftseinheiten in der Hansestadt. „Um einen flächendeckenden Glasfaserausbau zu erreichen, ist die Zusammenarbeit mit der Immobilienwirtschaft von größter Bedeutung“, sagt Sascha Zink, Prokurist und Leiter Kommunales & Wohnungswirtschaften bei Glasfaser Nordwest.
Ins gleiche Horn bläst Michael Gotowy, Geschäftsführer von GVG Glasfaser anlässlich der Kooperation mit dem Verband der Immobilienverwalter Deutschland in Baden-Württemberg (VDIV BW): „Die Wohnungswirtschaft ist für uns ein unverzichtbarer Partner, um den Glasfaserausbau schnell und möglichst flächendeckend realisieren zu können.“ Der VDIV vertritt in Baden-Württemberg rund 700 Immobilienverwalter, die über 900.000 Wohneinheiten betreuen. Dort, wo die GVG die Netzebene 3 ausbaut, können VDIV-BW-Mitglieder die Glasfaser bis in die Wohnungen verlegen lassen.
In den thüringischen Städten Pößneck und Triptis kooperiert ein Wohnungsunternehmen nicht nur mit einem Netzbetreiber, sondern gleich mit drei Telekommunikationsunternehmen. Unsere Grüne Glasfaser (UGG) hat mit der Grundstücks Wohnungsgesellschaft Pößneck/Triptis (GWG) beschlossen, insgesamt 306 Wohngebäude mit über 2.000 Wohnungen in beiden Städten mit FTTH zu versorgen. Die UGG selbst wird aber keine Dienste auf dem Netz anbieten, sondern es Dritten zur Verfügung stellen. So können die Einwohner in Pößneck zwischen O2 und Thüringer Netkom wählen. Bis Ende Oktober 2023 läuft noch eine Angebotsphase, in der Immobilieneigentümer den Glasfaseranschluss zu vergünstigten Konditionen erhalten.
Völlig kostenlos erhalten Gebäudeeigentümer in Bad Arolsen den Glasfaseranschluss von Goetel. Der Netzbetreiber will die Stadt eigenwirtschaftlich flächendeckend erschließen. Um dieses Ziel zu erreichen, kooperiert Goetel mit der Wohnungsbaugenossenschaft Bad Arolsen (WBG). Die WBG umfasst 102 Wohngebäuden mit 670 Wohnungen. Ob die Mieter aber einen kostenlosen Glasfaseranschluss von Goetel erhalten, entscheiden sie selbst. In der Vorvermarktung benötigt der Netzbetreiber eine Abschlussquote von 40 Prozent. „Die Gebäude der Wohnungsbaugesellschaft bringen uns einen großen Schritt weiter auf dem Weg hin zum flächendeckenden Glasfaserausbau in Bad Arolsen“, sagt Marcus Arlt, Abteilungsleiter Geschäftskunden bei der Goetel; auch vor dem Hintergrund, dass neben seinem Unternehmen zusätzlich die Telekom Glasfaser in der Barockstadt verlegt. Goetel ist jedoch der einzige Anbieter, der flächendeckend ausbauen will.
Glasfaser statt Koaxialkabel
Unter den Kabelnetzbetreibern tut sich vor allem Tele Columbus hervor, um die Netzebene 4 mit Glasfaser auszustatten. Dem Konzern kommt seine historische Nähe zur Wohnungswirtschaft zugute. Dabei überbaut sich Tele Columbus durchaus selbst, wie etwa in Hoyerswerda. Mitte August 2023 verlängerte die Wohnungsgesellschaft Lebensräume Hoyerswerda die Versorgungsverträge mit Tele Columbus. So können die Mieter der 6.700 Wohnungen auch weiterhin Fernsehen, Telefon und Internet unter der Marke PŸUR bekommen. In den kommenden Jahren sollen davon 1.800 Wohnungen einen FTTH-Anschluss erhalten. „Die herkömmlichen Koaxialkabel in den Häusern werden durch Lichtwellenleiter ergänzt“, erklärt Tele Columbus.
Dagegen ersetzt der Netzbetreiber in 7.000 Güstrower Wohnungen das Koaxialkabel durch Glasfaser. Auch hier hat Tele Columbus Verträge verlängert: mit der Wohnungsgesellschaft Güstrow, der Allgemeinen Wohnungsbaugenossenschaft Güstrow-Parchim und Umgebung sowie mit der Wohnungsbaugenossenschaft Nord. Anfang 2024 sollen die Baumaßnahmen starten. Rund 20 Kilometer an Tiefbau werden notwendig sein. Bis Mitte 2025 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Solche Projekte sprechen dafür, dass die Dynamik des Glasfaserausbaus, die ohne Zweifel auf der Netzebene 3 besteht, auch den Ausbau in den Gebäuden erfasst. Aber: In Güstrow wird Tele Columbus mit der hier geschilderten Maßnahme dann rund die Hälfte aller Einwohner mit Glasfaser erschlossen haben. In Hoyerswerda versorgt der Netzbetreiber über sein Kabelnetz rund 17.000 Haushalte. Dass Tele Columbus hier in den nächsten Jahren erst einmal 1.800 Wohnungen erschließen will, zeigt auch, dass es längst nicht so schnell geht, wie man es sich wünscht.
Der Beitrag ist zuerst im Fachmagazin Cable!vision Europe in Ausgabe 5, Oktober 2023, erschienen und wird mit freundlicher Genehmigung der Chefredaktion veröffentlicht.
Medientage München: KI, Kabelnetz und Public-Value-Krampf
Marc Hankmann
Sie sind etwas kleiner geworden, die Medientage München: keine Elefantenrunde mehr zum Auftakt, zu der sich die führenden Medienköpfe Deutschlands versammelten, kein vollbesetztes Auditorium im International Congress Center der Messe München. Und dennoch war es im House of Communication, dem neuen Veranstaltungsort der Medientage München, dank 5.000 Besuchern so voll, dass die Klimaanlage mit der Frischluftzufuhr an ihre Grenzen kam.
Die Besucherzahl lässt sich mit der weiterhin breiten Palette an Themen begründen, die an den drei Kongresstagen auf vier Bühnen diskutiert wurden. Im Fokus stand dabei gemäß des Mottos „Intelligence“ die Künstliche Intelligenz (KI), die in der Medienbranche bereits allgegenwärtig, ihr Potenzial aber noch lange nicht ausgeschöpft ist. Grundtenor: Regulierung ist notwendig, sie darf aber Innovation nicht verhindern.
Aus Must-carry wird Must-be-found
Innovation wird dergestalt erwartet, als dass KI die Personalisierung des Medienkonsums weiter vorantreibt. So geht Professor Dr. Björn Ommer, Head of Computer Vision & Learning Group an der Ludwig-Maximilians-Universität München, davon aus, dass KI die Medien in die Lage versetzen wird, einzelne Konsumenten noch gezielter ansprechen zu können.
Diese Entwicklung wird den Wettbewerb um die Aufmerksamkeit des Konsumenten weiter verschärfen. „Die Auffindbarkeit ist eine immense Herausforderung für uns“, sagte Tanja Hüther, Leiterin des ARD Distributionsboards, auf den Medientagen. Deshalb plädiert Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), dafür, dass aus Must-carry Must-be-found werden muss. Er könne sich zudem vorstellen, dass die unterschiedliche Regulierung von Over-the-top- (OTT) und IPTV-Angeboten aufgehoben wird.
Public Value ist Handarbeit
Wie Must-be-found aussehen könnte, haben die Landesmedienanstalten mit der Public-Value-Satzung in die Tat umgesetzt. Das Zwischenfazit hierzu fiel auf den Medientagen allerdings nicht sehr gut aus. „Diese Regulierung hat nur wenig Mehrwert“, sagte Constanze Tiwisina, Leiterin der Abteilung für Medienregulierung, Medienpolitik und Jugendschutz bei Vodafone.
Sie beschrieb auf den Medientagen, wie groß der manuelle Aufwand ist, um die Public-Value-Vorgaben auf den Benutzeroberflächen umzusetzen. „Das ist schwierig, weil wir ein paneuropäisches Unternehmen sind und die Benutzeroberflächen in Großbritannien entwickelt werden“, erklärte Tiwisina.
Dem pflichtete Inga Moser von Filseck bei. Als Head of Media & Entertainment Policy verantwortet sie bei Amazon die Medienregulierung aller Audio- und audiovisuellen Angebote in Deutschland, Österreich und Schweiz. „Wir müssen das Produkt für den deutschen Markt manuell anpassen“, klagte von Filseck und sprach mit Blick auf die unterschiedlichen Endgeräte und Softwareversionen von einem „enormen Aufwand“.
Gute und schlechte Qualität
Im Rahmen der Video Trends 2023 erhoben die Landesmedienanstalten auch Daten zum Thema Public Value. Das Ergebnis: 37 Prozent der Befragten wollen mehr darüber erfahren, warum bestimmte Inhalte auf Apps oder Smart-TV-Oberflächen gezeigt werden. Bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil sogar bei 52 Prozent. In dieser Zielgruppe wünscht sich zudem ein Drittel Orientierung für Inhalte mit Public Value.
Allerdings sind diese Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen. „Es ist wirklich schwierig, aus einer Umfrage die Ableitung zu machen, was der Kunde tatsächlich gezeigt bekommen will und unter Public Value versteht“, gab Elke Walthelm, Executive Vice President Content & Technology und Managing Director von Sky Deutschland & NBC Universal Global Networks Deutschland, zu bedenken. Sie kritisiert auch den Begriff „Qualität“ im Rahm der Definition von Public Value. „Wer will schon schlechte Qualität sehen?“, fragte Walthelm rhetorisch in die Runde.
Public Value unterwegs
Wie unausgereift die Public-Value-Satzung noch ist, zeigte sich auch an Maik Böres, der ansonsten nichts mit Medienregulierung am Hut hat. Böres leitet die Grundsatzabteilung Politik, Außenbeziehungen und Unternehmensprotokoll bei der BMW Group. Auch Automobilhersteller müssen die Public-Value-Satzung für ihre In-Car-Entertainmentsysteme umsetzen.
Allerdings gibt es in der Satzung keine Vorgaben zum Umgang mit beweglichen Gütern wie Autos. „Wir haben das Problem, wie wir regionale Angebote einordnen sollen“, erklärte Böres. Ganz konkret: Müssen die Radioprogramme des BR in der Listung nach hinten rutschen und die des HR nach vorne, wenn jemand auf der Fahrt mit seinem BMW von Aschaffenburg nach Offenbach die Landesgrenze überquert?
Programmliste ist Empfehlung
Immerhin: Sowohl Böres als auch die übrigen Diskussionsteilnehmer lobten den konstruktiven Austausch mit den Landesmedienanstalten. „Wo wir können, versuchen wir die Schwierigkeiten aufzugreifen und entsprechende Angebote zu machen“, sagte BLM-Geschäftsführerin Annette Schumacher, die aus ihren früheren Tätigkeiten bei Netzbetreibern auch die Seite der Regulierten kennt.
Schumacher wies auch darauf hin, dass die von den Landesmedienanstalten veröffentlichte Programmliste lediglich eine Empfehlung sei, die angepasst werde. So sei etwa BILD TV nach der Einstellungen weitgehender Teile der Live-Berichterstattung im Programm in der Liste weiter nach hinten gerutscht.
„Noch Luft nach oben“
Dennoch kam Wolfgang Kreißig nicht umhin, Optimierungspotenzial zu erkennen. „Da ist noch Luft nach oben“, sagte der Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) und Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK).
So konstruktiv der Austausch der auf den Medientagen anwesenden Diskussionsteilnehmer auch sein mag, von den TV-Geräteherstellern kam hierzu niemand nach München. „Bei Smart-TVs besteht noch Handlungsbedarf", sagte daher auch BLM-Geschäftsführerin Schumacher. Zuvor bezeichnete ihr Chef die Umsetzung der Public-Value-Satzung als „ernüchternd“.
Independence Day für OTT?
Während sich TV-Sender sowie Benutzeroberflächen- und Plattformbetreiber mit den Folgen der Public-Value-Regulierung auseinandersetzen müssen, bereiten sich andere auf die Folgen der Novelle des Telekommunikationsgesetzes vor. Konkret geht es um den Wegfall der Umlagefähigkeit der Kabelnetzkosten. Sie dürfen nur noch bis zum 30. Juni 2024 auf die Mietnebenkosten umgelegt werden.
Das hat zur Folge, dass Mieter ab dem 1. Juli 2024 wählen können, ob sie weiterhin den Kabelanschluss nutzen oder Fernsehen lieber über einen anderen Verbreitungsweg empfangen wollen. Hier wittern vor allem die OTT-Anbieter ihre Chance auf einen Zuwachs an Kunden – allen voran die Deutsche Telekom, deren Lobbyarbeit maßgeblich zum Wegfall der Umlagefähigkeit beigetragen haben dürfte.
„Am 1. Juli 2024 ist so etwas wie Independence Day für Mieter“, sagte Arnim Butzen, Senior Vice President der Business Unit TV & Entertainment bei der Deutschen Telekom, auf den Medientagen München. Er will Mieter mit einem Angebot für MagentaTV anlocken, dass für monatlich 10 Euro zwei Jahre lang kostenlosen Zugang zu Netflix und RTL+ gewährt – plus über 100 öffentlich-rechtliche und private TV-Programme in HD.
Hoffnung auf mehr Streaming
Allerdings gibt es unterschiedliche Aussagen dazu, wie viele Mieter vom Wegfall der Umlagefähigkeit tatsächlich betroffen sind. Butzen sprach von 12,5 Millionen Haushalten. „30 Prozent der Mieter ist bewusst, dass der Wegfall kommt“, sagte der Telekom-Manager. Vodafone geht davon aus, dass von 12 Millionen Kabelhaushalten nur ein Drittel vom Wegfall betroffen ist. Die Video Trends der Landesmedienanstalten nennen wiederum 6,9 Millionen Haushalte, bei denen die Gebühren für den Kabelanschluss über die Mietnebenkosten abgerechnet werden.
Wie groß das Potenzial nun auch immer sein mag, es reicht aus, um die OTT-Anbieter zu aktiveren. Markus Härtenstein, Vorstand beim waipu.tv-Betreiber Exaring, steht für nicht weniger als „den Satelliten- und Kabelempfang abzulösen.“ Seiner Meinung nach hat das Basisangebot im Kabel, für das Mieter zwischen 8 und 10 Euro im Monat zahlen, lediglich „einen Gegenwert von vielleicht 1 Euro“. Das sei lächerlich, sagte Härtenstein auf den Medientagen.
Auch andere Marktteilnehmer hoffen auf einen Aufschwung für die TV-Verbreitung via IP. Bernhard Glöggler, Territory Lead Content Partnerships & Distribution bei Roku, sprach in München von einem möglichen Wendepunkt hin zu einer größeren Streaming-Nutzung. Für Sascha Lange, Vice President Sales und Marketing bei der Sharp Corporation, macht es zwar keinen Unterschied, über welchen Weg seine Fernseher angeschlossen werden, aber der IP-Bereich böte auch Herstellern wie Sharp neue Geschäftsmodelle. „In Europa kann man mit Hardware kein Geld mehr verdienen“, sagte Lange auf den Medientagen.
„Größte illegale TV-Plattform im Kabel“
So sehr die OTT-Anbieter dem 1. Juli 2024 entgegenfiebern, so sehr müssen die Kabelnetzbetreiber wie Vodafone bis dato ein Problem lösen: Wie stellen sie sicher, dass Haushalte, die den Kabelanschluss kündigen, kein Signal mehr erhalten? Der Einsatz von Frequenzfiltern ist teuer und unpraktikabel. Um einzelne Kabelanschlussdosen zu sperren, müssten die Techniker in die Wohnungen, was Mieter untersagen können.
Deshalb hat Vodafone bereits angekündigt, dass es ab dem 1. Juli 2024 keinen harten Switch-off geben wird. Zumal dann die Fußball-Europameisterschaft auf Hochtouren läuft, eventuell an dem Tag sogar mit einem K.o.-Spiel der deutschen Nationalmannschaft (wenn sie die Vorrunde übersteht). Wer will dann schon Kundenärger wegen schwarzer TV-Bildschirme riskieren?
Wenn Vodafone jedoch bis dato keine Lösung für das Aussperren gekündigter Kabelanschlüsse findet, heißt das im Umkehrschluss, dass viele Haushalte weiterhin Kabel-TV sehen können – trotz Kündigung. „Wir werden im nächsten Jahr die größte illegale TV-Plattform im Kabel sehen“, befürchtet daher Exaring-Vorstand Härtenstein. Somit darf man gespannt sein, wie es um das Kabelfernsehen und die Public-Value-Satzung bei den nächsten Medientagen München bestellt ist. Vielleicht hilft KI ja in beiden Fällen weiter.
Sky et DAZN ante portas: Warum die Sportrechteverwerter in die Umkleidekabinen wollen
Marc Hankmann
Liebe Fußballinteressierte, bitte zücken Sie die Geldbörse! Dieser Aufruf geht nicht nur an die Fußballfans, die für Pay-TV- und Streaming-Dienste bezahlen, um Livespiele der Fußball-Bundesliga, Champions League oder UEFA Europa League zu sehen. Er geht auch an die Pay-TV- und Streaming-Anbieter, denn die Verhandlungen zu den Übertragungsrechte stehen an bzw. sind im vollen Gange. Doch die bisherigen Rechteverwerter zieren sich.
Zum einen werden in den vier großen europäischen Fußballmärkten England, Deutschland, Italien und Frankreich die Rechte ab 2024 bzw. 2025 vergeben. Hinzu kommen Übertragungsrechte an der Champions League und der neuen Klub-Weltmeisterschaft des Welt-Fußballverbands FIFA mit insgesamt 32 Teams. Natürlich verlangen die Verbände und Profi-Ligen mehr Geld für die Übertragungsrechte. Doch Pay-TV- und Streaming-Anbieter wollen längst nicht so viel bezahlen.
Vorboten aus dem Ausland
Deshalb dürfte die Deutsche Fußball Liga (DFL) derzeit mit Sorgenfalten ins Ausland schauen. In Italien sind die Verhandlungen zu den TV-Übertragungsrechten für die Seria A längst nicht im Sinne der Liga gelaufen. Sky und DAZN stellten sich quer und zahlen ab der Saison 2024/2025 pro Spielzeit „nur“ 900 Millionen Euro. Die Liga wollte über eine Milliarde Euro erzielen. Da half ihr auch die Drohung mit der Gründung einer eigenen TV-Plattform nicht viel.
In Frankreich brach die Ligue de Football Professionel (LFP) die Verhandlungen ab, weil die Angebote der Rechteverwerter zu weit von den Vorstellungen der LFP entfernt waren. Jetzt wird mit den Interessenten einzeln verhandelt. Einer davon ist der Pay-TV-Anbieter Canal+, der aber der LFP vorwirft, durch die Ausschreibung Amazon zu bevorzugen. Canal+ zeigt zwar seit seiner Gründung im Jahr 1984 die Spiele der Ligue 1 live, aber seit ungefähr drei Jahren liegt der Pay-TV-Anbieter mit der Liga im Clinch.
Wettbewerbsintensiver Markt
Und in Deutschland? „Wir werden einen ähnlichen Trend wie im Ausland sehen“, ist sich Alberto Horta sicher. „Es wäre aber unseriös zu bewerten, wie das Bieterverfahren in Deutschland laufen wird“, sagte der Senior Vice President und Vertriebsgeschäftsführer der Rechteagentur IMG Media Ende Oktober 2023 auf den Medientagen München. Der deutsche Markt sei sehr wettbewerbsintensiv. „Nirgendwo anders gibt es zwei OTT-Sport-only-Anbieter“, sagte Horta in München.
Gemeint sind DAZN und DYN, die Sport-Plattform, die Anfang September 2023 an den Start ging und mit Handball, Basketball, Volleyball, Hockey und Tischtennis aufwartet. Anfang Oktober zog DYN ein erstes positives Fazit. Die Plattform konnte Unternehmen, die bereits seit einiger Zeit im Umfeld dieser Sportarten werben, für sich gewinnen, darunter easyCredit, die Deutsche Kreditbank (DKB), den Sportwettenanbieter Tipico oder die Deutsche Vermögensberatung.
„Sehr relevanter Markt – nicht nur für Fußball“
Konkurrenz bekommt DYN durch SportDeutschland.TV, der Streaming-Plattform des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). Hier läuft ebenfalls Handball, Volleyball oder Basketball, allerdings nicht aus den Top-Ligen, die bei DYN zu sehen sind. Darüber hinaus zeigt SportDeutschland.TV auch Eishockey, Badminton, Ringen, Tanzsport oder Turnen.
Rechteexperte Horta stuft den deutschen Markt „aus globaler Sicht“ als „sehr relevant ein, nicht nur für Fußball“. Trotz steigender Zahlungsbereitschaft der TV-Zuschauer ist der deutsche Fernsehmarkt aber nach wie vor vom Free-TV geprägt. Die Folgen bekommen diejenigen zu spüren, die für ihre Inhalte vom Zuschauer Geld haben wollen. „Wir haben eine Pay-TV-Penetration von 30 Prozent“, sagte Hans Gabbe, Senior Vice President Sports Rights & Commercialization bei Sky Deutschland, auf den Medientagen. „In Großbritannien liegt die Penetration hingegen bei 70 Prozent.“
Fußball soll Entertainment werden
Dass DAZN in Deutschland trotz mehrfacher Abo-Preissteigerungen immer noch rote Zahlen schreibt und Sky Deutschland sparen muss, ganz abgesehen von den Verkaufsgerüchten, sind für die DFL keine guten Vorzeichen. DAZN und Sky machen zusammen rund 80 Prozent der Einnahmen aus, die die DFL für die TV-Rechte erzielt. Aber der Markt ist nicht unendlich. „Wir haben an DAZN gesehen, dass die Zahl derer, die für die Bundesliga bezahlen, nicht wächst“, erklärte Gabbe auf den Medientagen.
Sky und DAZN wollen deshalb näher an den Fußball und seine Protagonisten heranrücken – am liebsten mit Kamera und Mikrofon bis in die Kabine, das bisherige Heiligtum des Profifußballs. Die Vorbilder kommen aus den USA. American Football und Basketball, wo der Zutritt für Medienvertreter in die Umkleidekabinen gang und gäbe ist, werden hierzulande immer beliebter. „Fußball steht im Entertainment-Wettbewerb“, sagte Gabbe.
Die Fußballclubs sehen das indes anders. Die Stadien sind voll, für sie läuft es. „Durch die Digitalisierung hat sich im Sport viel geändert, nur im Fußball nicht“, bemängelte Gabbe und warnt davor, vor allem die junge Zielgruppe zu verlieren, die tagtäglich auf sozialen Medien ist und dort nach Entertainment sucht. „Wenn du die jungen Leute verloren hast, bekommst du sie mit 40 nicht wieder“, mahnte Gabbe auf den Medientagen und forderte ein „7-Tage-Entertainment für den Fußball“.
Marktfragmentierung und Kosten
Nun könnte man meinen, dass der Fußball mit Bundesliga am Freitag, Samstag und Sonntag, Champions League am Dienstag und Mittwoch sowie UEFA Europa und Conference League am Donnerstag nah dran am 7-Tage-Entertainment ist. Allerdings muss man als Fan schon kräftig suchen und das Portemonnaie weit öffnen, um dieses Entertainment zu erhalten. Es braucht Abos von Sky, DAZN, Amazon Prime Video und RTL+.
Die Marktfragmentierung und die hohen Abo-Kosten sorgen laut dem „2023 Global Sports Media Survey“ des Beratungsunternehmens Altman Solon dafür, dass immer mehr medienaffine Sportfans Probleme damit haben, ihren Content zu finden oder sich ihn zu leisten. 59 Prozent der 2.500 für die Studie befragten Sportfans aus acht Ländern berichteten über derlei Probleme.
Von diesen Sportfans erklärten wiederum 35 Prozent, dass es ihnen zu teuer ist, wenn sie alles nutzen würden, was sie gerne sehen möchten. 30 Prozent wissen nicht, welche Kanäle sie schauen sollen und weitere 28 Prozent fragen sich, welche Plattformen für sie überhaupt infrage kommen.
Fußball und FAST
Die knapp 150 Führungskräfte aus dem Sportbusiness, die Altman Solon für die Studie befragte, raten dazu, die Content Aggregation zu verbessern; ein Ziel, das sich vor allem Sky auf die Fahnen geschrieben hat. Neben einer optimierten Content Promotion sehen 58 Prozent der Experten auch eine flexible Preisgestaltung als erfolgversprechende Maßnahme an. Es dürfte allerdings fraglich sein, ob in einem fragmentierten Markt eine fragmentierte Preisgestaltung hilfreich ist.
Derzeit scheinen die Rechteverwerter eine andere Option auszuprobieren: Kooperationen. So zeigt die Paramount-Tochter Pluto TV in Kooperation mit DAZN auf vier FAST-Kanälen (Free Ad-Supported Streaming TV) Kampfsport, Darts sowie Frauen- und internationalen Männerfußball. „Die Bundesliga ist zu teuer und daher für uns nicht interessant“, sagte Sabine Anger, Senior Vice President Streaming Central & Northern Europe bei Paramount auf den Medientagen München.
Seit gut einem Jahr ist auch FAST+, der DAZN-FAST-Kanal im Samsung-Angebot TV Plus auf Sendung. Freilich können Samsung und Pluto TV nur auf das zurückgreifen, was DAZN lizenziert hat. Für ein 7-Tage-Entertainment braucht es aber mehr als Highlights oder Livespiele. Wenn die Ligen und Verbände weiterhin Milliarden scheffeln wollen, müssen sie die Kabinentüren wohl oder übel öffnen.
Medien im Visier – der Podcast von MediaLABcom
Danilo Höpfner
Landesmedienanstalten im Zeitalter der Digitalisierung
Die Landesmedienanstalten sind traditionell für die Aufsicht und Regulierung der Rundfunkmedien zuständig. Doch in Zeiten von Streaming-Diensten, Social Media und Podcasts scheinen ihre Aufgaben an Bedeutung zu verlieren. Oder sind sie vielleicht wichtiger denn je?
Angesichts der digitalen Revolution und der Vielzahl von Plattformen stellt sich die Frage: Wozu brauchen wir in Zukunft noch Landesmedienanstalten? Wie können die Landesmedienanstalten ihre Aufgaben in einer digitalen Ära effektiv wahrnehmen? Darüber sprechen wir in dieser Ausgabe mit Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und Vorsitzender der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) und der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).
Hinweis: Ab Januar 2024 wird Dr. Eva Flecken, Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), den Vorsitz der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) und der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) übernehmen. Die Gesamtkonferenz der Medienanstalten (GK) wählte die 40-Jährige zur Nachfolgerin von Dr. Wolfgang Kreißig. Die Amtszeit der Vorsitzenden der beiden bundesweiten Gremien der Medienanstalten beträgt zwei Jahre.
Hören Sie sich die neue Podcast-Folge von „Medien im Visier“ auf allen gängigen Plattformen an.
Neues vom FRK
Strategischer Überbau: Telekom steht zu Unrecht allein am Pranger
Der Fachverband Rundfunk und BreitbandKommunikation (FRK) kritisiert das jüngst veröffentlichte Verbändeschreiben an Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). „Heuchelei“, sagt der FRK-Vorsitzende Heinz-Peter Labonte zu dem Schreiben. „Als gäbe es nur den Überbau durch die Deutsche Telekom“, so Labonte weiter. „Zumal sich die Verbände an den Falschen wenden.“
Selbstverständlich ist der strategische Überbau durch die Telekom ein Problem, dass bislang trotz mehrfacher Aufforderungen und steigenden Fallzahlen keine nennenswerten politischen Maßnahmen zur Folge hatte. „Die Monitoring-Stelle bei der Bundesnetzagentur ist bislang lediglich eine Sammelstelle für Überbau-Meldungen“, kritisiert Labonte. „Vielleicht rührt sich bei dieser Behörde auch deshalb nichts, weil es längst nicht nur die Telekom ist, die Glasfasernetze überbaut“. Immer häufiger berichten FRK-Mitglieder, wie ihre Ausbauprojekte von den sogenannten alternativen Glasfasernetzbetreibern torpediert werden. „Die Telekom bedroht große Glasfaserfasernetzbetreiber und die bedrohen den Mittelstand“, sagt Labonte.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht das Gleiche
Offensiv prangert Labonte die Doppelzüngigkeit der Großverbände an. „Sie werfen der Telekom strategischen Überbau vor, während offenbar gleichzeitig eigene Mitglieder die Glasfasernetze mittelständischer Telekommunikationsunternehmen überbauen“, sagt der FRK-Vorsitzende. „Mit dem Staatssekretär Schnorr wenden sich die Verbände zwar an einen sachkundigen Politiker, aber was nützt das, wenn dessen Chef keinen Einfluss auf die Telekom als Anteilseigner hat?“ Ein weiterer Grund, warum der FRK dieses Verbändeschreiben nicht unterstützt.
Bereits beim FRK-Breitbandkongress im September 2023 beschloss der Fachverband der mittelständischen Telekommunikationsunternehmen, auf Bundesfinanzminister Christian Lindner zuzugehen und ihn aufzufordern auf die beiden Vertreter im Telekom-Aufsichtsrat einzuwirken, den Glasfaserüberbau jedweder Art zu beenden. Sowohl Katja Hessel, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, als auch KfW-Vorstandsvorsitzender Stefan B. Wintels sollen Rechenschaft darüber ablegen, warum die Telekom weiterhin ungestört Glasfasernetze der Wettbewerber überbauen kann.
„Gerade jetzt, wo Bundesfinanzminister Lindner keinen Spielraum für höhere Ausgaben sieht, sollte er den strategischen Überbau schnell unterbinden“, fordert Labonte, „denn dadurch werden Kommunen, speziell in ländlichen Regionen, wo der Bau nur eines Glasfasernetzes wirtschaftlich ist, nicht flächendeckend ausgebaut. Es bleiben unwirtschaftliche Gebiete zurück, die später nur über Fördermittel, also unser aller Steuergelder in Milliardenhöhe, mit Glasfaser versorgt werden können.“ Dies werde auch durch das aktuelle Gutachten von WIK-Consult gestützt, so Labonte abschließend.
Kurzmeldungen
Dr. Jörn Krieger
Satellit und Kabel weiterhin vorne bei TV-Empfangswegen
Satellit und Kabel sind weiterhin mit Abstand die meistgenutzten TV-Empfangswege in Deutschland, die höchsten Zuwächse verzeichnen allerdings andere Empfangsarten. Satelliten-TV nutzen derzeit 16,4 Millionen Haushalte – das entspricht 42 Prozent der TV-Haushalte (2022: 43 Prozent), wie Studie „Video Trends 2023“ der Medienanstalten ergab. Einen Kabelanschluss nutzten 15,9 Millionen Haushalte, das entspricht 41 Prozent (2022: 43 Prozent)
Starkes Wachstum verzeichnet der reine TV-Empfang via Internet, für den sich 3,1 Millionen Haushalte entschieden haben – gegenüber 2022 ein Anstieg von 6 auf 8 Prozent der Haushalte. IPTV und Terrestrik bleiben unverändert bei 4,6 Millionen (12 Prozent) und 2,1 Millionen (6 Prozent).
Wachstum ergibt sich beim terrestrischen TV-Empfang, wenn die Nutzung über PC/Laptop und mobile Geräte einbezogen wird: Dann schauen 5,9 Millionen Haushalte Fernsehen über DVB-T2 – das entspricht 15 Prozent aller TV-Haushalte (2022: 14 Prozent). Im Vergleich mit 2019 ist das eine Steigerung von 37 Prozent.
„Die aktuellen Zahlen zur Nutzung von DVB-T2 HD zeigen zweierlei. Zum einen muss die Politik aus Verbrauchersicht alles tun, um die Frequenzen für terrestrisches Fernsehen auch über 2030 hinaus vollständig zu sichern. Zum anderen ist klar, dass die Entwicklung der Rundfunktechnik 5G Broadcast mit der Fokussierung auf die mobile Videonutzung auf dem absolut richtigen Weg ist. Der terrestrische Distributionsweg wird damit auch zukünftig die verbraucherfreundliche, energieeffiziente und krisensichere Verbreitung von audiovisuellen Inhalten sicherstellen“, sagte Francie Petrick, Geschäftsführerin von Media Broadcast. Die Freenet-Tochter betreibt die DVB-T2-Plattform Freenet TV.
M7 beliefert NetCologne mit IPTV-Lizenzrechten
M7 Deutschland beliefert den regionalen Netzbetreiber NetCologne jetzt auch mit vollumfänglichen IPTV-Lizenzrechten. Mit der Kooperation im IPTV-Bereich bauen die beiden Unternehmen ihre langjährige Partnerschaft weiter aus.
Neben dem klassischen Kabelfernsehen, bei dem NetCologne bereits mit M7 zusammenarbeitet, erhält der Kölner Telekommunikationsanbieter von M7 ein IPTV-Lizenzrechtepaket, das neben den linearen Free-TV-Rechten auch zahlreiche Premium-Kanäle und internationale Sender sowie ein umfangreiches nichtlineares Rechtepaket umfasst. Zusätzlich setzt NetCologne auch im IPTV-Bereich auf die Vermarktungsunterstützung von M7 über verschiedene Verkaufs- und Kommunikationskanäle.
„Wir freuen uns, dass wir unsere langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit mit NetCologne auf den IPTV-Bereich ausweiten und damit den Zuschauern mit einer Vielzahl von attraktiven TV-Sendern und interaktiven Zusatzfunktionen einen modernen, flexiblen TV-Genuss auf allen Endgeräten ermöglichen. Das Abkommen deckt zudem zukünftige TV-Lösungen ab, die sich NetCologne vorausschauend schon jetzt für seine Kunden sichert“, sagte Marco Hellberg, Geschäftsführer der Eviso Germany GmbH, dem M7 Business Partner in Deutschland.
„Unser Ziel ist es, den TV-Kunden der NetCologne auch in Zukunft ein tolles Fernseh-Erlebnis zu bieten und ich freue mich sehr, dass wir mit der Erweiterung der Partnerschaft unser Portfolio auf das nächste Level heben“, sagte Volker Kähler, Bereichsleiter Produkt- und Infrastrukturmanagement der NetCologne.
NetCologne mit einer Reichweite von rund zwei Millionen Haushalten startete sein neues IPTV-Produkt „NetTV über Internet“ am 15. November 2023. Das Multiscreen-Angebot, bei dem NetCologne auch mit Zattoo zusammenarbeitet, umfasst über 100 öffentlich-rechtliche und private TV-Sender, viele davon in HD-Qualität, und Zusatzfunktionen wie Replay, Timeshift und Cloud Recording. Auch 13 FAST Channels sind Teil des Angebots. Einen Einblick gibt es unter www.m7deutschland.de/videos/netcologne.
vitroconnect, purtel.com, OpenXS kooperieren bei Open Access
Die Unternehmen vitroconnect, purtel.com und OpenXS gehen eine Kooperation ein, um das Open-Access-Geschäft für regionale Netzbetreiber zu forcieren und Wholesale für Bitstrom zu vereinfachen. Dazu vereinen die Partner ihre Kompetenzen. OpenXS hält den Kontakt zu den regionalen Netzbetreibern und aggregiert die Replikate. purtel sorgt mit seiner verteilten PoP-Infrastruktur für die netzseitige Konzentration sowie den Transport, während vitroconnect den Zugang zu den Wholesale-Nachfragern übernimmt.
Mit ihrem Ansatz wollen die Partner dem auf Open Access basierenden Geschäft neue Impulse geben, um die Zahl der Anschlüsse in den Netzen deutlich zu erhöhen. Das Geschäftsmodell ist insbesondere für regionale Netze gedacht, die noch nicht über Zugänge zu den bestehenden Handelsdrehscheiben in Frankfurt oder Düsseldorf verfügen. Damit bieten die drei Unternehmen für Open Access ein geschlossenes Konzept im Sinne eines gebündelten Prozessdienstleisters und Transporteurs.
„Kooperationen werden bei uns großgeschrieben. Das zeigt auch diese Zusammenarbeit mit OpenXS und purtel. Wir bündeln unsere Kompetenzen und können so das Bitstrom-Spektrum für unsere Nachfrager erweitern. Das ist ein Gewinn für alle und bringt vor allem kleineren Netzbetreibern erhebliche Vorteile“, sagte Daniel Redanz, CSO bei vitroconnect.
Markus von Voss, Geschäftsführer der purtel.com, erklärte: „Wir verbinden Netzanbieter und -nachfrager als ‚magische unsichtbare führende Hand‘, übernehmen die Summe der Komplexitäten, insbesondere wird es für den anbietenden Netzbetreiber einfach und geringem Aufwand möglich, sein Netz zu vermarkten – wir erschließen neue Vertriebskanäle für die Netzbetreiber.“
„Die OpenXS sorgt mit ihren etablierten Systemen und Dienstleistungen für die Vor-Aggregation vieler kleiner und mittlerer Netze in der Fläche zu einem größeren Netz und führt dieses den Nachfragern der vitroconnect zu. Damit wird auch diesen Netzinhabern ein barrierefreier Marktzugang ermöglich. Die Geschwindigkeit, mit der wir dieses Projekt zum Fliegen gebracht haben, zeigt, was heute mit den richtigen Partnern an der Seite möglich ist“, sagte Andreas Lehbrink, Geschäftsführer von OpenXS. Weitere Infos: https://www.die-open-access-plattform.de.
Axel Springer stellt BILD TV ein
Axel Springer stellt zum 31. Dezember 2023 den linearen TV-Sender BILD ein. Die Sendelizenz werde zurückgegeben, teilte das Medienunternehmen mit. Das BILD-Bewegtbildangebot konzentriert sich ab 2024 auf die eigenen digitalen Plattformen von BILD. Springer reagiert damit auf die schwachen Zuschauerzahlen des Senders, der ursprünglich als Nachrichtenkanal mit hohem Live-Anteil gestartet war, zuletzt aber vor allem Dokumentationen zeigte.
Die Live-Spiele der Handball- sowie der Basketball-Liga in Kooperation mit dem Sport-Streamingdienst DYN sowie BILD-Formate wie der Fußball-Talk „Die Lage der Liga“ werden ab 2024 beim Nachrichtenkanal WELT TV gezeigt – zusätzlich zur Verbreitung auf den digitalen BILD-Plattformen. Eigenproduktionen zeigt BILD auch in Zukunft in TV-Apps und Streaming-Plattformen mit FAST Channels.
„Die Spiele von DYN und die Sportsendungen der BILD-Kollegen sind eine großartige Erweiterung unseres Programms. Sport ist bei den Zuschauern ganz besonders am Sonntagnachmittag beliebt und passt deshalb hervorragend in unsere Strategie, bei der wir verstärkt auf Live-Formate setzen“, sagte Frank Hoffmann, TV-Geschäftsführer WELT.
HD+ startet neues Paket „Vielfalt+“ mit 13 HD-Sendern auf Astra
Die Satellitenplattform HD+ hat ihr Angebot auf Astra (19,2° Ost) um das neue „Vielfalt+“-Paket mit 13 HD-Sendern erweitert. HD+-Kunden können die verschlüsselten Programme ohne Aufpreis empfangen. Die Sender steuert das Medienunternehmen High View bei, das gleichzeitig drei weitere, unverschlüsselte Sender in SD-Auflösung auf Astra startet.
Mit dem „Vielfalt+“-Paket sowie den drei neuen SD-Sendern bauen High View, SES Germany und HD Plus ihre Partnerschaft aus. High View hatte sich Anfang des Jahres langfristig Satellitenkapazitäten auf Astra für neue Sender gesichert. Seitdem wurden bereits zehn unverschlüsselte SD-Sender gestartet. Das Angebot soll in den kommenden Monaten weiter ausgebaut werden.
Das „Vielfalt+“-Paket enthält die Musikkanäle Deluxe Rock HD, Deluxe Flashback HD, Deluxe Dance by Kontor HD, Deluxe Rap HD und Deluxe Lounge HD, die Reise- und Doku-Sender xplore HD, HipTrips HD und OneTerra HD, den Kochkanal Just Cooking HD, den Anglersender just.fishing HD, die Serienkanäle Crime Time HD und Serien+ HD sowie den Sender Red Adventure HD, der Einblicke in die Welt von Spitzen- und Extremsportlern bietet. Alle HD+-Kunden können das neue Paket ohne Zusatzosten empfangen – unabhängig vom Empfangsgerät (HD+-Receiver, HD+-Modul oder HD+-TV-App) und unabhängig davon, ob sie in der Test- oder Bezahlphase sind. In der HD+ TV-App sind die Sender auch ohne aktives HD+-Produkt zu sehen.
Unverschlüsselt über Astra werden die SD-Sender Serien+, Red Adventure und Deluxe Lounge verbreitet. Die neuen High-View-Programme belegen die Frequenzen 12,640 GHz V (SR 23.500, FEC 3/4), 12,669 GHz V (SR 23.500, FEC 3/4) und 12,699 GHz V (SR 23.500, FEC 3/4).
„Das Programmangebot ist in diesem Jahr mit 26 neuen Sendern so spektakulär gewachsen wie lange nicht. Das zeigt, dass sich der Satellit als Empfangsweg attraktiv entwickelt“, sagte Christoph Mühleib, der als Geschäftsführer von SES Germany die Geschäfte von SES und Astra in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortet. „Für TV-Sender gewinnt der Verbreitungsweg Satellit weiter an Relevanz, denn mit 16,3 Millionen Haushalten in Deutschland ist er der meistgenutzte TV-Empfangskanal.“
AG SAT und ZVEI: SD-Empfangsanlagen frühzeitig auf HD umstellen
Die AG SAT und der Elektro- und Digitalindustrieverband ZVEI empfehlen, sich frühzeitig mit der Umstellung der Satellitenanlagen auf HD-Empfang zu befassen. Das betrifft neben den Privathaushalten vor allem auch Betreiber von Gemeinschafts-Empfangsanlagen und -kabelnetzen wie beispielsweise in Wohnanlagen, Hotels, Krankenhäusern oder Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Hintergrund ist die Entscheidung der ARD am 7. Januar 2025 die SD-Satellitenausstrahlung ihrer Fernsehprogramme auf Astra (19,2° Ost) zugunsten einer reinen HD-Verbreitung einzustellen.
„Der besondere Fokus bei der Umstellung liegt auf Gemeinschaftsanlagen. Der 7. Januar 2025 hört sich noch so weit weg an – das ist aber ein Trugschluss, berücksichtigt man die Abstimmungs-, Finanzierungs- und Planungsphasen bei Gemeinschaftsanlagen. Dazu kommen dann Bestell- und Lieferzeiten und zuletzt müssen die Anlagen, größtenteils im laufenden Betrieb, noch von zu wenig vorhandenen Fach-Handwerksbetrieben installiert und in Betrieb genommen werden. Gründe, noch länger beim SD-Empfang zu bleiben, gibt es nicht“, sagte der AG-SAT-Vorsitzende Matthias Dienst.
Carine Chardon, Bereichsleiterin Consumer im ZVEI, erklärte: „Nachdem die ARD bei ARD-alpha seit Ende 2021 und bei den gemeinsam mit dem ZDF betriebenen Programmen Phoenix und ARTE seit Ende 2022 ausschließlich auf HD-Verbreitung setzt, bringt sie den Umstieg in das HDTV-Zeitalter nun konsequent zum Abschluss. Das Ende des Simulcasts von SD und HD spart wichtige Ressourcen bei der Verbreitung und ist angesichts der Geräte- und Haushaltausstattung mit HD-Signalen auch absolut zeitgemäß. Wichtig ist dabei der frühzeitige Kommunikationsvorlauf, der es den institutionellen wie privaten Betroffenen ermöglicht, sich für die neue Situation auszustatten.“
Ob die TV-Sender bereits in HD empfangen werden, lässt sich im laufenden Programm entweder an dem Zusatz „HD“ im Senderlogo oder beim Programmnamen in der Senderliste erkennen. Erscheinen die HD-Programme trotz geeignetem Empfangsgerät nicht in der Senderliste, ist ein (manueller) Suchlauf notwendig. Erscheinen keine HD-Sender unter den eingestellten Programmen, kann die Neuanschaffung eines HDTV-Empfangsgeräts erforderlich sein.
The History Channel und Crime + Investigation bleiben bei Sky
Die TV-Sender von A+E Networks Germany werden auch weiterhin über die Sky-Plattform empfangbar sein. A+E Networks Germany und Sky Deutschland haben einen neuen mehrjährigen Vertrag geschlossen, der die Verbreitung von The History Channel und Crime + Investigation über Sky in Deutschland, Österreich und der Schweiz umfasst.
Im Rahmen der Zusammenarbeit, die seit mehr als 14 Jahren besteht, sind für Sky-Kunden neben den linearen Sendern auch ausgewählte Programme über Sky Q und WOW beziehungsweise Sky X (Österreich) und Sky Show (Schweiz) auf Abruf verfügbar.
Ein weiterer Vertrag umfasst die Werbevermarktung von The History Channel und Crime + Investigation durch die Sky-Deutschland-Tochter Sky Media. Im Frühjahr 2023 hatte Sky bereits die Kabelverbreitung von The History Channel ausgebaut.
HD+ bringt mit HbbTV OpApp Live-Pause und Neustart ins Sat-TV
Der Plattformbetreiber HD+ bietet ab sofort für Satellitenhaushalte die Möglichkeit, das laufende TV-Programm anzuhalten, zeitversetzt zu sehen und nochmal von Anfang an zu starten. Die Pause-, Timeshift- und Neustart-Funktionen stehen zunächst bei den öffentlich-rechtlichen Programmen, den ProSiebenSat.1-Sendern sowie bei MTV und Comedy Central zur Verfügung, weitere sollen folgen.
Ermöglicht werden die Funktionen durch die überarbeitete HD+ TV-App, die das Satellitenfernsehen mit IP-Streaming verbindet. Technische Grundlage ist die HbbTV Operator Application (OpApp): Auf Wunsch des Zuschauers wird bei der ersten Inbetriebnahme des Smart-TV die HD+-TV-App installiert, die das Gerät mit der Benutzeroberfläche von HD+ ausstattet. In 80 Prozent aller neu verkauften UHD-TV-Geräte ist laut HD+ heute bereits die HD+-TV-App integriert.
Mit der HD+-TV-App können die Zuschauer das HD- und UHD-Programmangebot von HD+ sechs Monate lang kostenlos und unverbindlich testen sowie die Zusatzfunktionen nutzen. Dazu zählt auch eine Suchfunktion, die das TV-Programm und Mediatheken-Inhalte abdeckt, sowie eine Home-Seite mit Tipps aus dem Live-TV- und Abrufangebot. Außerdem erhalten die Zuschauer einen automatischen Hinweis, wenn laufende Sendungen in UHD-Qualität empfangbar sind. Das Update soll bis Anfang 2024 an alle TV-Geräte ausgespielt werden, auf denen die HD+-TV-App aktiviert ist.
Mit der TV-App und ihren neuen hybriden Funktionalitäten eröffneten sich Satellitenhaushalten „neue Möglichkeiten, die sie bis dato vor allem von IPTV-Anbietern kannten“ und hebe damit den Komfort „auf ein neues Niveau“, sagte Andreas Müller-Vondey, Geschäftsführer von HD Plus.
Wer sich nach der kostenlosen Testphase HD+ gegen das Bezahlangebot von HD+ entscheidet, kann die TV-App kostenlos weiternutzen. Die HD+-Sender fallen dann weg, lassen sich aber durch die SD-Varianten ersetzen. Die Pause-Funktion, die Home-Seite und das kürzlich gestartete „Vielfalt+“-Paket mit 13 HD-Sendern stehen weiterhin zur Verfügung.
Sport1 startet ersten FAST Channel
Zattoo nimmt zwei neue FAST Channels von Autentic in Deutschland, Österreich und der Schweiz ins Angebot: Spiegel TV Konflikte und Curiosity Now. Spiegel TV Konflikte widmet sich den wichtigsten globalen Auseinandersetzungen unserer Zeit, während Curiosity Now dokumentarische Inhalte und Bildungsprogramme rund um Wissenschaft, Geschichte, Natur, Technologie und Kultur zeigt. Die Sender sind ab sofort in der Kanalliste zu finden. Die Inhalte können jederzeit pausiert, von vorne gestartet sowie rückwirkend geschaut werden.
„Wir haben die Entwicklung der FAST-Sender genau beobachtet und sind überzeugt, dass ein Markteintritt hier auch für uns erfolgsversprechend ist. Damit errichten wir eine weitere Säule in unserer Multiplattformstrategie, um unsere Distributionswege und Kommerzialisierungsformen spezifisch auszubauen“, sagte Andreas Gerhardt, Chief Distribution Officer von Sport1. „Wir wollen für die jeweiligen Distributionsplattformen ein passendes Produkt bieten und haben uns beim Thema FAST für bewährte und erfolgreiche TV-Serien entschieden. Mit Samsung TV Plus haben wir zum Start einen äußerst anerkannten Partner gefunden. Darüber hinaus planen wir einen weiteren Ausbau auch auf anderen Plattformen.“
Spiegel TV Konflikte und Curiosity Now starten bei Zattoo
Zattoo nimmt zwei neue FAST Channels von Autentic in Deutschland, Österreich und der Schweiz ins Angebot: Spiegel TV Konflikte und Curiosity Now. Spiegel TV Konflikte widmet sich den wichtigsten globalen Auseinandersetzungen unserer Zeit, während Curiosity Now dokumentarische Inhalte und Bildungsprogramme rund um Wissenschaft, Geschichte, Natur, Technologie und Kultur zeigt. Die Sender sind ab sofort in der Kanalliste zu finden. Die Inhalte können jederzeit pausiert, von vorne gestartet sowie rückwirkend geschaut werden.
Stephan Schmitter wird neuer CEO von RTL Deutschland
Stephan Schmitter wird zum 1. Januar 2024 als Chief Executive Officer (CEO) die Führung von RTL Deutschland übernehmen. Zusätzlich zu seinen aktuellen Funktionen als Geschäftsführer Programm wird Schmitter als CEO von RTL Deutschland die Verantwortung für den Streamingdienst RTL+ sowie das neu aufgestellte Publishing-Geschäft Gruner+Jahr (G+J) übernehmen.
Die Geschäftsführung von RTL Deutschland setzt sich damit ab dem 1. Januar 2024 wie folgt zusammen: Stephan Schmitter (CEO), Matthias Dang (Chief Commercial, Technology and Data Officer), Andreas Fischer (Chief Operating Officer) und Ingrid Heisserer (Chief Financial Officer & Chief Human Resources Officer).
„Stephan Schmitter lebt und verkörpert RTL. Er ist ein Unternehmer mit einem außerordentlichen Gespür für Inhalte und einem partnerschaftlichen Führungsstil. Als Geschäftsführer Programm hat er in kurzer Zeit Weichen gestellt. So hat RTL in diesem Jahr als einziger Hauptsender in Deutschland Zuschaueranteile in der Kernzielgruppe gewonnen. VOX ist die Nummer 2 der Privatsender geworden, und unsere Senderfamilie hat ihre Marktführerschaft deutlich ausgebaut. Zugleich haben wir den Wachstumskurs von unserem Streamingdienst RTL+ mit aktuell rund 4,7 Millionen Abonnenten fortgesetzt. Ich freue mich sehr auf die weitere Zusammenarbeit mit Stephan Schmitter und wünsche ihm viel Erfolg in seiner neuen Funktion“, sagte Thomas Rabe, CEO der Muttergesellschaft RTL Group und aktuell auch Vorsitzender der Geschäftsführung von RTL Deutschland.
Eva Flecken folgt auf Wolfgang Kreißig als DLM-Vorsitzende
Ab Januar 2024 wird Eva Flecken, Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) den Vorsitz der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) und der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) übernehmen. Die Gesamtkonferenz der Medienanstalten (GK) wählte die 40-Jährige in ihrer heutigen Sitzung in Berlin zur Nachfolgerin von Wolfgang Kreißig (LFK). Ihre Amtszeit als Vorsitzende der beiden bundesweiten Gremien der Medienanstalten beträgt zwei Jahre.
„Die Vorsitzzeit von Herrn Dr. Kreißig war von Anfang an geprägt durch eine Reihe von außergewöhnlichen Krisen und Umbrüchen mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Medienbranche. Herr Dr. Kreißig hat in diesen Zeiten großer Unsicherheiten mit intensivem Dialog und pragmatischen Lösungen für Stabilität und Verlässlichkeit in der Branche gesorgt. Gleichzeitig navigierte er die Medienaufsicht auch intern besonnen durch die mit dem neuen Medienstaatsvertrag nötig gewordenen, komplexen Veränderungsprozesse. Auf nationaler und europäischer Ebene hat er sich für die demokratieerhaltende Staatsferne der föderal organisierten Medienaufsicht stark gemacht. Im Namen der GVK danke ich ihm sehr herzlich für vier Jahre Weitsicht und Kontinuität und eine immer offene und konstruktive Zusammenarbeit mit der GVK,“ sagte Albrecht Bähr, Vorsitzender der GK sowie der Gremienvorsitzendenkonferenz der Landesmedienanstalten (GVK).
„Mit Frau Dr. Flecken tritt eine ausgewiesene Expertin für Medienpolitik und -regulierung an die Spitze der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten. Ich freue mich, mit ihr zusammen die deutsche Medienaufsicht in ihrer demokratiesichernden Funktion sowie als Garant für Medien- und Meinungsvielfalt weiter zu stärken,“ blickt Bähr auf die kommende Amtsperiode.
waipu.tv holt Sky WOW auf Streaming-Stick
Der Sky-Streaming-Dienst WOW ist ab sofort auf dem 4K-Stick von waipu.tv verfügbar. Der Schritt ist Teil einer strategischen Partnerschaft der waipu.tv-Muttergesellschaft Exaring mit dem Pay-TV-Veranstalter, die künftig weiter ausgebaut werden soll. Zunächst kann die WOW-App über den Google App Store gebucht werden, künftig ist sie auf dem waipu.tv-4K-Stick vorinstalliert.
Ziel ist die komplette Integration von WOW in die Produktwelt von waipu.tv: Kunden können künftig ein Kombi-Angebot von waipu.tv-„Perfect Plus“ und WOW zu einem vergünstigten Preis erwerben. Der Start des Angebots ist für 2024 geplant. Entsprechende Kombi-Angebote gibt es bereits mit Netflix und DAZN.
„Mit WOW ergänzen wir das Angebot für unsere Kunden um eine weitere Marke mit großer Strahlkraft“, sagte Exaring-Vorstand Markus Härtenstein in München. „Wir sprechen derzeit mit zahlreichen weiteren Partnern. Kooperationen sind wichtig, um den Kunden all ihre Lieblings-Inhalte und -Apps möglichst einfach und aus einer Hand zugänglich zu machen. Unser waipu.tv-4K-Stick wird so zum zentralen Entertainment-Device im Wohnzimmer.“
TeraVolt entwickelt Zapping Player für ZDFmediathek
Die Digital-TV-Agentur TeraVolt hat einen Zapping Player für die ZDFmediathek entwickelt, der den Zuschauern neue Möglichkeiten bietet, weitere und neue Inhalte zu entdecken. Mit der HbbTV-basierten Anwendung können auf dem Fernseher Funktionen genutzt werden, die bisher nur auf Social-Media-Plattformen integriert waren.
Die „Content Swipe“-Funktion soll insbesondere jüngere Zielgruppen ansprechen, die es gewohnt sind, durch Content-Feeds auf Social-Media-Plattformen zu scrollen: Es ist jedes Mal eine Überraschung, welcher Inhalt als nächstes vorgeschlagen wird. Der als Overlay über dem Videoplayer integrierte Zapping Player kann mit der Fernbedienung des Smart TV gesteuert werden.
So kann schnell zwischen den verschiedenen Inhalten hin- und hergewechselt werden. Im Vergleich zur klassischen Navigation über Teaser-Kacheln, wo oft nicht klar ist, welche Inhalte sich dahinter befinden, sind die Zuschauer direkt in der laufenden Sendung und sehen gleich, um welche Art von Inhalt es sich handelt.
Lokal-TV-Portal ab sofort auf Vestel-TV-Geräten verfügbar
Die Bayerische Medien Technik (bmt) verbessert in Zusammenarbeit mit Vestel die Auffindbarkeit von lokalen und regionalen Inhalten in Deutschland. Das Lokal-TV-Portal, das den einfachen Zugriff zu vielen Livestreams von Lokal-TV-Programmen und Offenen Kanälen in Deutschland ermöglicht, ist ab sofort auch als App auf den Vestel TV-Plattformen Linux, Android TV und Fire TV verfügbar.
Auf der Vestel-Linux-Plattform befindet sich das Lokal-TV-Portal vorinstalliert im App-Launcher-Bereich. Bei Android TV und Fire TV kann die App aus den jeweiligen App-Stores unter dem Suchbegriff „Lokal-TV Portal“ installiert werden.
Neben der HbbTV-Variante, die seit zehn Jahren über Satellit mit am Internet angeschlossenen TV-Geräten empfangbar ist, ermöglichen die neuen Apps auch Haushalten ohne klassischen TV-Anschluss den Zugriff auf Livestreams von Lokal-TV-Programmen und Offenen Kanälen in Deutschland. Das Lokal-TV-Portal ist eine Initiative der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien unter Beteiligung weiterer Landesmedienanstalten in Deutschland.
HD+ startet neue Mobile-App HD+ Stream
Der Plattformbetreiber HD+ startet eine neue App für die mobile Nutzung von TV-Sendern und Mediatheken-Inhalten zuhause und unterwegs. HD+ Stream umfasst über 80 öffentlich-rechtliche und private HD-Sender, die als Livestreams auf dem Smartphone oder Tablet (Android/iOS) empfangen werden können. Der Clou: Ein klassisches HD+-Abonnement via Astra (19,2° Ost) oder IP-Stream für den Fernseher ist dafür nicht notwendig.
Die App, die ab sofort im Google Play Store und Apple App Store erhältlich ist, kostet 8,99 Euro pro Monat, das Abo ist monatlich kündbar. Sieben Tage lässt sich die App kostenlos testen. Neben den TV-Sendern gibt es Zusatzfunktionen wie den Neustart laufender Programme, eine Suche, die sich über Live-TV und die Mediatheken erstreckt, einen Programmführer (EPG), TV-Tipps und eine Merkliste zur persönlichen Programmplanung mit Erinnerungsfunktion.
Bis zu zwei Streams können gleichzeitig auf insgesamt fünf verschiedenen Geräten genutzt werden. Im EU-Ausland können die Nutzer auch auf Reisen ohne Zusatzkosten mobil streamen. Der EPG lässt sich auch nach Beendigung des Abos kostenfrei nutzen.
HD+ Stream ist ein Produkt-Bundle aus HD+ ToGo für Smartphones und Tablets und HD+ IP für Smart TVs. Wer einen kompatiblen Fernseher von Panasonic und ab Anfang 2024 von Samsung besitzt, kann HD+ Stream daher ohne Zusatzkosten auch als TV-Streaming-Angebot auf dem Smart-TV nutzen. Für diese Kunden stehen dann damit insgesamt bis zu drei parallele Streams zur Verfügung, wie ein HD-Plus-Sprecher gegenüber MediaLABcom bestätigte.
HbbTV aktualisiert Operator-Application-Spezifikation
Die HbbTV Association hat eine aktualisierte Version der HbbTV-Operator-Application-Spezifikation veröffentlicht. Wenn eine Vereinbarung zwischen Plattformbetreiber und Smart-TV-Hersteller besteht, agiert die HbbTV OpApp wie eine virtuelle Set-Top-Box im Fernseher und ermöglicht es dem Betreiber, herstellerübergreifend eine einheitliche Benutzeroberfläche unter seiner Marke anzubieten. Beim Einschalten erscheint das TV-Gerät im „Look and Feel“ des Betreibers mit der gesamten Bandbreite an Diensten.
Die neue Version verbessert die Einbindung IP-basierter linearer Sender in Operator Applications einschließlich der Möglichkeit, reguläre interaktive HbbTV-Anwendungen („Rote Taste“) neben IP-basierten linearen Sendern und vom Betreiber verwalteten Bereichen der Benutzeroberfläche darzustellen. Dies ermöglicht ein konsistentes und nahtloses Zuschauererlebnis bei Broadcast- und IP-Sendern.
Die aktualisierte Spezifikation ermöglicht es einer Operator Application auch, das Streaming und die Darstellung einer Reihe IP-basierter linearer Sender zu verwalten, die aus einer DVB-I-Serviceliste oder einer gleichwertigen Liste stammen, was flexibles Streaming-Angebote und schnelles Zapping durch die Sender ermöglicht.
Eine wichtige Antriebskraft hinter vielen dieser neuen Funktionen sind die Anforderungen britischer Rundfunkanstalten und TV-Gerätehersteller, die 2024 gemeinsam die neue hybride TV-Plattform Freely in Großbritannien einführen, was die Bedeutung der aktualisierten Spezifikation für die Marktteilnehmer unterstreicht. Freely wird wahrscheinlich die erste Anwendung sein, die die neue Version verwendet.
Die aktualisierte Spezifikation enthält auch Verbesserungen, die auf der Entwicklung und Einführung von Operator Applications in Deutschland beruhen, wo sie seit März 2019 kommerziell eingesetzt werden.
Sunrise nimmt NHK World Premium auf
Der Schweizer Netzbetreiber Sunrise hat den japanischen Pay-TV-Kanal NHK World Premium in sein Angebot aufgenommen. Der Sender, den die Kunden über das „Japan-Paket“ buchen können, bietet ein Vollprogramm mit Nachrichten, Serien, Musik, Kindersendungen und Sport, die von den vier NHK-Inlandskanälen stammen.
NHK World Premium sendet in japanischer Sprache für Zuschauer im Ausland und ist insgesamt in 20 Millionen Haushalten in über 100 Ländern in verfügbar. Sunrise ist der erste Plattformbetreiber, der den Sender in der Schweiz verbreitet. Der englischsprachige Free-TV-Nachrichtenkanal NHK World-Japan ist ebenfalls bei Sunrise zu empfangen.
Partner:
Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation
Herausgeber: Heinz-Peter Labonte (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Marc Hankmann (Leitung),
Dr. Jörn Krieger
MediaLABcom ist ein Angebot der LABcom GmbH
Hier können Sie sich von unserem Verteiler abmelden.
Ihre E-Mail-Adresse wird umgehend aus unserer Datenbank ausgetragen und Sie erhalten keine weiteren E-Mails.
© 2022 LABcom GmbH